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TMF-Jahreskongress
Digitaler Wandel in der Medizin: Forscher fordern nachhaltige und abgestimmte Infrastrukturen
„Die Arbeit der TMF als Begleiteinrichtung wird damit in den nächsten zehn Jahren immer wichtiger werden.“ Dies sagte Prof. Dr. Michael Krawczak, Vorstandsvorsitzender der TMF, bei der Eröffnung des 6. TMF-Jahreskongresses heute in Jena. Die TMF unterstützt Verbundforscher bei rechtlich-ethischen, technologischen und organisatorischen Problemen, indem sie Erfahrungen bündelt und Lösungen bereitstellt. „Wir tragen damit auch dazu bei, Doppelentwicklungen zu vermeiden und die Effizienz und langfristige Nutzbarkeit von Forschungsinfrastrukturen zu sichern“, so Krawczak.
Der Präsident des Medizinischen Fakultätentages (MFT) Prof. Dr. Heyo K. Kroemer betonte, dass die komplexen Fragestellungen der modernen medizinischen Forschung – wenn es beispielsweise darum geht, die Ursachen von seltenen Erkrankungen aufzuklären oder Therapieansätze bei bestimmten Krebsarten zu finden – nur mit leistungsstarken Rechenzentren, anspruchsvoller Software und einem professionellen Qualitätsmanagement zu bewältigen seien. Allerdings gebe es durch ein Nebeneinander von Forschungsprojekten zu viele Insellösungen, was die strategische Entwicklung der Fakultäten erschwere. Die Universitäten seien zudem für die anstehenden Aufgaben finanziell unzureichend ausgestattet. „Nur mit finanzieller Förderung durch den Bund wird es möglich sein, die in der Universitätsmedizin benötigten, leistungsfähigen Forschungsinfrastrukturen auf- und auszubauen“, so der MFT-Präsident.
Ein forschungsfreundliches Umfeld für die Pharma-Biotech-Industrie forderte Dr. Siegfried Throm, Geschäftsführer für Forschung/Entwicklung/Innovation beim Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa): „Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitspolitik müssen aufeinander abgestimmt sein. Es nützt nichts, wenn die Forschungspolitik uns nach Kräften fördert und die Wirtschafts- oder die Gesundheitspolitik uns dann Hindernisse in den Weg legt, wenn es um Investitionen oder die Erstattung von konkreten Therapien geht.“ Er lobte die in Deutschland in den vergangenen Jahren aufgebauten Infrastrukturen wie die Koordinierungszentren für klinische Studien oder Ressourcen wie die Nationale Kohorte. Für eine gemeinsame Nutzung dieser Infrastrukturen seien Standardisierung, Datenschutz und Qualitätsmanagement wichtig, eine Organisation wie die TMF könne hier einen wichtigen Beitrag leisten.
„Am Beispiel des Jenar Sepsisclusters können wir hervorragend illustrieren, welche wachsende Rolle die wissenschaftliche Infrastruktur für die Zusammenarbeit von Universitäten, außeruniversitären Forschungseinrichtungen, Krankenversorgung und Industrie spielt“. Das sagte Kongresspräsident und Gastgeber PD Dr. Dr. Michael Kiehntopf, der Labormediziner am Universitätsklinikum Jena ist. „Disziplinen, Institutionen und Standorte wachsen immer weiter zusammen. Wir freuen uns deshalb, dass wir die Themen und Angebote der TMF hier gemeinsam diskutieren und weiterentwickeln können“. Am zweiten Kongresstag stellen Infektionsforscher aus Jena ihre Verbundprojekte und teilen ihre Erfahrungen mit Forschern anderer Disziplinen und Standorte. „Das ist der Kern der gemeinsamen Arbeit in der TMF: Wissen und Erfahrungen auf einer neutralen Plattform zu teilen und daraus neue Hilfestellungen zu erarbeiten, die allen Forschern zu Gute kommen“, erklärte Kiehntopf, der auch seit mehreren Jahren ehrenamtlich im Vorstand der TMF mitarbeitet.
Weitere Informationen: www.tmf-ev.de