In einem neuen Positionspapier nimmt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) Stellung zur geplanten Förderung der Versorgungsforschung. Die wissenschaftliche Fachgesellschaft begrüßt die im Koalitionsvertrag beabsichtigte Stärkung, weist aber zugleich darauf hin, dass diese sich insbesondere auf die zunehmend gefährdete Primärversorgung konzentrieren muss.
Um eine Umetikettierung von Studien aus anderen Bereichen zu vermeiden, ist die Definition eindeutiger Förderkriterien zur versorgungsnahen Forschung unerlässlich.
Aus Sicht der DEGAM ist die Intensivierung der Versorgungsforschung dringend notwendig. Denn durch die steigende Lebenserwartung und ein sich veränderndes Krankheitsspektrum sowie einen rasanten technologischen Fortschritt ergeben sich konkrete Herausforderungen. Das gilt insbesondere im Hinblick auf verbreitete Hinweise auf Über- und Fehlversorgung sowie eine vor allem in strukturschwachen Regionen auftretende Unterversorgung. Ausmaß, Ursachen und Lösungsmöglichkeiten für viele Versorgungsprobleme sind weitgehend unklar und könnten durch gut geplante Vorhaben zur Versorgungsforschung gezielt untersucht werden. Vor diesem Hintergrund hat die DEGAM einen Katalog mit wichtigen, zukünftig besonders relevanten Fragestellungen entworfen, zum Beispiel im Hinblick auf neue Versorgungsmodelle oder die Versorgungskontinuität über Sektorengrenzen hinweg.
Einer befürchteten Umetikettierung von Anträgen aus der Grundlagenforschung, der Technologieentwicklung oder der klinischen Forschung muss aus Sicht der DEGAM durch die Formulierung strenger, eindeutiger Förderkriterien für versorgungsnahe Forschungsvorhaben im Gemeinsamen Bundesausschuss begegnet werden. Ein definierter Teil der Vorhaben muss unbedingt der zunehmend gefährdeten und bisher zu wenig untersuchten gesundheitlichen Primärversorgung, insbesondere der hausärztlichen Versorgung, zugeordnet werden.
Philipp Lesen, Pressekontakt, Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.
Philipp Leson, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Theodor-Stern-Kai 7, 60590 Frankfurt am Main, eMail: leson@degam.de