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Hoffnungsschimmer für Krebskinder
Dank EU-Projekt effektivere Therapien und Nachsorge in Sicht für Krebskinder

Allein in Deutschland werden 10.000 ehemalige Patienten befragt, die jetzt zwischen 25 und 45 Jahre alt sind. In der Uniklinik Mainz harmonisiert Herr PD Dr. Peter Kaatsch (Leiter des deutschen Kinderkrebsregisters) die unterschiedlich verschlüsselten Patientendaten der Nationen und koordiniert das Projekt. Deutschland übernimmt gleich zwei Forschungsschwerpunkte: Frau Dr. Gabriele Calaminus (Uniklinik Münster, Vive-Projekt) erforscht die Lebensqualität der ehemaligen Patienten, während Professor Thorsten Langer (Uniklinik Lübeck, Krebsregister LESS*) den Fokus auf Hochtonschwerhörigkeiten als Spätkomplikation gelegt hat. Daneben sind weitere deutsche Forscher, die sich mit den Spätfolgen befassen, eng in das Projekt eingebunden.
Mehr Wissen über Spätkomplikationen und Vorsorge für Überlebende
Die Forscher erhoffen sich Erkenntnisse darüber, wann bei welcher Krebserkrankung welche Vorsorgeuntersuchungen nötig sind, um die Nachsorge der Patienten zu verbessern. "Nach dieser Erhebung wird es auch endlich möglich sein, genauer über Spätfolgen bei Krebstherapien aufzuklären", sagt Calaminus. Dank ihren Untersuchungen weiß man in Zukunft mehr darüber, wie sich Krebstherapien auf die Gesundheit, die psychosoziale Reintegration, die Berufsfindung und die Familiengründung auswirken. Eine Pilotstudie der Forscherin mit 200 deutschen Patienten deutet darauf hin, dass 30 Prozent der Krebspatienten keine Spätfolgen erwarten müssen - dementsprechend wäre es möglich, bestimmte Patientengruppen zu beruhigen: "Man könnte ihnen die Ängste nehmen", so Calaminus. Das Forschungsergebnis widerspricht den Studien der USA: Dort gibt es erst seit den 90er Jahren eine standardisierte Behandlung für krebskranke Kinder und wesentlich mehr Spätkomplikationen.
Vorteile für Neuerkrankte: Effektivere und individuellere Krebstherapien
Für neuerkrankte Kinder kann zukünftig auf Basis der neugewonnenen Erkenntnisse die Art und Dosis der Krebstherapien angepasst werden. Langer sieht zudem Hinweise darauf, dass manche Patienten eine genetische Prävalenz für Hörschädigungen als Reaktion auf bestimmte Chemotherapien aufweisen: "Spätestens bei Erlernen von Fremdsprachen haben Kinder mit Hochtonschwerhörigkeiten Probleme", erklärt Langer. Um dem vorzubeugen, soll zukünftig bei der Wahl und der Dosierung der Therapie die Genetik zu berücksichtigt werden.
Für die Untersuchung testet das Forschungsteam das Gehör der Kinder mit Audiogrammen und nimmt eine Speichelprobe für den Gentest. Kliniken und Patienten, die an dem Studienprogramm teilnehmen möchten, können sich gerne bei Langer melden unter der eMail: thorsten.langer@uksh.de.
Die Ergebnisse der europäischen Untersuchungen werden den Patienten online auf der Website www.kinderkrebsinfo.de sowie in Form von Informationsflyern und LESS-Nachsorgebroschüren (inkl. Kalender für die jeweiligen Untersuchungen) für die jeweilige Krebserkrankung zur Verfügung gestellt.
*LESS: Late Effects Surveillance System - das LESS-Studienzentrum sammelt und analysiert Daten über Spätfolgen bei Überlebenden von Krebserkrankungen im Kindesalter innerhalb eines gut strukturierten Netzwerks.
Kontakt:
Prof. Dr. med. Thorsten Langer
Oberarzt
Studienleiter "Late Effects Surveillance System, LESS" -
Arbeitsgruppe Spätfolgen Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck
Ratzeburger Allee 160
23538 Lübeck
Tel. Zentrale: 0451 500 0 (Funker 1978)
Tel. Sekretariat: 0451 500 2956; Durchwahl: 0451 500 2045
Email: thorsten.langer@uksh.de
www.nachsorge-ist-vorsorge.de (in Vorbereitung)
Bei Fragen zur Lebensqualität steht die Münsteraner AG Leben gerne
zur Verfügung: padleben@uni-muenster.de