- Forschung [+]
Universität Bern
Spitzenposition in interdisziplinärer Forschung
Treffen interdisziplinäre Kompetenzen aufeinander, kann Grundlagenforschung die Entwicklung neuer Anwendungen und Forschungsfelder anstossen und zu interessanten Ergebnissen in der angewandten Forschung beitragen – mit potenziell weitreichenden gesellschaftlichen Folgen. Die Universität Bern spielt in diesem Bereich vorne mit: Alleine in den letzten 12 Monaten hat der Schweizerische Nationalfonds (SNF) vier interdisziplinäre Projekte, alle von Berner Forschenden geleitet, zur Förderung ausgewählt. Die Gesamtförderungssumme beläuft sich auf über drei Millionen Schweizer Franken.
Alle Projekte wurden gemeinsam vom Labor für Hochenergiephysik (LHEP) und dem Albert Einstein Center for Fundamental Physics (AEC) lanciert und zusammen mit Partnern von anderen Berner Instituten weiterverfolgt. «Methoden, die ursprünglich für die experimentelle Teilchenphysik entwickelt wurden, können oft erfolgreich in anderen wissenschaftlichen Disziplinen angewendet werden», sagt Antonio Ereditato, Direktor des AEC-LHEP.
Bilder lebender Zellen
Um medizinische Immunologie dreht sich das Projekt von Prof. Jens Stein vom Theodor Kocher Institut und Dr. Akitaka Ariga vom AEC-LHEP: Sogenannt dynamische Aufnahmen lebender Zellen liefern wertvolle Informationen für biologische Studien. Dank ihnen können Forschende etwa die Reaktion des Immunsystems auf Viren und andere Erreger besser verstehen. Die Geschwindigkeit, mit der die grossen Bild-Datenmengen solcher Versuche ausgewertet werden können, ist aber beschränkt. Mittels neuer Ansätze in der Bildverarbeitung, wie sie unter anderem am CERN in Genf bei Experimenten der Teilchenphysik zum Einsatz kommen, können solche Datenberge hingegen in viel kürzerer Zeit bewältigt werden.
Neue Isotope gegen Krebs
Das dritte Projekt wird von Prof. Andreas Türler vom Department für Chemie und Biochemie und von PD Dr. Saverio Braccini vom AEC-LHEP durchgeführt. Das Ziel: Die Herstellung eines neuen medizinischen Radio-Isotops. Scandium-43 heisst das vielversprechende neue Isotop, das bei PET-Untersuchungen zum Einsatz kommen soll – PET ist eine Variante der Computertomographie, die etwa zur Krebsdiagnose eingesetzt wird. Bislang wird dabei üblicherweise das Isotop Fluor-18 verwendet. Im Fall von Scandium ist ein kombinierter Einsatz für Diagnose und Therapie denkbar («Theradiagnostik»), was für Patienten von beträchtlichem Vorteil wäre: Das Isotop könnte sowohl zur Identifikation als auch zur Zerstörung des Tumors im menschlichen Körper eingesetzt werden. Scandium-43 soll im Zyklotron-Teilchenbeschleuniger des Inselspitals erzeugt werden. Die Abteilung Radiochemie des Paul Scherrer Instituts (PSI) ist an der folgenden radiochemischen und biologischen Forschung beteiligt.
Mehr Fördermittel – mehr Forschende
Jedes der Projekte hat vom SNF Fördermittel im hohen sechsstelligen Bereich erhalten. Das ermöglicht den beteiligten Instituten, insgesamt zehn Nachwuchsforschende anzustellen: fünf Doktoranden und fünf PostDocs. Laut Antonio Ereditato ist dies «eine besonders günstige Gelegenheit für diese Forscher, da sie neue Kompetenzen im Grenzbereich verschiedenerer Disziplinen erwerben werden, was sich für ihre weitere wissenschaftliche Karriere auszahlen wird.»