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Wien
Frühjahrstagung 2022 von OeGHO und AHOP: Wissen schafft Fortschritt
„Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen stellt die Frühjahrstagung 2022 in Graz einen Fixpunkt für uns alle dar“, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Präsident der OeGHO. „Fortbildung und Vernetzung unter Expert*innen sind unverzichtbar – auch oder gerade in so herausfordernden Zeiten. Deshalb haben wir das Sicherheitskonzept für die Präsenzveranstaltung nochmals ausgefeilter gestaltet und zahlreiche hybride bzw. virtuelle Programmpunkte ergänzt. Die Bedeutung der Themen spricht für sich selbst.“
„Besonders hervorzuheben sind vier Fachgebiete, die im wissenschaftlichen Programm der FJT unter dem Motto ‚Wissen schafft Fortschritt‘ aufscheinen“, betonen die Tagungspräsident*innen Univ.-Prof. Dr. Hildegard Greinix und Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Philipp Jost, beide LKH Universitätsklinikum Graz. „Das sind einerseits allgemeine Themen wie COVID-19 bei hämatologischen und onkologischen Patient*innen oder das neue Sterbeverfügungsgesetz mit der Möglichkeit des assistierten Suizids. Andererseits aber auch Therapiebereiche wie Blutstammzelltransplantation, CAR-T-Zelltherapien und zielgerichtete Therapie bzw. personalisierte Onkologie.“
Der assistierte Suizid ist dabei nicht nur für die in der klinischen Onkologie tätigen Ärzt*innen ein brennendes Thema, sondern auch für die – den Patient*innen nahestehenden – Pfleger*innen. Das seit Anfang 2022 gültige Sterbeverfügungsgesetz sieht vor, dass eine Suizidassistenz ohne aktive Rolle im privaten Rahmen nicht mehr unter Strafe gestellt wird. Harald Titzer, Präsident der AHOP: „Das Gesetz liegt nun vor, wirft aber mindestens ebenso viele Fragen auf wie es beantwortet. Außerdem ist die Haltung der verschiedenen Expert*innen dazu aus ganz persönlichen Gründen oft sehr unterschiedlich. Daher ist es eine einzigartige Gelegenheit, die Herausforderungen und Fallstricke der Regelung in diesem Rahmen eingehend diskutieren zu können.“ Impulsvorträge und Podiumsdiskussion am Fr, 8.4., 16:45 Uhr.
Die Themen im Überblick
COVID-19 bei hämatologischen und onkologischen Patient*innen
Patient*innen mit soliden Tumoren und hämatologischen Neoplasien, die aufgrund ihrer Erkrankung sowie der verabreichten Chemo- und Immuntherapien als immundefizient anzusehen sind, haben verglichen mit der Gesamtbevölkerung ein signifikant höheres Risiko, an einer COVID-19-Infektion zu versterben. Das ergab eine Metaanalyse mit 3.377 hospitalisierten hämatologischen Patient*innen aus drei Kontinenten. Leider entwickeln immundefiziente Patient*innen außerdem einen geringeren Impfschutz nach einer SARS-CoV-2 Vakzinierung, wie eine am LKH-Universitätsklinikum Graz durchgeführten Impfstudie zeigte. Mehr zu diesen Studien in der Presseinfo COVID-19 bei hämatologischen und onkologischen Patient*innen (siehe PDF).
Allogene Blutstammzelltransplantation
Die allogene Blutstammzelltransplantation (SZT) stellt die erste, etablierte zelluläre Immuntherapie mit kurativer Intention dar und erzielt bei Patient*innen mit akuten Leukämien hohe Heilungsraten von bis zu 60-70 %. Wenn Patient*innen keinen gewebemerkmalsidenten Geschwisterspender zur Verfügung haben, wird eine Fremdspendersuche in nationalen und internationalen Registern durchgeführt – und für 90 % der Betroffenen innerhalb eines Monats ein Spender gefunden. In vielen Fällen kommt es jedoch zu einer schwerwiegende Komplikation, der sogenannten Graft-versus-Host-Erkrankung (Spender-gegen-Empfänger-Reaktion, GvHD), bei der Immunzellen des Spenders im Transplantat Gewebe des Empfängers als fremd erkennen und angreifen. Nunmehr gibt es eine neue Therapiemöglichkeit mit Ruxolitinib, einem Janus Kinase 1/2 Inhibitor, der in einer multizentrischen, randomisierten Phase III Studie signifikant bessere Ansprechraten verglichen mit anderen Therapien erzielte. Mehr dazu in der Presseinfo Allogene Blutstammzelltransplantation (siehe PDF).
CAR-T-Zelltherapien
Die CAR-T-Zelltherapie (Chimäre Antigenrezeptor T-Zell-Therapie) stellt eine innovative zelluläre Immuntherapie für Patient*innen mit Lymphomen und Myelomen dar. Sie basiert darauf, dass mittels Leukapherese weiße Blutkörperchen des Patienten gewonnen und daraus spezielle Immunzellen, die T-Lymphozyten isoliert und gentechnisch so verändert werden, dass sie selektiv Tumorzellen erkennen und nach Infusion zerstören. Seit kurzem liegen drei randomisierte, multizentrische Studien vor, in denen Patient*innen, die entweder nicht auf die Erstlinientherapie ansprachen oder ein Frührezidiv erlitten, entweder CAR-T-Zellen oder eine Standard-Chemoimmuntherapie gefolgt von autologer Blutstammzelltransplantation erhielten. In zwei von drei dieser Studien erzielte die CAR-T-Zelltherapie ein signifikant besseres ereignisfreies Überleben (40,5 % vs. 16,3 % in der ZUMA-7 Studie; 44,5 % vs. 23,7 % in der TRANSFORM Studie). Basierend auf diesen Ergebnissen wird nun international heftig diskutiert, ob die CAR-T-Zelltherapie den neuen Behandlungsstandard für Patient*innen, die eine Zweitlinientherapie benötigen, darstellt. Mehr dazu in der Presseinfo CAR-T-Zelltherapien (siehe PDF).
Zielgerichtete Therapie
Zielgerichtete onkologische Therapien stellen eine der substanziellsten Neuerungen in der Therapielandschaft onkologischer Versorgung dar. Diese Medikamentengruppe (zum Beispiel Tyrosinkinase-Inhibitor; TKI) ist eine effektive Möglichkeit, die Tumore der Patient*innen individuell zu behandeln und gleichzeitig das Nebenwirkungsspektrum zu reduzieren. Durch die Verbesserungen im Bereich der Molekularpathologie haben klinische Onkolog*innen über die letzten Jahre die Möglichkeit erhalten, individuelle genetische krankhafte Veränderungen besser zu diagnostizieren und letztlich auch zielgenau therapieren zu können. Mehr dazu in der Presseinformation Zielgerichtete Therapie (siehe PDF).
Personalisierte Onkologie
Die tiefgreifenden Neuerungen im Bereich der zielgerichteten Therapie stammen zumindest zum großen Teil aus dem Forschungsfeld der personalisierten Onkologie. Das Ziel ist dabei die molekulare Aufarbeitung von Tumorgewebe eines Patienten, um die genetischen Ursachen für Tumorwachstum und Therapieresistenz zu verstehen. Mehr dazu in der Presseinformation Personalisierte Onkologie (siehe PDF).