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Deutsches Krebsforschungszentrum
Je mehr Mutationen im Tumor, desto wirksamer die Immuntherapie
Jedes Jahr erkranken rund 20.000 Menschen am schwarzen Hautkrebs, Tendenz weiter steigend. Schätzungsweise 3.500 dieser Patienten sterben jährlich an der Erkrankung, die jede Altersgruppe betreffen kann. Seit 2011 werden in Deutschland Patienten mit fortgeschrittenem schwarzen Hautkrebs mit Ipilimumab behandelt. Ipilimumab ist der erste zugelassene Wirkstoff aus der Klasse der so genannten Checkpoint-Inhibitoren. Bildlich gesprochen lösen Checkpoint-Inhibitoren die Bremsen des Immunsystems, so dass die Abwehrzellen sich wirkungsvoll gegen Tumoren richten können. Bei rund 20 Prozent der Patienten kann der Krebs mit dem Medikament über mehrere Jahre unter Kontrolle gehalten werden. Aber warum der Wirkstoff einigen Patienten hilft, anderen dagegen nicht, war bislang unklar.
Dieser Frage sind die Wissenschaftler unter der Leitung des DKTK-Forschers Prof. Dr. Dirk Schadendorf, Direktor der Hautklinik am UK Essen, und Levi A. Garraway M.D, Ph.D. von der Harvard University, USA, nun nachgegangen. An der Studie waren auch Onkologen aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum und dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg beteiligt.
Bei der Untersuchung von 110 Patienten entdeckten sie einen interessanten Zusammenhang: Je mehr Mutationen der Tumor aufwies, desto wirksamer war das Medikament. Auch die verstärkte Produktion bestimmter Moleküle (Granzyme A und Perforin), die das menschliche Immunsystem zur Zerstörung von Tumorzellen produziert, steht im Zusammenhang mit der Wirksamkeit von Ipilimumab.
„Unsere Beobachtungen lassen bislang aber noch keine präzisen Vorhersagen zu, wie ein Patient auf den Wirkstoff ansprechen wird“, erläutert Bastian Schilling, einer der Autoren der Studie. Die neuen Erkenntnisse zeigen aber, dass sich dahinter komplexe Mechanismen mit vielen Faktoren verbergen müssen. „Deshalb wollen wir im nächsten Schritt weitere Patienten untersuchen, um die genauen Wirkmechanismen zu entschlüsseln. So können wir die Immuntherapie in Zukunft hoffentlich noch individueller zuschneiden“, ergänzt Dirk Schadendorf.
Eliezer M. Van Allen, Diana Miao, Bastian Schilling, Sachet A. Shukla, Christian Blank, Lisa Zimmer, Antje Sucker, Uwe Hillen, Marnix H. Geukes Foppen, Simone M. Goldinger, Jochen Utikal, Jessica C. Hassel, Benjamin Weide, Katharina C. Kaehler, Carmen Loquai, Peter Mohr, Ralf Gutzmer, Reinhard Dummer, Stacey Gabriel, Catherine J. Wu, Dirk Schadendorf, and Levi A. Garraway: Genomic correlates of response to CTLA4 blockade in metastatic melanoma
Science 2015, DOI:10.1126/science.aad0095
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.