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  • von Thomas Heckmann

33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS)

Erblicher Brustkrebs: Welche Risiken bei BRCA Genmutationen? Was kann Frau tun?

Chemotherapie © Foto: Ch. Herzau-Weisel / pixelio.de
© Foto: Ch. Herzau-Weisel / pixelio.de

Professor Dr. med. Marion Kiechle, Co-Kongresspräsidentin 2013 der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS), Direktorin der Frauenklinik, Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München, anlässlich der 33. Jahrestagung, der DGS am 27. Juni 2013 im Internationalen Congress Center München.

Hintergrund: Frauen mit einer erblichen Veranlagung (Keimbahnmutationen in den Genen BRCA1 oder BRCA2) haben ein hohes Risiko in ihrem Leben an Brust- und Eierstockkrebs zu erkranken (80% bzw. 60%). Trotz vorliegender erblicher Veranlagung erkranken nicht alle Frauen an Krebs. Dies ist ein Hinweis darauf, dass es Faktoren geben muss, die das Krebserkrankungsrisiko beeinflussen können. Erste Beobachtungen haben ergeben, dass Frauen mit erblicher Veranlagung weniger häufig an Krebs erkranken, wenn sie in der Jugend körperlich aktiv waren.

Brustkrebs und körperliche Aktivität: Beim nicht erblichen Brustkrebs Mammakarzinom wird das Krebserkrankungsrisiko und auch der Krankheitsverlauf entscheidend von der körperlichen Aktivität, der Ernährung und auch dem Körpergewicht beeinflusst. In einer Vielzahl von prospektiven Studien konnte demonstriert werden, dass regelmäßige körperliche Aktivität die Brustkrebsinzidenz signifikant senken kann, wobei das Risiko sich im Durchschnitt um 25% verringert. Auch sind das Rückfallrisiko und die Mortalität bei an Brustkrebs erkrankten Frauen um 50% gesenkt, wenn sie regelmäßig Sport betreiben. Weitere Vorteile sind ein Gewinn an Lebensqualität, eine Steigerung der Fitness und eine bessere Verträglichkeit der Chemotherapie.

Brustkrebs und Ernährung: Auch die Ernährung beeinflusst das Brustkrebserkrankungsrisiko. Adipositas und Gewichtszunahme steigern das Risiko in der Prä- und Postmenopause an Brustkrebs zu erkranken. Eine Gewichtszunahme von mehr als 20kg nach dem 18. Lebensjahr verdoppelt das Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Zudem haben Frauen mit einem BMI von 30 kg/m2 ein größeres Risiko Fernmetastasen zu entwickeln und an Brustkrebs zu versterben. In einer prospektiven Studie mit Brustkrebspatientinnen, die eine adjuvante Standardtherapie erhielten, führte ein Kalorien und Fett reduziertes Ernährungsprogramm zu einer signifikanten Verbesserung der Rückfallrate.

Brustkrebs und Psyche: Weitere Risikofaktoren für Brustkrebs sind Depressionen, eine pessimistische Lebensperspektive und eine negative Stressverarbeitung. Es zeigte sich, dass körperliche Aktivität einen günstigen Einfluss nimmt auf die Stressverarbeitung und auf Depressionen. Die große Bedeutung einer optimistischen Lebenseinstellung für verschiedene psychische als auch somatische Erkrankungen wurde in vielen Studien überzeugend dargelegt. Es zeigte sich eine positive Korrelation zwischen einer optimistischen Lebensperspektive und dem psychischen Wohlbefinden, der Gesundheit, der Stressreduktion, der Sterblichkeit und einer schnelleren Genesung nach einer Erkrankung.

LIBRE-Studie: Bei Frauen mit erblicher Veranlagung für ein Mamma- oder ein Ovarialkarzinom existieren bislang keine Studien im Kontext von Lebensstil und Brustkrebs. Selbst retrospektive Daten sind kaum vorhanden.

Die deutsche Krebshilfe unterstützt nun eine zunächst 3-jährige, prospektive Studie, in der gezeigt werden soll, dass durch ein strukturiertes Lebensstilinterventionsprogramm der Ernährungszustand, die körperliche Fitness, das Gewicht, die Lebensqualität und auch die Stressverarbeitung bei Frauen mit erblichem Mamma- und Ovarialkarzinomen signifikant verbessert werden kann. In der Folge soll darüber hinaus gezeigt werden, dass der neue Lebensstil zu einer signifikante Reduktion der Krebsinzidenz und eine Verbesserung der Prognose und Mortalität führt. Die LIBRE-Studie startet im September 2013 zunächst in den Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs München (Studienkoordination und Leitung Prof. Marion Kiechle), Kiel und Köln und ein Jahr später in allen Zentren für familiären Brust- und Eierstockkrebs der Deutschen Krebshilfe (http://www.krebshilfe.de/brustkrebszentren.html).

Operative Prävention: Die beidseitige prophylaktische Mastektomie und Adnektomie führt bei BRCA Mutationsträgerinnen zu einer signifikanten Risikoreduktion für Brustkrebs (um 90–98%) und einer Risikoreduktion für ein Ovarialkarzinom um 75–96%. Letztere senkt auch die Mortalität.

Strukturiertes Früherkennungsprogramm für Brustkrebs: Dieses Programm beinhaltet regelmäßige klinische Untersuchungen, Mammographie-, MRT- und Ultraschalluntersuchungen und ist in der Lage, die Krebserkrankung in einem sehr frühen Stadium zu entdecken.

Literatur

Ewertz M, Jensen MB, Gunnarsdóttir KÁ, Højris I, Jakobsen EH, Nielsen D, Stenbygaard LE, Tange UB, Cold S. Effect of obesity on prognosis after early-stage breast cancer. J Clin Oncol. 2011;29(1):25-31.

Friedenreich CM. The Role of Physical Activity in Breast Cancer Etiology. Semin Oncol 37:297-302, 2010.

Manders P et al. Body weight and risk of breast cancer in BRCA1/2 mutation carriers. Breast Cancer Res Treat. Aug 21, 2010.

Phillips, KM et al., (2008) Stress management intervention reduces serum cortisol and increases relaxation during treatment for nonmetastatic breast cancer. Psychosomatic Medicine, 70: 1044-1049.

Bericht Prof. Kiechle als Download (PDF)

 

Pressemitteilung zur 33. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS)
27.06.2013
06.03.2024, 15:44 | vth
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