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Universität Bern
Krebstumore zur Selbstverdauung zwingen
Zellen können geschädigte Moleküle wie auch ganze Zellbereiche durch Selbstverdauung abbauen und die entstehenden Abbauprodukte nutzen, um Energie zu gewinnen und neue Moleküle oder Zellteile herzustellen. Dieser Prozess der Selbstverdauung wird als Autophagie bezeichnet und kann als eine Renovation der Zelle angesehen werden.
Die Energiegewinnung durch Autophagie spielt für Zellen dann eine besondere Rolle, wenn ihnen Nährstoffe, Sauerstoff oder Wachstumsfaktoren fehlen. Nun hat eine Forschergruppe der Universität Bern und des Inselspitals Bern unter der Leitung von Hans-Uwe Simon vom Institut für Pharmakologie herausgefunden, dass eine verminderte Selbstverdauung von Tumorzellen zur Entstehung eines Melanoms beitragen kann. Die Erkenntnisse zeigen neue Therapieansätze zur Behandlung des schwarzen Hautkrebses auf. Die Studie wird heute in «Science Translational Medicine» publiziert.
Den Tumor schon im Keim «ersticken»
Die Forschenden untersuchten die Bedeutung der Autophagie bei der Tumorentstehung. Speziell untersuchten sie ein zentrales Autophagie-regulierendes Protein (ATG5) in einer Gruppe von fast 200 Patientinnen und Patienten mit Melanom. Sie fanden heraus, dass durch Veränderungen an den Chromosomen – sogenannte epigenetische Veränderungen – nicht genügend ATG5 in den Tumorzellen vorhanden und damit ihre Selbstverdauung eingeschränkt ist.
Die Gruppe um Hans-Uwe Simon konnte weiterhin experimentell zeigen, dass durch eine therapeutische Normalisierung der Selbstverdauung die Tumorentstehung verhindert werden kann. Damit wird ein neues Konzept aufgezeigt, um in der Zukunft Melanome und vielleicht auch anderen Krebsformen in Frühstadien therapeutisch zu begegnen: «ATG5 könnte zukünftig nicht nur für die Diagnostik von Melanomen eine Rolle spielen; wir erhoffen uns auch neue Therapien, um Tumore im Frühstadium zur Selbstverdauung zu zwingen», sagt Simon.