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Wissenschaft im Gespräch
Warum manche Hepatitis-Virus-Infektionen ausheilen und andere chronisch werden
Eine besondere Herausforderung für Wissenschaft und Medizin ist dabei die hohe Fähigkeit zur Persistenz, was bei drei der fünf Hepatitis-Viren der Fall ist: Über einen langen Zeitraum, oft lebenslang, können diese Viren im Körper der infizierten Person überdauern. Und auch wenn die Infektion zunächst nicht bemerkt wird, führt sie im Laufe von Jahren und Jahrzehnten zu einer Leberschädigung, im Endstadium zu einer Leberzirrhose oder gar zu Leberkrebs.
Was sind die Ursachen dafür, dass manche Hepatitis-Virus-Infektionen ausheilen, während andere einen chronischen Verlauf nehmen? Mit dieser Frage befasst sich der Journalist Wolfgang Heim in einer Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Ralf Bartenschlager und Dr. Claudia Beisel. Prof. Bartenschlager ist Sprecher des SFB/Transregio „Determinanten und Dynamik der Elimination versus Persistenz bei Hepatitis-Virus-Infektionen“ (SFB/TRR 179) – einer von mehreren Sonderforschungsbereichen an der Universität Heidelberg, in denen zu grundlegenden Fragestellungen der Lebenswissenschaften geforscht wird. Diese von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Verbünde präsentieren sich in der Reihe „Überlebensstrategien“, die die Universität gemeinsam mit dem Rhein-Neckar-Fernsehen durchführt: Welche Erkenntnisse die Forscherinnen und Forscher aus ihrer Arbeit ziehen und welche Perspektiven sie damit verbinden, erläutern sie in aufgezeichneten Gesprächen mit Moderator Wolfgang Heim. Beitrag drei zur Hepatitis-Virus-Forschung ist als Video abrufbar auf heiONLINE, dem zentralen Portal der Ruperto Carola mit Vorträgen, Diskussionsrunden und Veranstaltungen in digitalen Formaten.
Infektionen mit Hepatitis-Viren, von denen fünf verschiedene bekannt sind, stellen aufgrund ihrer globalen Verbreitung, der hohen Anzahl an Neuinfektionen und – im Fall von chronischen Infektionen – dem hohen Risiko für schwere Leberschäden bis hin zu Leberkrebs ein gravierendes Gesundheitsproblem dar. Eine besondere Herausforderung für Wissenschaft und Medizin ist dabei die hohe Fähigkeit zur Persistenz, was bei drei der fünf Hepatitis-Viren der Fall ist: Über einen langen Zeitraum, oft lebenslang, können diese Viren im Körper der infizierten Person überdauern. Und auch wenn die Infektion zunächst nicht bemerkt wird, führt sie im Laufe von Jahren und Jahrzehnten zu einer Leberschädigung, im Endstadium zu einer Leberzirrhose oder gar zu Leberkrebs. Im SFB/TRR 179 gehen die beteiligten Forscherinnen und Forscher der Frage nach, welche Faktoren den Ausschlag dafür geben, dass manche Hepatitis-Virus-Infektionen ausheilen, das Virus also aus dem Körper beseitigt wird, während andere chronisch werden.
Der Verlauf der Infektion ist – so Prof. Bartenschlager – ein komplexer Prozess, bei dem die Dynamik des Wechselspiels zwischen viralen Faktoren und zellulärer Abwehrreaktion von entscheidender Bedeutung ist. Diese Dynamik zu entschlüsseln ist das zentrale Ziel des Forschungsverbundes. Untersucht werden dazu die Eigenschaften der jeweiligen Hepatitis-Viren, ihr Einfluss auf die Leber, die Art der beteiligten Immunantwort und die Geschwindigkeit, mit der diese ausgelöst wird. So sollen die Faktoren entschlüsselt werden, die über Ausheilung oder Chronifizierung entscheiden, um damit Strategien für die Behandlung bislang nicht heilbarer chronischer Virusinfektionen der Leber zu finden. „Obwohl sich unser Verbund auf Hepatitis-Viren fokussiert, sind die fundamentalen Prinzipien mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf andere Virus-Infektionen übertragbar. Unsere Arbeiten haben daher ein Innovationspotenzial, das weit über die Virus-Hepatitis hinausgeht“, betont Prof. Bartenschlager.
Der SFB/Transregio „Determinanten und Dynamik der Elimination versus Persistenz bei Hepatitis-Virus-Infektionen“ wurde im Mai dieses Jahres für eine dritte vierjährige Förderperiode verlängert. Während Sonderforschungsbereiche in der Regel an einer Universität angesiedelt sind, verteilen sich die transregionalen Verbünde auf zwei oder drei Standorte. Der SFB/TRR 179 wird gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Universität Freiburg und der Technischen Universität München getragen; Partner im Verbund ist das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ). Prof. Bartenschlager – der Sprecher dieses SFB/Transregio – ist Wissenschaftler an der Medizinischen Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg, Direktor der Abteilung Molekulare Virologie am Zentrum für Infektiologie des Universitätsklinikums Heidelberg und Leiter der Abteilung „Virus-Assoziierte Karzinogenese“ am DKFZ. Dr. Beisel ist Fachärztin für Innere Medizin und Infektiologie in der Klinik für Gastroenterologie, Infektionen und Vergiftungen am Universitätsklinikum Heidelberg und forscht zur zell-intrinsischen Immunantwort der Leber auf eine Hepatitis-Virus-Infektion.
In der Reihe „Überlebensstrategien“ wird jeden Monat ein weiteres Wissenschaftsgespräch mit Wolfgang Heim hinzukommen. Darin präsentieren sich die lebenswissenschaftlichen Sonderforschungsbereiche der Universität Heidelberg, in denen ein breites Spektrum biologischer und medizinisch relevanter Themen bearbeitet wird. Es reicht von Gehirntumoren, Herz- und Hauterkrankungen, chronischem Schmerz und Infektionen bis zu sehr grundlagenwissenschaftlichen Fragestellungen der Signalübertragung und der Funktion von zellulären Membranen. Die gemeinsam mit dem Rhein-Neckar-Fernsehen produzierten Filmbeiträge, die sich an eine breite Öffentlichkeit wenden, werden auch im RNF-Programm zu sehen sein.
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