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Akute myeloische Leukämie (AML)
Neuartiges Experimentalsystem nimmt AML ins Visier

Forscher am Universitätsklinikum Freiburg haben ein neues Untersuchungssystem aufgebaut, mit dem sie zunächst modellhaft besser verstehen wollen wie das genetische Programm funktioniert, das die Reifung dieser Zellen bestimmt und wie Veränderungen daran zur AML führen können.
Damit eine Körperzelle zur Tumorzelle wird, müssen mehrere Kontrollen der Zelle versagen, unter anderem die Kontrollmechanismen der Zellreifung (Tumorzellen sind häufig nicht reif) und des Überlebens (viele Tumorzellen können länger überleben als normale Zellen). Granulozyten sind Fresszellen, die Bakterien beseitigen und uns gegen Infektionen schützen. Granulozyten entwickeln sich im Knochenmark aus Vorläuferzellen. Bei dieser Entwicklung läuft ein genetisches Programm ab (das heißt bestimmte Gene sind in koordinierter Weise aktiv). Bei Störungen dieses Programms, im Allgemeinen durch genetische Mutationen, kann es zur Entstehung einer AML kommen.
Die Freiburger Forscher um Professor Georg Häcker haben ein Experimentalsystem entwickelt, das die Beobachtung und Untersuchung reifender Mausgranulozyten aus ihren Vorläufern ermöglicht. Mit Hilfe dieses Systems kann nun genau getestet werden, in welcher Weise bestimmte Gene, die bei menschlichen AML-Formen verändert sind, die Reifung und das Überleben der Zellen bestimmen. Hier sind insbesondere zwei Gene im Fokus (sie heißen C/EBPα und Lef-1). Es ist bekannt, dass Veränderungen dieser Gene an der Leukämieentstehung beteiligt sein können, entweder durch Mutationen im Gen (dann hat das entsprechende Eiweiß, das aus dem Gen hergestellt wird, eine andere Struktur und veränderte Funktionen) oder dadurch, dass zu viel Eiweiß hergestellt wird.
Im derzeit laufenden Projekt werden diese Mechanismen zunächst im Reagenzglas, später auch in einem Mausmodell analysiert: Welche weiteren Mechanismen sind hier beteiligt, dass Reifung verhindert wird und dass die Zellen besser überleben? Mit diesem neuen Modell soll die Grundlage dafür gelegt werden, diese Funktionen genauer zu verstehen, um letztlich auch gezielt in diese Funktionen eingreifen zu können. Dadurch wären neue Behandlungen der AML möglich.
Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit rund 190.000 Euro.