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Foodwatch e.V.
Werbeschmäh des Monats: Dreh und Trink - „Echte Früchte“
Im Dreh und Trink „Waldbeere“ finden sich zum Beispiel gerade mal 0,1 Prozent Brombeersaft aus Brombeersaftkonzentrat und 0,1 Prozent Heidelbeersaft aus Heidelbeersaftkonzentrat. Neben reichlich Zucker enthalten die „Erfrischungsgetränke“ auch Zusatzstoffe und Aromen.
Der Zuckeranteil ist höher als in so mancher klassischen Limonade. 4 Stück Würfelzucker sind in jeder kleinen Plastikflasche. Besonders problematisch dabei: Dreh und Trink richtet sich mit seinem Marketing besonders an kleine Kinder. Die Flasche ist laut Hersteller „perfekt für Kinderhände abgestimmt“. Auf der Website animiert ein eigener Kids-Corner die Kleinen zu noch mehr Interaktion mit dem Produkt. Über Social Media postet Dreh und Trink Inhalte mit Kindern für Kinder. Heidi Porstner, Leiterin von foodwatch Österreich, kritisiert dieses Marketing scharf und ergänzt: „Kinder werden mit Comic-Tieren auf den Etiketten im Supermarkt gezielt geködert. Sie sollen schon früh und immer wieder zu dem Zuckerwasser greifen. An Kinder gerichtetes Marketing für zuckersüße Getränke ist ein gewichtiges Problem: Kinder gewöhnen sich an den süßen Geschmack, wollen mehr davon und kämpfen unter anderem als Folge davon schon früh mit massivem Übergewicht.“ Jüngste Studien zeigen, dass fast jedes dritte Kind im Volksschulalter in Österreich bereits übergewichtig oder sogar adipös ist.
Zuckerwasser wird an Kinder beworben – Früchte sollen Eltern beruhigen
Dreh und Trink ist nicht das einzige Unternehmen, das unausgewogene Getränke an Kinder bewirbt. Im Supermarktregal finden sich oft in Greifhöhe der Kleinsten „Frucht“getränke von Herstellern, die ähnlich dreist um die Aufmerksamkeit der Kinder buhlen. Exemplarisch hat sich foodwatch die „Frucht“getränke von drei bekannten Herstellern angeschaut. Alle werben zumindest auf den Verpackungen mit Früchten. Die an Kinder gerichtete Marke Yippy von Rauch lockt mit einem Comic-Bären. Capri-Sun ködert ebenfalls mit Tier-Gesichtern. Mit 12 Prozent Fruchtsaftkonzentrat ist der Fruchtsaftanteil zwar bei beiden etwas höher als bei Dreh und Trink. Der Zuckeranteil bewegt sich aber bei allen genannten Getränken in einem ähnlichen Bereich: zwischen 7,3 g und 8,4 g/100 ml. Mit der etwas größeren Flasche Yippy trinkt ein Kind umgerechnet gleich 6 Stück Würfelzucker.
Für Kinder ungeeignet: Bewerbung von ungesunden Lebensmitteln und Getränken muss gestoppt werden
Für die Bewerbung von Lebensmitteln und Getränken an Kinder gibt es in Österreich keine gesetzlichen Einschränkungen. Immer wieder bewerben Hersteller besonders unausgewogene Lebensmittel an Kinder. Um dieses Marketing zumindest in audiovisuellen Medien zu beschränken, hat die Nationale Ernährungskommission im Juni 2021 ein österreichisches Nährwertprofil verabschiedet. Es gibt einen Rahmen vor, welche Lebensmittel für die Bewerbung an Kinder geeignet sind und welche nicht. Das Nährwertprofil orientiert sich an den Empfehlungen der WHO. Gezuckerte Getränke dürften demnach nicht an Kinder beworben werden. Doch derzeit muss sich kein Hersteller und kein Medium daran halten.
Heidi Porstner kritisiert: „Kinder werden weiterhin mit allen möglichen Werbetricks für ungesunde Lebensmittel geködert. Mit diesen bedenklichen Praktiken muss Schluss sein. Wir fordern die österreichische Bundesregierung auf, endlich den gesetzlichen Rahmen zum Schutz der Gesundheit der Kinder zu schaffen. Kindermarketing für ungesunde Getränke und Lebensmittel muss gesetzlich verboten werden.“
In der Zwischenzeit empfiehlt foodwatch: Je offensiver ein Getränk an Kinder beworben wird, desto genauer sollte man es unter die Lupe nehmen. Haben Sie auch Produkte gefunden, die Sie ärgern? Laden Sie sie auf www.dasregtmichauf.at hoch und helfen Sie so mit, irreführende Produktversprechen aufzudecken.
Über foodwatch Österreich
foodwatch Österreich ist Teil von foodwatch e. V. mit Sitz in Deutschland. Die NGO setzt sich mit ihren Kampagnen für die Rechte der Konsument*innen im Lebensmittelbereich ein. foodwatch ist unabhängig von Regierungen und der Lebensmittelindustrie. Als unabhängiger, spendenfinanzierter Player geht foodwatch keine Kooperationen mit Unternehmen oder politischen Institutionen ein. So kann die NGO unabhängig und glaubwürdig Missstände aufzeigen und frei agieren.