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Heidelberger Fachtagung
Der Patient im Mittelpunkt: Interprofessionelle Ausbildung und Zusammenarbeit gestalten und entwickeln
Die Heidelberger Tagung „Der Patient im Mittelpunkt: Interprofessionelle Ausbildung und Zusammenarbeit gestalten und entwickeln“ am 11. Juli 2014 in der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg setzt sich mit dem neuen interprofessionellen Ansatz der Ausbildung auseinander. Es werden Projekte vorgestellt, die die interprofessionelle Ausbildung und Zusammenarbeit und damit die Versorgungsperspektive des Patienten in den Mittelpunkt stellen: Seit dem Wintersemester 2011/2012 werden Angehörige verschiedener Gesundheitsberufe im Bachelor-Studiengang „Interprofessionelle Gesundheitsversorgung“ der Medizinischen Fakultät Heidelberg auf die veränderten Versorgungsprobleme im Gesundheitswesen vorbereitet.
Der achtsemestrige Studiengang beginnt immer zum Wintersemester und bietet Platz für 25 Studierende. Er richtet sich an Abiturienten, die zusätzlich zu einer Ausbildung in einem Gesundheitsberuf wissenschaftliche Grundlagen erwerben wollen; in seiner inhaltlichen Ausrichtung ist er deutschlandweit einmalig. Auf der Heidelberger Tagung werden Erfahrungen aus dem Studiengang, u.a. aus gemeinsamen Kursen mit Medizinstudenten, vorgestellt. „Durch die interprofessionellen Kurse habe ich jetzt mehr Verständnis für andere Berufsgruppen, auch im Arbeitsalltag“, resümiert ein Kursteilnehmer.
Neue Berufsbilder und Substitution statt Delegation
„Wir müssen alle umdenken, auch die Ärzte“, sagt Professor Dr. Joachim Szecsenyi, Ärztlicher Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung und Leiter des Studiengangs. Das oft diskutierte Prinzip „Delegation statt Substitution“, das eine eigenständige Arbeit hochqualifizierter Pflegekräfte oder Mitglieder anderer Berufsgruppen nur eingeschränkt zulasse, sei nicht zukunftsfähig. „Hier müssen über Jahrzehnte gewachsene Barrieren zwischen den Berufsgruppen abgebaut, neue Berufsbilder geschaffen werden. Gemeinsamer Unterricht mit Medizinstudenten hilft, sich besser zu verstehen.“ Interprofessionelles Lernen wirke sich positiv auf die Patientenversorgung aus, wie Studien gezeigt hätten.
Die Heidelberger Studierenden absolvieren fünf Semester begleitend zu der dreijährigen Ausbildung – in Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Hebammenwesen, Logopädie, Medizinisch Technische Laborassistenz, Medizinisch Technische Röntgenassistenz, Orthoptik oder Physiotherapie – an der Akademie für Gesundheitsberufe (AfG) in Wieblingen, die restlichen drei im Anschluss an ihren Ausbildungsabschluss. Die Bachelor-Arbeit schreiben sie im letzten Semester und erwerben damit einen zweiten Abschluss.
Der Studiengang biete nicht nur eine Zusatzqualifikation in den Gesundheitsberufen, sondern eröffnet den Absolventen auch Tätigkeitsfelder etwa in der Qualitätsförderung oder in der Forschung. So kann beispielsweise ein Krankenpfleger, der den Studiengang absolviert hat, die erworbenen Kompetenzen einsetzen, um für ein Pflegeheim ein Gesundheitsförderungsprogramm für ältere Diabetespatienten zu entwickeln. Er ist darauf vorbereitet, wie mit Ernährungswissenschaftlern, Psychologen, Medizinern und Physiotherapeuten zusammenzuarbeiten. Und ein Logopäde, der etwa ein Projekt zur Betreuung nach einem Schlaganfall leitet, wäre in der Lage, es wissenschaftlich zu unterstützen und auch den Aufwand dafür abzuschätzen.
Weitere Informationen:
http://tagung.interprofessionelle-gesundheitsversorgung.de/downloads/flyer-2014.... Tagungsprogramm
http://interprofessionelle-gesundheitsversorgung.de/ Information zum Studiengang „Interprofessionelle Gesundheitsversorgung“