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Krebs-Medizin 2015
Vom einzigartigen Krebs zur individuellen Behandlung

Die Düsseldorfer Wissenschaftler sind überzeugt, dass die personalisierte Medizin die Krebsbehandlung in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen wird.
Zielgerichtete Therrapie durch Genanalyse
Lange wurden Krebserkrankungen danach unterteilt, bei welchem Organ sie auftraten (z.B. Darm-, Lungen- oder Brustkrebs). Dabei gibt die Herkunft der Tumorerkrankung keine Information darüber, wie sie sich entwickelt und welche Therapie bei welchem Patienten erfolgsversprechend ist. "Durch die Analyse der Gene haben wir herausgefunden, dass Tumoren aus einem bestimmten Organ durchaus große Unterschiede aufweisen können in ihren genetischen Mutationen." erklärt Prof. Dr. med. Norbert Gattermann, Geschäftsführender Leiter des UTZ und Oberarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie. "Wir haben auch gesehen, dass Tumoren verschiedener Herkunft die gleichen genetischen Veränderungen zeigen können." Mit dem Projekt DISPO wollen die Düsseldorfer Wissenschaftler untersuchen, welche Mutationen bei welchen Tumorerkrankungen bedeutsam sind. "Unser Ziel ist es, unseren Patienten in Zukunft weitere Alternativen zur Chemotherapie anbieten zu können und für jeden einzelnen die wirksamste und nebenwirkungsärmste Medizin zu finden", so der Onkologe. "Wir wollen das Krankheitsgeschehen auf molekularer Ebene verstehen und dort mit der Therapie ansetzen."
Erfolgreich angewandt wird die personalisierte/ zielgerichtete Therapie bereits bei Patienten mit chronisch myeloischer Leukämie (CML): Hier konnte die zugrundeliegende chromosomale Veränderung identifiziert und mit einer künstlich entwickelten Substanz behandelt werden. Auch bei der Behandlung von Patienten mit Lungenkrebs lässt sich bereits eine verbesserte Therapie durch personalisierte Medizin erreichen.
Nationale Zusammenarbeit mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum
2012 haben sich sieben Universitätsstandorte mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg zum Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) zusammen geschlossen. Dieses Netzwerk mit zwei Standorten in NRW (Uniklinikum Düsseldorf und Uniklinikum Essen) verbindet die stärksten Krebsforschungszentren Deutschlands. Forschungsergebnisse aus dem Labor sollen möglichst schnell in den Kliniken praktisch genutzt werden. "Grundlage für eine individuelle Krebs-Analyse sind molekulare Diagnoseverfahren, die es auf der Basis einer DNA-Sequenzierung erlauben, die in einem Tumor möglicherweise vorliegenden genetischen Mutationen zu entdecken", erklärt Prof. Dr. med. Rainer Haas, Direktor der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Klinische Immunologie. Das Universitätstumorzentrum Düsseldorf erfüllt die Voraussetzungen, um Genmutationen in hoher Auflösung zu untersuchen. Die technisch anspruchsvolle DNA-Sequenzierung wird hauptsächlich in großen universitären Zentren durchgeführt. Aus den Ergebnissen können die Mediziner Empfehlungen für die Behandlung ableiten. "Hochleistungssequenziergeräte werden es in Zukunft ermöglichen, das gesamte kodierte Genom des vom Patienten stammenden Tumors zu entschlüsseln und darauf basierend eine molekular gezielte Therapie auszuwählen", so Prof. Haas. Zusätzlich werden schon jetzt Tumorproben aller Krebspatienten am UTZ Düsseldorf in einer Gewebebank konserviert und stehen dort für spätere Analysen zur Verfügung.
Mit Forschungsgeldern und Spenden soll das DISPO-Projekt weiter ausgebaut werden, damit irgendwann alle Krebspatienten individuell behandelt werden können.
Zentrale Anlaufstelle für alle Krebspatienten ist die Universitätstumorambulanz unter der Rufnummer: 0211/ 81-08200. Kontakt und weitere Informationen: www.uniklinik-duesseldorf.de/UTZ