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Vitamine
Die Immunkräfte stärken
Abstandsregeln, Mund-Nasen-Schutz, Kontaktbegrenzungen: Seit Monaten werden der Bevöl-kerung diese Schutzmaßnahmen vor COVID-19 eingeimpft. Wenig Aufmerksamkeit wird den körpereigenen Schutzmaßnahmen gewidmet. Denn - ob sich jemand ansteckt und wie stark die Symptome der Erkrankung sind, hat stark mit den Abwehrkräften jedes Einzelnen zu tun. In der komplementären Krebstherapie gibt es langjährige Erfahrungen mit wirksamen immunstärkenden Maßnahmen. Mittlerweile geben erste Studien Hinweise auf eine Wirk-samkeit bei COVID-19.
So sind Mikronährstoffe wie die Vitamine C und D, Mineralstoffe wie Zink, Eisen und Selen sowie Omega-Fettsäuren sind essentiell für das Abwehrsystem. Das ist das Fazit des Biochemikers Adrian F. Gombart von der Oregon State University, der Studien zum Einfluss von auf das mensch-liche Immunsystem ausgewertet hat.
Schutzfaktor Vitamin D
„Unsere wichtigste Empfehlung ist eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung“, sagt Dr. med. György Irmey, Ärztlicher Direktor der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. Vitamin D wirkt immunstabilisierend, es fördert die Fähigkeit der Immunzellen, Feinde zu erkennen und Abwehr-mechanismen einzuleiten. So verwundert es nicht, dass Vitamin D wohl auch den Krankheits-verlauf bei COVID-19 positiv beeinflussen kann.
So kann die Vitamin D-Versorgung ein Indikator für den Schweregrad und das Sterblichkeitsrisiko bei einer COVID-19-Erkrankung sein. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie der Universität Hohenheim vom Juli dieses Jahres. Bluthochdruck, Diabetes, Herzerkrankungen und starkes Übergewicht gelten als Risikofaktoren für COVID-19. „Doch gerade diese Erkrankungen sind oft mit einem Vitamin-D-Mangel verbunden. Das hat Konsequenzen für den Verlauf der COVID-19-Erkrankung”, so Prof. Dr. med. Hans Biesalski von der Universität Hohenheim.
In die gleiche Richtung gehen die Ergebnisse einer großen Beobachtungsstudie aus Indonesien. Dort wurden der Krankheitsverlauf sowie der Vitamin-D-Status von 780 SARS-CoV-2-Infizierten untersucht. Es ergab sich ein dramatisch erhöhtes Sterberisiko bei einem Vitamin-D-Mangel. Wissenschaftler aus den USA, Ägypten und Saudi-Arabien kamen zum Resultat, dass COVID-19 Patienten mit einer schlechten Prognose ein signifikant geringeres Vitamin-D-Level hatten als Patienten mit guter Prognose. Auch Kinder mit einer COVID-19-Erkrankung hatten einen nied-rigeren Vitamin-D-Spiegel als gesunde Vergleichspersonen, so eine Studie von Wissenschaftlern aus der Türkei.
Viele Menschen haben vor allem im Winter einen Vitamin D-Mangel. Der Grund: Wir produzieren den Bedarf an Vitamin D selbst – mithilfe der Sonne. In Deutschland reicht dafür die Sonnen-einstrahlung zwischen Oktober und April nicht aus. Deshalb ist aus Sicht der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e. V. besonders in den Wintermonaten wichtig, für eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung zu sorgen.
Vitamin C
Vitamin C wird unter anderem zur Bildung von sogenannten Sauerstoffradikalen benötigt, die den Körper im Kampf gegen Krankheitserreger unterstützen. In der Krebstherapie hat sich eine hoch dosierte Verabreichung von Vitamin C als Infusion zur Stärkung des Allgemeinbefindens und zur Tumorabwehr bewährt.
Mehrere Arbeitsgruppen aus China, Kanada, Italien und den USA untersuchen derzeit, inwiefern eine Infusionstherapie mit Vitamin C wirksam ist. Angeregt wurden sie durch positive Anwen-dungsberichte von Vitamin C bei COVID-19-Patienten aus China. Die Wissenschaftler vermuten eine Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 aufgrund der zahlreichen antiviralen Effekte von Ascorbin-säure. Vitamin C Infusions-Therapie wird in China inzwischen in verschiedenen großen Kliniken eingesetzt. Die Regierung von Shanghai hat inzwischen eine offizielle Empfehlung zum Einsatz von Vitamin C zur Vorbeugung und Behandlung von COVID-19 Infektionen herausgegeben.
Mit der Angst gesund umgehen
Auch psychische Faktoren haben direkten Einfluss auf unser Immunsystem. Ängste und seelischer Stress schwächen die Widerstandskräfte des Körpers. Dauern sie länger an, beginnt der Teil des Immunsystems seine Aktivität herunterzufahren, der uns vor Ansteckungen schützt. Das ist im Labor etwa an erhöhten Entzündungswerten festzustellen, so Ergebnisse des interdisziplinären Forschungsgebietes der Psychoneuroimmunologie, das sich mit der Wechselwirkung von Psyche, Nerven- und Immunsystems beschäftigt.
Mittlerweile gibt es erste Forschungsergebnisse zu psychischen Belastungen. So befragten chine-sische Wissenschaftler Schulkinder während der Schulschließungen aufgrund der Pandemie im Winter. Ein Viertel der Kinder litt unter Ängsten, jedes fünfte unter Depressionen. Kinder ab der 10. Klasse waren besonders betroffen. Wissenschaftler aus Singapur befragten Krebspatienten und deren Angehörige während des Lockdowns zu ihren Ängsten, berichtet das Deutsche Ge-sundheitsportal. Demnach sprachen zwei Drittel der Patienten und drei Viertel der der Ange-hörigen von einer großen Angst vor COVID-19.
Seit Monaten sind COVID-19 und der Umgang mit der Pandemie das beherrschende politische, gesellschaftliche und mediale Thema. Der Fokus der Aufmerksamkeit ist meist auf den Risiken und Gefahren. Das steigert ebenso die Angst wie das Gefühl, dem Infektionsgeschehen hilflos ausgesetzt sind, ohne es beeinflussen zu können. „Wir sind nicht einem gefährlichen Virus aus-geliefert. Menschen können etwas tun, für ihr seelisches Befinden, ihre Abwehrkräfte“, so Dr. Ir-mey. Gegen Angst ist aktives Tun ein bewährtes Mittel, ebenso der Kontakt zu und der Austausch mit anderen Menschen. Gerade bei körperlicher Distanz ist es notwendig, ein Gefühl der Verbun-denheit zu stärken. Die GfBK empfiehlt zudem „Auszeiten vom Virus, eher mehr als weniger. Schalten Sie das Smartphone aus, entdecken Sie das Medien-Intervallfasten. Tun Sie Dinge, die Ihnen guttun und die Sie beruhigen“, so Dr. Irmey weiter.