Heutzutage ist Krebs eine der häufigsten Todesursachen. Der Umstand, dass in historischen Aufzeichnungen nur wenige Hinweise auf Krebserkrankungen zu finden sind, kann dazu verleiten, Krebs als eine reine Krankheit der Moderne anzusehen, die ausschließlich auf den ungesunden Lebensstil (z.B. Rauchen), die allgemeine Umweltverschmutzung (z.B. Abgase) und der erhöhten Exposition gegenüber krebserregenden Faktoren (z.B. medizinische Diagnostik oder künstliche Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln) der modernen Zeit zurückzuführen ist.
Dass dem nicht so ist, zeigen unter anderem Wissenschaftler der Universität Durham (England), die jetzt ein ca. 3000 Jahre altes Skelett aus dem Norden Sudans untersucht haben [1]. Das Skelett des jungen Mannes von ca. 25-35 Jahren ist übersät mit Läsionen, die sich nach Einbeziehung verschiedenen Alternativerklärungen und unterschiedlicher Untersuchungsmethoden am wahrscheinlichsten als Krebs-Metastasen klassifizieren lassen. Damit ist dieses Skelett der bisher älteste vollständige, physische Beleg für Krebsmetastasen beim Menschen.
Einschätzung Carstens-Stiftung:
Neben der Umweltbelastung hat die immer weiter steigende Lebenserwartung des Menschen dazu geführt, dass Krebs als Todesursache prominenter in den Vordergrund gerückt ist, z.B. gegenüber Infektionskrankheiten. Der jetzt gemachte Fund widerlegt natürlich nicht, dass unsere heutige Lebensweise das Risiko, an Krebs zu erkranken, erhöht (geschätzt ist dies heute bei 80% der Krebserkrankungen der Fall [2]). Aber sie zeigt, dass Krebs schon lange ein Begleiter des Menschen und kein modernes Phänomen ist.
Literatur
Binder M, Roberts C, Spencer N, Antoine D, Cartwright C (2014) On the Antiquity of Cancer: Evidence for Metastatic Carcinoma in a Young Man from Ancient Nubia (c. 1200BC). PLoS ONE 9(3): e90924. > Abstract
Doll R, Peto R. The causes of cancer: quantitative estimates of avoidable risks of cancer in the United States today. J Natl Cancer Inst. 1981 Jun;66(6):1191-308. > Abstract