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Hochschule für Gesundheit
Dreiländertagung: Mehr Zusammenarbeit ist gefragt
Auf der Tagung wurde deutlich formuliert, dass die Gesundheitsberufe mit den Kliniken und Krankenhäusern sowie mit den Medizinern und der Politik neue Versorgungsmodelle entwickeln und umsetzen müssen, um die Herausforderungen im Gesundheitswesen zu bewältigen.
„Wir sind bereit und gewillt, neue Rahmenbedingungen zu diskutieren und innovative Modelle zu etablieren.“ Mit diesem Satz schloss der Zürcher Gesundheitsdirektor Thomas Heiniger seine Begrüßungsrede an der Dreiländertagung zum Thema ‚Health Universities: Bildung und Versorgung zusammenführen‘ und spielte damit einen vielversprechenden Steilpass in Richtung der Gesundheitshochschulen. Zusammen mit der Ärzteschaft, den übrigen Gesundheitsberufen, den Spitälern und Kliniken können dort solche neue Modelle für die Praxis entwickelt und umgesetzt werden.
Weit entwickelt ist beispielsweise der Ansatz der Advanced Practice, der erweiterte Kompetenzen und Aufgaben für einzelne Gesundheitsberufe vorsieht. Gut qualifizierte Pflegeexpertinnen können schon heute bestimmte Aufgaben von Hausärzten übernehmen. Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW will weitere Modelle initiieren: Ein Ambulatorium an der ZHAW soll Praxiswissen, Hochschulbildung und neue Versorgungsmodelle zusammenbringen. Die Studierenden können von und mit reellen Patienten lernen.
Das Grundprinzip „Gesundheit für alle“ stellt Direktor Prof. Dr. Peter C. Meyer für das Departement Gesundheit der ZHAW ins Zentrum. Für ihn ist klar: „Die ZHAW orientiert sich an den Bedürfnissen der Bevölkerung.“ Hauptziel der Hochschulen ist es, die Ausbildung mit Bachelor- und Masterstudiengängen zu verbessern, damit die Absolventinnen und Absolventen im Beruf mehr Kompetenzen und Verantwortung erhalten. So können sie bessere Leistungen erbringen, was der Gesundheit der Bevölkerung zugutekommt.
Das bedingt für Meyer dass „Bildung, Forschung und Praxis gleich wichtig sind für ein wirksames, innovatives Gesundheitswesen.“ Im Idealfall beeinflussen sie sich gegenseitig und „ermöglichen eine konstruktive und kostensparende Entwicklung im Gesundheitswesen. Das geht aber nicht ohne einen Kulturwandel, und ohne bestehende Modelle zu überdenken und allenfalls loszulassen.“
Meyer ist sich aber auch bewusst, dass eine einseitige Akademisierung negative Folgen haben kann; dann nämlich, wenn nur die Entwicklung der einzelnen Berufe gefördert wird. Nötig ist eine verstärkte interprofessionelle Zusammenarbeit. Die ZHAW will diese mit dem internationalen Austausch von innovativen Ansätzen in Lehre und Forschung unterstützen. Bereits ist eine nächste Dreiländertagung in Planung, sie soll am 28./29. September 2017 in Wien stattfinden.
In Deutschland ist die Akademisierung der Gesundheitsberufe fortgeschritten und weitgehend akzeptiert, so Prof. Dr. Anne Friedrichs, Präsidentin der Hochschule für Gesundheit (hsg) in Bochum: „Die Frage ist nicht mehr ob, sondern wie.“ Der Ball liege nun bei der Politik, die entsprechende Gesetze formulieren müsse. Die hsg habe mit einzelnen Kliniken und Krankenhäusern Gespräche geführt und mit ihnen über ihre ersten Ideen für den Einsatz der akademisierten Kräfte in den Gesundheitsberufen in ihre Personalkonzepte diskutiert. Im Zuge der interdisziplinären Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen und der Medizin gebe es in Deutschland auch bereits einige Projekte, in denen Fachhochschulen mit Universitäten zusammenarbeiten. Die Rahmenbedingungen der hsg, die im August 2015 in ihren Neubau auf den Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen gezogen ist, sind hervorragend, um mit anderen Playern und Partnern des Gesundheitssystems zusammenzuarbeiten, die interdisziplinäre Zusammenarbeit zu fördern und neue Konzepte der Gesundheitsversorgung zu entwickeln.
Silvia Mériaux-Kratochvila erläuterte die Situation der Gesundheitsberufe in Österreich. Für die Leiterin des Departements Gesundheit an der Fachhochschule Campus Wien schreitet die Entwicklung zu langsam voran. „Die Akademisierung auf Stufe Bachelor ist gelungen“, sagte sie. Auch politisch gehe es in die richtige Richtung. Ein Teil der Ärzte sei aber gegen diese Entwicklung. So ist etwa die Forschung noch zu stark auf ärztlich-medizinische Fächer ausgerichtet. Und die Ausbildung findet in unterschiedlichen Einrichtungen und zu wenig fächerübergreifend statt.