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Gebärmutterhalskrebs
Ein Routine-Abstrich bei Frauen unter 25 schadet mehr als er nützt
Das Forscherteam fand heraus, dass eine Einladung von 100.000 Frauen in der Altersgruppe 20-24 für einen Abstrich-Test bis zu 23 Gebärmutterhals-Krebserkrankungen vermeiden könnte. Wenn bei der Betrachtung die sehr frühen Stadien des Krebses ausgeklammert würden, bei denen die Behandlung oft dieselbe wie für präkanzeröse Stadien ist, so würde das Routine-Screening noch 3 bis 9 invasive Krebserkrankungen von der Entstehung abhalten.
Aber, dies würde auch bedeuten, dass ungefähr 3.000 junge Frauen als Folge des Screenings unnötigerweise behandelt würden. Das Screening würde nämlich auch Veränderungen des Gebärmutterhalses aufnehmen, die sich – bei jüngeren Frauen – fast immer wieder zum Normalzustand zurück entwickeln, auch ohne Behandlung.
Ein Screening für unter 25-jährige Frauen würde deshalb bedeuten, dass viele Frauen unnötigerweise wegen Veränderungen behandelt würden, die keinerlei Schaden anrichten, wenn man sie in Ruhe lässt. Und eine Behandlung ist mit Nebenwirkungen verbunden, welche für eine Minderheit der Frauen, das Risiko von schwerwiegenden Blutungen und einer Zunahme des Risikos von Frühgeburten bei späteren Schwangerschaften einschließen würden.
Die Forscher schätzten, dass um eine Krebserkrankung an der Entstehung zu hindern, das Nationale Gesundheitssystem (NHS) zwischen 12.500 und 40.000 zusätzlichen Abstrich-Untersuchungen bei Frauen zwischen 20 und 24 durchführen und als Folge davon, zwischen 300 und 900 Frauen in der Altersgruppe behandeln müsste.
Professor Peter Sasieni, Experte der Cancer Research UK für den Bereich Gebärmutterhals-Screening an der Queen Mary University of London, sagte hierzu: “Diese Forschungsergebnisse quantifizieren die Risiken und den potentiellen Nutzen eines routinemäßigen Abstriches bei Frauen unter 25. Es scheint klar zu sein, dass die Risiken den Nutzen übertreffen. Die Entscheidungen über Screening-Programme und darüber, wer dazu eingeladen wird, sollten immer auf der Basis einer sorgfältigen Analyse geschehen. Dabei ist es wichtig das Screening-Programm auf die richtige Altersgruppe abzustellen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.“
„Gebärmutterhals-Screening ist und bleibt ein sehr effektiver Weg, um Gebärmutterhals-Krebs bei Frauen über 25 zu vermeiden“, wie Sasieni ergänzte. „Unsere Studie zeigt aber, dass ein Screening von jüngeren Frauen nur zu unnötigen Behandlungen von vielen führen würde, was bei einigen Frauen schwerwiegende Nebeneffekte zur Folge hätte.“
“Diese Forschung verdeutlicht damit, dass der Politikwechsel und der damit verbundenen Stopp des Gebärmutterhals-Screenings für Frauen zwischen 20 und 24 in England aus Gesundheitsperspektive wohl begründet und kein Kostensenkungs-Manöver war.“
In England werden aktuell jährlich ungefähr 1.900 Fälle von Gebärmutterhalskrebs bei Frauen zwischen 25 und 64 diagnostiziert. Seit Einführung des Gebärmutterhals-Screening-Programms im Jahre 1988, sind die Inzidenz-Raten von Gebärmutterhalskrebs in England um mehr als 40% gesunken, von 4.100 Fällen in 1988 auf 2.300 in 2010.
Dr. Julie Sharp, Leiterin der Gesundheitsinformation von Cancer Research UK, wies in diesem Zusammenhang aber auch noch einmal darauf hin: “Egal welches Alter und ob man einen Abstrich hatte oder nicht, es ist wichtig zum Arzt zu gehen, wenn man etwas Ungewöhnliches bemerkt, wie z.B. Blutungen nach der Menopause, zwischen den Regelblutungen oder nach dem Sex, ebenso wie Schmerzen beim Sex. Es wird wahrscheinlich kein Krebs sein, es ist aber immer eine gute Idee der Ursache auf den Grund zu gehen. Ihr Arzt kann die hierzu notwendigen diagnostischen Tests für sie arrangieren.“
Dr. Karen Kennedy, NCRI Direktorin, schloss: “Diese wichtigen Forschungsergebnisse werden uns dabei helfen, die Gesundheitspolitik zu informieren, um die effizientesten Programme anzubieten und Leben vor dem Krebs zu schützen.“