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Universitätsklinikum Essen
Deutsche Placebo-Forschung weiterhin Weltspitze
Den Placebo-Effekten liegen messbare körperliche Vorgänge zu Grunde, die sich zum Beispiel in der Hirnaktivität, in immunologischen Veränderungen oder Veränderungen im Hormonsystem dokumentieren lassen. Diese Placebo-Effekte können durch aktuelle Erwartungen und frühere Erfahrungen des Patienten mit einer Erkrankung, aber auch durch den Behandlungskontext und die Kommunikation zwischen Arzt und Patient ausgelöst oder verstärkt werden.
Eine überregionale Forschergruppe widmet sich deshalb der Analyse dieser Placebo-Effekte, die neben der eigentlichen medizinischen Verordnung zum Behandlungserfolg beitragen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat nun Projekte der Forschergruppe mit dem Titel „Expectation and conditioning as basic processes of the placebo and nocebo response: Transferring mechanisms to clinical applications“ (FOR 1328) in einer zweiten Förderphase für weitere drei Jahre bewilligt. In der ersten Projektphase, die bereits mit 2,8 Millionen Euro durch die DFG gefördert wurde, untersuchten die Wissenschaftler neurobiologische und psychologische Wirkmechanismen des Placebo-Effektes. Solche Placebo-Effekte lassen sich bei den meisten physiologischen Systeme und medizinischen Krankheitsbildern nachweisen.
Ziel der zweiten Förderphase ist es deshalb, die am Placebo-Effekt beteiligten Mechanismen systematisch auf klinische Anwendungsfelder zu übertragen, um damit die Behandlung von Erkrankungen noch effektiver zu gestalten. Die Forschergruppe hat sich bereits in der ersten Förderphase eine internationale Spitzenposition in diesem Feld erarbeitet und will diese nun weiter ausbauen.
„In einer Reihe von medizinischen Anwendungsfeldern sind die beteiligten Placebo-Effekte größer als die spezifischen, auf das Medikament zurückzuführenden Effekte. Dies unterstreicht, dass hier ein großes, oftmals nur unsystematisch genutztes Potential zur Verbesserung von Behandlungen liegt“, so der Sprecher der Forschergruppe, Prof. Winfried Rief von der Universität Marburg. Durch die weiteren Mitglieder der Sprechergruppe Prof. Ulrike Bingel und Prof. Manfred Schedlowski (Universitätsklinikum Essen) und Prof. Paul Enck (Universitätsklinikum Tübingen) sowie zusätzliche Projekte am Universitätsklinikum Essen und den Universitäten in München und Hamburg wird die Expertise unterschiedlicher medizinischer und psychologischer Felder in dieser Forschergruppe zusammen geführt. Die klinischen Anwendungen reichen von Patienten mit postoperativem Schmerz, Patienten mit Schlafstörungen, Patientinnen mit Reizdarmsyndrom bis hin zur Beeinflussung von immunologischen Funktionen bei Patienten nach Nierentransplantation.
Im Rahmen dieser Forschergruppe werden drei Teilprojekte aus dem Essener Universitätsklinikum mit insgesamt 970.000€ gefördert:
- Frau Professor Ulrike Bingel, Professur für Funktionelle Bildgebung, Klinik für Neurologie, Titel des Teilprojektes: „Einsatz von Konditionierungsprozessen zur Maximierung analgetischer Therapien“
- Frau Professor Sigrid Elsenbruch, Professur für Experimentelle Psychobiologie, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie (in Kooperation mit Herrn Priv.-Doz. Dr. Sven Benson, Professur für Experimentelle Psychobiologie, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie), Titel des Teilprojektes: „Effekte des emotionalen Kontexts auf die Placebo-Analgesie und Nocebo-Hyperalgesie in einem viszeralen Schmerzmodell“
- Herr Professor Manfred Schedlowski, Institut für Medizinische Psychologie und Verhaltensimmunbiologie (in Kooperation mit Herrn Professor Oliver Witzke, Klinik für Nephrologie), Titel des Teilprojektes: „Neurobehaviorale Mechanismen der gelernten immunsuppressiven Placeboantwort: Von den Grundlagen zur klinischen Anwendung”