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8. COMPAMED Frühjahrsforum
Frühjahrsforum stellte smarte mobile Diagnostik und „Wearables“ vor
Die Kosten für die medizinische Betreuung von Patienten, insbesondere von chronisch kranken oder älteren Menschen, steigen stark an. Hier kann die Mikrotechnik bedeutende Beiträge zur Kostenbegrenzung leisten. Mit mobilen diagnostischen Geräten und Sensoren können Vitalfunktionen rund um die Uhr überwacht und bei Problemen sofort Hilfsdienste alarmiert werden. Die Vorträge zeigten den Stand der Entwicklungen und der Kommerzialisierung von entsprechenden Sensoren.
Die Relevanz des Themas wurde bereits im Eröffnungsvortrag von Dr. Michael Meyer, Vice President Health Policy bei der Siemens AG, klar. Neben den medizinischen Großgeräten wird Siemens sich in Zukunft noch mehr um die mobile Diagnostik kümmern. Als Beispiele dafür konnten neue Ultraschall-Untersuchungsgeräte und fahrbare Röntgengeräte vorgestellt werden. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die notwendige Software für die Datenaufbereitung, -übermittlung und -auswertung dar. Dr. Meyer plädierte für offene Standards, die es erlauben, Daten auf allen gebräuchlichen Endgeräten wie z.B. Smartphones, Tablets oder Notebooks anzuzeigen.
Ein Schwerpunkt waren Technologien für die Herstellung mobiler diagnostischer Anwendungen. Die technischen Möglichkeiten zur Erzeugung der benötigten Mikrostrukturen aus Polymeren oder in Glas, wurden von Dr. Angelika Murr von der CDA GmbH und Dominique Bouwes von der iX-factory GmbH vorgestellt. Dr. Daniel Caminada vom CSEM aus der Schweiz konnte u.a. Biosensoren zeigen, die Lungenfunktionen oder Wundheilung überwachen können. Dr. Christopher Wilson von NovioSense aus Nijmegen präsentierte einen Glucose-Sensor, der ohne Blutentnahme auskommt. Dr. Frank Bartels von Bartels Mikrotechnik zeigte, dass auch aktive Komponenten integriert werden können – so lassen sich z.B. mit Mikropumpen Medikamente zuverlässig dosieren.
Weiterhin wurde die Frage diskutiert, wie die entsprechenden Sensoren auch buchstäblich an die Patienten gebracht werden können. So genannte „Wearables“ oder „Smart Textiles“ sind hierbei wichtige Entwicklungsrichtungen. Dr. Hans-Georg Ortlepp stellte zunächst einen vom CiS Forschungsinstitut für Mikrosensorik und Photovoltaik entwickelten In-Ohr-Sensor vor, der auf optischem Weg Daten über den Sauerstoffgehalt des Blutes erfassen kann. Konzepte zur Integration von Sensoren in Kleidung wurden von Erik Jung vom Fraunhofer IZM und Dr. Christoph Monfeld von der RWTH Aachen aufgezeigt. Herstellungstechnologien stehen bereits zur Verfügung. Dazu gehören konventionelle Webtechnologien, bei denen ein leitfähiges Material eingewebt wird, sowie gedruckte Leiterbahnen – aber auch das Einbetten von leitfähigen Strukturen inklusive elektronischer Chips in Polyurethan-Trägerfolien. Es gibt allerdings noch technologische Probleme zu lösen: Zum Beispiel müssen Textilien dehnbar sein, damit sie den Bewegungen der Träger folgen können, ohne dass Kontakte abreißen.
Die Tagung wurde von Martin Kusch von Aerolution abgeschlossen, der in einem mitreißenden Vortrag zeigen konnte, wie Sensoren im Sportbereich zur Optimierung des Trainings eingesetzt werden. Da sich deutsche Krankenkassen noch immer schwer damit tun, die Kosten für die mobile Diagnostik zu übernehmen, können erste Umsätze im „zweiten Gesundheitsmarkt“ erzielt werden, die eine Weiterentwicklung auch für den medizinischen Bereich erlauben.
Weitere Informationen:
http://www.ivam.de