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Onkologischer Klinikverbund Essen
Nachsorge bei Krebs
Die Problemstellung:
Die Diagnose Krebs ist und bleibt für Betroffene und Angehörige eine große Belastung, die zu Einschränkungen im gesamten privaten und beruflichen Lebensumfeld führen kann. Für eine gute Behandlung von Krebserkrankungen bedarf es deshalb eines abgestimmten einrichtungsübergreifenden Strategieplans. um Patienten gerade nach der Entlassung aus der Klinik medizinisch, psychologisch und sozial begleiten zu können. Dieses zu entwickeln gehört zu den Aufgaben des "Onkologischen Klinikverbundes Essen". Der OKV setzt bei der Problemlösung auf Dialog.
Vorab wurde bereits eine schriftliche Patientenumfrage organisiert, um erste Anregungen und Hinweise von Betroffenen zu erhalten.
Niedergelassene Onkologen, Hausärzte und onkologische tätige Fachärzte sowie onkologische Kliniken haben sich an der Umfrage beteiligt. Über 400 Patienten haben geantwortet, 60% Frauen, 40% Männer vornehmlich in den Altersstufen zwischen 40 und 60 (40%) und 60-80 (60%). Vielfältige Tumorerkrankungen waren vertreten, in erster Linie die häufigsten Mammakarzinom, Darmtumore, Prostatakrebs. Informationen und Organisation der Nachsorge erfolgten vornehmlich in der behandelnden Klinik und beim Onkologen, viele Patienten müssen die Organisation ihrer Nachsorge aber auch selbst vornehmen. Der Nachsorgezeitraum beträgt zumeist 2 – 5 Jahre, ein Viertel der Patienten befindet sich bis zu 10 Jahren in der Kontrolle nach ihrer Krebserkrankung. Etwa 80% der Patienten sind mit der Betreuung rundherum zufrieden. Andererseits bleiben auch zahlreiche Wünsche offen, ganz an erster Stelle nach einer psychoonkologischen Betreuung, eine Koordination der betreuenden Ärzte und Einrichtungen sowie die Vermittlung von Hilfsmitteln und Informationen zu Selbsthilfegruppen.
Entsprechend lebhaft war die Diskussion unter den zahlreichen Teilnehmern.
Die Hauptforderungen an das Gesundheitssystem lauteten:
1. Aktive Koordination der Tumornachsorge durch eine Art "Lotsen", der die Information der medizinischen Untersuchungen sowie der sozialen und psychologischen Hilfestellungen kennt und Ansprechpartner für den einzelnen Patienten ist.
2. Stärkere Beachtung von Folgestörungen und Folgeerkrankungen von Krebstherapien.
3. Systematische Einbeziehung der Selbsthilfegruppen und Krebsberatungsstellen, aber auch der Angehörigen (auch der Kinder) in die Nachsorge.
Insgesamtt wurde das zunehmende und vielfältige Angebot an verschiedenen Hilfs- Beratungs- und Betreuungsangeboten in Essen gelobt und der Wunsch nach einer diese Angebote koordinierenden Netzwerkstruktur für die Betroffenen besonders hervorgehoben.
Der OKV wird die Ergebnisse und Erfahrungen der Veranstaltung zum Anlass nahmen, sich weiterhin intensiv für Verbesserungen in der Betreuung von Patienten mit Krebserkrankungen in Essen einzusetzen und weitere Patientenveranstaltungen planen.
Aufgabe des OKV:
Im "Onkologischen Klinikverbund Essen" arbeiten klinik- und fachübergreifend Ärztinnen und Ärzte im stationären, ambulanten und niedergelassenen Bereich mit Selbsthilfegruppen und Krankenkassen an patientenorientierten Strategien zur Früherkennung, Behandlung und Nachsorge von Krebserkrankungen am Gesundheitsstandort Essen.
Obschon die Heilungschance bei manchen Krebserkrankungen zunimmt und die Prognose sich deutlich verbessert, erkranken bundesweit jährlich rund 470.000 Menschen an Krebs, davon fast 5.000 in Essen. Diese Zahlen, so zeigen es Untersuchungen, werden in den nächsten Jahren noch anwachsen. In Deutschland entfallen über 50 % aller Krebsneuerkrankungen auf die vier Tumorentitäten (Brust, Prostata, Darm und Lunge). Mehr Krebskranke schaffen aber auch medizinische und strukturelle Herausforderungen für die Nachsorge.
Zitat: Dr. Felicitas Guntrum, Vorsitzende des OKV:
"Hierzu benötigt der OKV kontinuierliche Erfahrungen, Anregungen, Fragen und Wünsche von Betroffenen sowie von Menschen, die das Thema "Bestmögliche Begleitung bei Krebserkrankung" interessiert. Nur im Gespräch mit den Menschen können wir die Krebsnachsorge verbessern – hierfür stehen die Mitglieder des OKV".
Zitat: Prof. Dr. Peter Reimer (stellv. Vorsitzender):
Das Zusammenspiel von Kliniken, niedergelassenen Medizinern und den betroffenen Menschen muss in den Fokus. Jeder Patient hat einen Anspruch auf individuelle, seinen Bedürfnissen gerecht werdende Nachsorge und Begleitung, die wir an der Schnittstelle zwischen klinischer und nichtstationärer Medizin und Pflege gewährleisten müssen".
Dem OKV geht es darum, heutigen und zukünftigen Krebspatienten die bestmögliche Begleitung geben zu können.
Bürgermeister Franz-Josef Britz, lobte während der Veranstaltung den Dialog zwischen Medizin und Menschen und bittet Bürger und Betroffene den Dialog anzunehmen.
"Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie das Gesprächs- und Informationsangebot des Onkologischen Klinikverbundes aktiv annehmen, denn gute Angebote in Therapie und Nachsorge können sich nur entwickeln, wenn es das Zusammenspiel zwischen medizinischen Anbietern, Betroffenen und der Gesellschaft gibt. Insofern ist die heutige Veranstaltung eine große Chance Ihre Sicht der Dinge in den "Onkologischen Klinikverbund Essen" einzubringen und mit den Fachleuten zu diskutieren".
Der OKV wird die Öffentlichkeit regelmäßig über die Entwicklungen in Sachen Krebsnachsorge informieren und den begonnen Dialog mit Betroffenen und Interessierten fortsetzen.