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Justus-Liebig-Universität Gießen
Zellforschung an der Universität Gießen wird mit 1,5 Millionen Euro gefördert
Ein Jahr nach der Entscheidung der DFG, unter Federführung der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ein Schwerpunktprogramm (SPP) zur Erforschung der Signalwirkung von Oxidantien einzurichten, stehen die Fördersummen für die 28 ausgewählten Einzelprojekte fest – die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an 22 Standorten in Deutschland, den USA und den Niederlanden kann beginnen. Das Kick-off-Meeting, zu dem die Gießener SPP-Koordinatorin Prof. Dr. Katja Becker, Professur für Biochemie und Molekularbiologie, eingeladen hat, findet in diesen Tagen auf Schloss Rauischholzhausen statt. Für das Programm mit dem Titel SPP 1710 „Dynamics of Thiol-based Redox Switches in Cellular Physiology“ stellt die DFG insgesamt 5,94 Millionen Euro zur Verfügung.
Die JLU erhält knapp 1,5 Millionen Euro. Davon sind 1,08 Millionen Euro für die Koordination des Programms vorgesehen, 450.000 Euro für wissenschaftliche Projektarbeiten. JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee zeigte sich stolz darauf, dass das Programm von Gießen aus geleitet wird: „Das ist ein Vertrauensbeweis für die Koordinatorin des Programms und ein wichtiger Erfolg für den lebenswissenschaftlichen Schwerpunktbereich der Universität Gießen.“
Besondere Freude herrscht am Interdisziplinären Forschungszentrum der JLU über ein in der Fördersumme enthaltenes Plasmonresonanzgerät, mit dem die Forscherinnen und Forscher Wechselwirkungen zwischen Molekülen sehr spezifisch untersuchen können. „Wir erforschen fundamentale zelluläre Prozesse, die für das Überleben tierischer und pflanzlicher Zellen aber auch für Krankheitserreger relevant sind“, erklärt Prof. Becker. „Die Ergebnisse vertiefen unser Verständnis zellulärer Regulationsmechanismen und können bei der Entwicklung neuer Medikamente gegen Krebs- oder Infektionserkrankungen, aber beispielsweise auch in der Biotechnologie zur Anwendung kommen.“
Oxidativer Stress wird meist mit der Schädigung von Zellen und der Entstehung verschiedener Krankheiten in Verbindung gebracht. Doch Oxidantien, also reaktive Sauerstoff- oder Stickstoffmoleküle, sind besser als ihr Ruf: Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Oxidantien in Zellen eine wichtige Funktion bei der Regulation von Zellwachstum und Differenzierung spielen. Die Arbeitsgruppe von Prof. Becker beschäftigt sich schon seit mehr als 20 Jahren mit redoxaktiven Proteinen.
Um als Signalmoleküle zu dienen, können Oxidantien die Funktion von Proteinen in der Zelle verändern. Dies geschieht zum Beispiel durch die so genannten Protein-Thiol-Schalter, die im Rahmen des SPP näher erforscht werden sollen. Ein Thiol ist eine funktionelle Gruppe eines Proteins, die aus Schwefel und Wasserstoff besteht (-SH) und das Reaktionsverhalten des Proteins maßgeblich bestimmen kann. Dieses Thiol kann durch Oxidation spezifisch und reversibel modifiziert werden – was auch die Funktion des jeweiligen Proteins verändert. Im Gießener Teil des SPP werden vor allem die Protein-Thiol-Schalter in Malaria-Parasiten und Krebszellen untersucht, um langfristig neue Möglichkeiten der Therapie zu eröffnen.
Weitere Informationen:
http://www.thiolswitches.de