- Forschung [+]
Deutsches Krebsforschungszentrum
Heidelberger Forscher entwickeln vielversprechenden Therapieansatz gegen seltene Form von Blutkrebs

In ersten Untersuchungen fanden die Wissenschaftler heraus, dass sich die Resistenz der bösartigen Zellen gegenüber dem natürlichen Zelltod durch die Gabe eines bestimmten Wirkstoffs aufheben lässt. Das laufende Forschungsprojekt widmet sich nun der Frage, inwiefern sich dieser Wirkstoff als Therapieoption für diese Blutkrebserkrankung eignet.
Unter dem Begriff „Kutane T-Zell-Lymphome“ (englisch: Cutaneous T cell lymphoma, CTCL) wird eine Gruppe von Krebserkrankungen zusammengefasst, bei denen bösartig entartete weiße Blutkörperchen in die Haut einwandern und sich dort ablagern, was sich in entzündlichen Hautveränderungen äußert. Diese Entzündung führt zu quälendem Juckreiz und kann die gesamte Hautoberfläche betreffen sowie in späten Stadien der Erkrankung auch eine leukämische Form mit Blut-, Lymphknoten- oder Organbeteiligung ausbilden. CTCL stellt sowohl für die Forschung im Labor als auch für die Diagnostik und Therapie der betroffenen Patienten in der Klinik eine besondere Herausforderung dar. Die Erkrankung kann zum aktuellen Zeitpunkt zwar in ihrem Fortschreiten verlangsamt, aber nicht geheilt werden. Zur Therapie von CTCL sind derzeit mehrere Behandlungsmöglichkeiten etabliert, die alle lediglich zu einer Verlängerung des Lebens und zu einer Verbesserung der Symptomatik, nicht aber zu einer Heilung führen. Deswegen besteht ein besonderer Bedarf, neue therapeutische Zielstrukturen zu identifizieren und hierfür spezifische Therapieansätze zu entwickeln.
Die bösartigen Zellen bei CTCL sind gegenüber dem natürlich vorkommenden Zelltod resistent und wachsen daher ungehindert. Die Ursachen hierfür haben die Forscher Jan Nicolay vom Universitätsklinikum Mannheim, Karsten Gülow und Peter Krammer vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg nun untersucht. Sie können zeigen, dass ein bestimmter zellulärer Faktor der Zelle für diese Resistenz verantwortlich ist. In ihren Laborexperimenten ist es ihnen gelungen, diesen Faktor durch die Gabe eines Medikamentes zu hemmen. Dadurch wird der natürliche Prozess des Zelltodes wieder reaktiviert. Das verwendete Medikament greift spezifisch in den Stoffwechsel der bösartigen Zellen ein. Andere Gewebe werden von dem Medikament nicht angegriffen. Daher sinkt das Risiko für Therapienebenwirkungen erheblich. Im aktuellen Projekt wollen die Wissenschaftler die inhaltlichen Voraussetzungen dafür schaffen, dieses vielversprechende Medikament in das klinische Therapiespektrum zu integrieren.
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 180.000 Euro.