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DGG e.V.
Medikamenten-Selbstmanagement: Anneke Lügering erhält Bethesda-Forschungspreis
Der mit 1.000 Euro dotierte Bethesda-Forschungspreis des Wissenschaftsforums Geriatrie (WfG) geht an Dr. PH (Public Health) Anneke Lügering, Apothekerin am Universitätsklinikum Düsseldorf. Ausgezeichnet wird sie für ihre Studie „ABLYMED – ability to self-administer medication in non-demented in-hospital patients“. Im Rahmen dieser Studie hat sie zusammen mit einem Forschungsteam mithilfe von Befragungen, Videoaufzeichnungen und einem geriatrischen Assessment untersucht, wie ältere, nicht-demente Patientinnen und Patienten die Medikamenteneinnahme tatsächlich selbst managen.
Auf dieser Basis soll ein Assessment-Instrument entwickelt werden, das die Fähigkeiten zum Selbstmanagement der Medikation bei dieser Patientengruppe prüft. Beim gemeinsamen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie (DGGG) sowie der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG) wird die Düsseldorferin heute für die zukunftweisende Forschungsarbeit ausgezeichnet.
Mit steigendem Lebensalter wird die Medikation bei vielen Patientinnen und Patienten komplexer. Gleichzeitig führen Multimorbidität und altersbedingte Veränderungen zu funktionalen und kognitiven Einschränkungen. Diese konträren Entwicklungen erschweren häufig das Selbstmanagement der Medikation – was oft unerkannt bleibt, weil es nicht ausreichend überprüft wird. Die Studie von Anneke Lügering könnte dies nun ändern. „Die Arbeit der Preisträgerin ist die Grundlage für weitere Untersuchungen des Selbstmanagements der Medikation. Die Jury kam zu der Überzeugung, dass die Arbeit vor dem Hintergrund eines raschen Anwachsens der Zahl an Menschen mit Multimorbidität von hoher Relevanz ist und insbesondere die videogestützte Analyse einen innovativen Beitrag darstellt“, lobt Professor Olaf Krause, Chefarzt im Zentrum für Medizin im Alter am Diakovere Henriettenstift in Hannover und aktueller Vorstand des Wissenschaftsforums Geriatrie.
Befragung ergibt: Mehr als die Hälfte der Probanden nahm Medikamente falsch ein
Im Rahmen der Studie befragte Anneke Lügering 100 selbstständig lebende Patientinnen und Patienten ab 70 Jahren, die jeweils fünf verschiedene Medikamente verordnet bekommen, und überprüfte deren Arzneimittelanwendung mithilfe von Placebos. „Für die praktische Prüfung habe ich den Teilnehmenden Instruktionsvideos vorgespielt, die die korrekte Anwendung von Tabletten, Augentropfen, Tropfen, Pens und Pflastern zeigten. Die in den Instruktionsvideos erläuterte Anwendung sollten die Patienten dann selbst durchzuführen. Die Arzneimittelanwendung der Teilnehmenden wurde gefilmt und die Filme anschließend bewertet“, erklärt die Preisträgerin. Sie konnte bereits ein Bewertungsverfahren zu den Videoaufnahmen entwickeln, mit dem eine subjektive Aussage zu den Fähigkeiten zum Medikamentenmanagement möglich ist. Die Auswertung der Befragung ergab unter anderem, dass 55 Prozent der Patienten ihre Medikamente nicht wie vereinbart anwenden. „Die korrekte Anwendung der Medikamente ist aber wichtig, um die gewünschten Therapieziele erreichen zu können. Eine nicht bestimmungsgemäße Anwendung kann zudem gefährlich werden“, so Lügering.
Praktischer Test soll Probleme bei Medikamenteneinnahme einfach identifizieren
Das Ziel der ABLYMED-Studie ist es nun, auf Basis der bisherigen Erkenntnisse einen kurzen praktischen Test zu entwickeln, mit dem Patientinnen und Patienten mit Schwierigkeiten bei der Medikamentenhandhabung einfach identifiziert werden können. „Diese könnten dann gegebenenfalls nach einer gezielten Beratung und Schulung zu ihren Medikamenten oder durch eine Anpassung des Medikationsplans besser mit den Medikamenten zurechtkommen und damit länger selbstständig bleiben.“
Bethesda-Forschungspreis würdigt veröffentlichte Arbeiten und Promotionen mit Geriatrie-Bezug
Mit dem Bethesda-Forschungspreis des Wissenschaftsforums Geriatrie – welches wiederum Teil der DGG ist – werden Arbeiten oder abgeschlossene medizinische Promotionen mit klarem Bezug zur Altersmedizin ausgezeichnet, die in den vergangenen zwei Jahren veröffentlicht worden sind. Die Arbeiten können sowohl grundlagenwissenschaftliche als auch klinische Fragestellungen bearbeiten. Mindestens einer der Autoren – beziehungsweise bei Doktorarbeiten der Betreuer der Arbeit – soll Mitglied in der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie sein.