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GfbK e.V.
Die Mächtigen herausfordern - wer ist gemeint?
„Close the Care Gap – Versorgungslücken schließen“ – dieses 3-Jahres-Motto ergänzte die Weltkrebsgesellschaft (UICC) zum Weltkrebstag in diesem Jahr: „Zusammen fordern wir die Mächtigen heraus“. Die Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr e.V. (GfBK) unterstützt das Kernanliegen, global und solidarisch einen gerechten Zugang zur Versorgung von Krebserkrankungen zu schaffen. Sie begrüßt ausdrücklich, dass es der UICC auch um den Zugang zu Gesundheitsbildung, Information und Aufklärung über Krankheitsursachen und Präventionsfaktoren geht.
Voraussetzung dafür ist eine umfassende Ausbildung und Information der Behandler, wirkungsvolles Informationsinstrument im Alltag sind die onkologischen Leitlinien, herausgegeben von den zuständigen Fachgesellschaften. Eine zügige Ergänzung der Leitlinien mit bewährten und neuen Methoden der Naturheilkunde in der Krebstherapie, wie es bei der Leitlinie Mammakarzinom (Brustkrebs) begonnen wurde, ist dringend geboten.
Prävention, gesunde Lebensbedingungen haben viel mit einer gesunden Umwelt zu tun, mit den Bedingungen, unter denen Menschen ihrem Broterwerb nachgehen und, ob sie sich gegen Belastungen schützen können. Zu oft bleiben die Erkenntnisse der Umweltmedizin unberücksichtigt, und es stellt sich die Frage, wer die Macht hätte, diese Erkenntnisse umzusetzen.
Arzt und Patient – eine besondere Beziehung
Anders sieht es im medizinischen Alltag aus: Der leidende und ausgelieferte Patient einerseits, der wissende und heilkundige Arzt andererseits – diese formale Asymmetrie beschreibt bereits ein Machtverhältnis, insbesondere wenn eine gravierende Diagnose gestellt wird. Die Krebserkrankung, die mit ihr verbundenen aggressiven Therapieoptionen und die unsichere Prognose fordern die medizinische Autorität in besonderer Weise heraus. Informierte Patient:innen ringen um selbstbestimmte Therapieentscheidungen, dies macht sie zu fordernden, bisweilen anstrengenden Gesprächspartnern, die aber auch bereit sind, Mit-Verantwortung zu übernehmen. Mit diesem Aufruf richtet sich die GfBK an die Kolleginnen und Kollegen, ihre Macht mit ihren Patientinnen und Patienten zu teilen und sie auf dem Weg der Selbstermächtigung zu begleiten.
Die Leitlinie als Machtinstrument
Die Idealvorstellung von der Anwendung der interdisziplinären Leitlinien in der Onkologie geht davon aus, dass dem Behandlerteam eine Empfehlung an die Hand gegeben wird: Konventionelle wie komplementäre Therapie- und Unterstützungsmaßnahmen werden zu einem individuellen integrativen Behandlungskonzept zusammenfasst und in fortlaufender Rückkopplung mit dem Patienten, der Patientin an den Therapieverlauf angepasst.
Im Beratungsalltag der GfBK berichten Patientinnen und Patienten jedoch, dass die Empfehlungen der Leitlinien oft als alternativlos dargestellt werden, sodass kein Handlungsspielraum bleibt; das bereits durch die Diagnose erlebte Ausgeliefertsein steigert sich nicht selten zum destabilisierenden Ohnmachtsgefühl.
Die GfBK forderte anlässlich des Weltkrebstages 2024 für Krebspatientinnen und -patienten eine situationsgemäße Aufklärung über alle relevanten integrativen Maßnahmen, die zur Behandlung oder Linderung der Krebserkrankung zur Verfügung stehen, sowie eine vorurteilsfreie Akzeptanz der Therapieentscheidung der Patientin, des Patienten. Das erfordert, sich dem Ernst der Situation zu stellen und die Chancen für eine Heilung, eine Stabilisierung, eine Linderung zu nutzen – gemeinsam. Und es erfordert von allen professionellen Kräften, die Entscheidung des Patienten zu respektieren und zu unterstützen. Auch dies gilt es, weltweit umzusetzen.