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Mehr Lebensqualität und eine bessere Prognose
Individuelles Trainingsprogramm für Krebspatienten
Für dieses patientennahe Programm erhält die Projektgruppe 23.750 Euro von der Stiftung des Tübinger Tumorzentrums.
Das interdisziplinäre Projekt von Sportmedizin (Prof. Andreas Nieß), Innere Medizin II, Onkologie und Hämatologie (Prof. Lothar Kanz) und dem Institut für Sportwissenschaft der Universität Tübingen (Prof. Gorden Sudeck) startet im Mai mit der Rekrutierung von Patienten. Teilnehmen können Patienten mit einer Tumorerkrankung, die ambulant noch behandelt werden oder deren Therapie erst kurz zurück liegt und die aus dem Großraum Tübingen/Reutlingen stammen.
„Wir planen im ersten Jahr etwa 90 Patienten in die Studie aufzunehmen“, erläutert Sportmediziner Andreas Nieß, „und wenn alles nach Plan läuft, können wir im Winter dieses Jahres schon erste Ergebnisse vorlegen“.
Der Nutzen von Sport und Bewegung bei Krebs ist gut dokumentiert. Aber oft hapert es an der praktischen und langfristigen Umsetzung, weil die Empfehlungen zu allgemein gehalten sind oder nicht den Fähigkeiten und Möglichkeiten des Einzelnen entsprechen oder weil die Intervention zu kurz greift. Deshalb ist das Trainingsprogramm, für dessen Konzeption und Evaluation die beiden Sportwissenschaftlerinnen Dr. Ulrike Wilde-Gröber und Bettina Barisch-Fritz zuständig sind, auf sechs Monate angelegt.
Zu Beginn werden die Patienten sportmedizinisch auf ihre körperliche Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit untersucht. Dann werden weitere individuelle Voraussetzungen erfasst, wie z. B. die Motivation und Kompetenzen, aber auch mögliche Barrieren für eine regelmäßige Trainingsteilnahme und für eine optimierte Individualisierung des Trainingsprogrammes herangezogen. Darauf aufbauend wird ein individuelles Trainingsprogramm erstellt. Trainiert wird im sportmedizinischen Trainingszentrum im Gesundheitszentrum auf dem Schnarrenberg unter trainingswissenschaftlicher und medizinischer Betreuung. Vergleichsdaten werden während und zum Abschluss der Trainingsintervention erhoben.
Aus den in dieser langfristigen Betreuung gewonnenen Daten wollen die Wissenschaftler auch Faktoren dafür identifizieren, wie ein Trainingsprogramm gestaltet werden muss, um langfristig und nachhaltig umgesetzt zu werden. „Auf diese Weise kann man eine Trainingsintervention noch besser auf die individuellen Voraussetzungen abstimmen und dessen Nachhaltigkeit entscheidend unterstützen“, so Gorden Sudeck. Lothar Kanz ergänzt „Wir hoffen, dass mit der Etablierung des Trainingsangebots die Versorgung unserer Patienten weiter verbessert wird und wir dieses dann auch für eine erweiterte Patientengruppe am Tübinger Tumorzentrum anbieten zu können.“
Ludwig Hiermaier Stiftung
Die Ludwig Hiermaier Stiftung für angewandte Krebsforschung ist am Südwestdeutschen Tumorzentrum - Comprehensive Cancer Center Tübingen angesiedelt. Sie geht auf den 2002 verstorbenen Ludwig Hiermaier zurück, der sein Vermögen der Krebsforschung in Tübingen vermachte. Die Stiftung unterstützt interdisziplinäre Forschungsvorhaben, die dazu beitragen, die stationäre und ambulante Versorgung von Krebspatienten zu verbessern. Für den interdisziplinär zusammengesetzten Stiftungsrat ist bei der Bewertung der Projekte das entscheidende Kriterium, ob die zu erwartenden Forschungsergebnisse rasch ans Krankenbett übertragbar sind und daher den Patienten schnell zugute kommen können.
Kontaktstelle für Patienten
Tumorpatienten, die sich für eine Teilnahme an der Studie interessieren, bekommen in der Abteilung für Sportmedizin unter der Telefonnummer 07071/29-8 64 93 weitere Informationen.
Medizinische Universitätsklinik
Abt. Sportmedizin
Prof. Dr. med. Andreas Nieß
Hoppe-Seyler-Str. 6, 72076 Tübingen
Tel.: 07071/29-8 64 72
eMail: andreas.niess@med.uni-tuebingen.de