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Interventionelle Radiologie: Mit Kälte den Brustkrebs besiegen
„Brustkrebs ist nach wie vor die häufigste Krebserkrankung bei Frauen und deren zweithäufigste Todesursache bei Karzinomen in den westlichen Industrieländern. Alleine in Österreich erkranken jährlich 5.500 Frauen an Brustkrebs und 1.500 sterben daran. Das muss aber nicht so sein, denn durch radiologische Früherkennungsuntersuchungen kann die Sterblichkeit um 20-25 % reduziert werden“, so Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchsjäger, Klinikvorstand der Universitätsklinik für Radiologie in Graz und stellvertretender Vorsitzender des Europäischen Radiologiekongresses.
Durch Kälte den Brustkrebs besiegen dank interventioneller Radiologie
Im Screening und der Diagnostik von Brustkrebs ist die Radiologie ein wesentlicher Player. In den letzten 15 Jahren hat sich zudem auch die interventionelle – also behandelnde – Radiologie stark entwickelt, mit der bestimmte Arten von Brustkrebs erfolgreich behandelt werden können. „Kleine, lokale Tumore mit einer maximalen Größe von 2 bis 3 cm können wir minimalinvasiv mit der Kryotherapie behandeln“, betont Fuchsjäger. Dabei wird unter Lokalanästhesie eine kleine 1,5 mm dünne Nadel im Tumor positioniert und der Tumor mittels Argongas oder flüssigem Stickstoff auf – 186 °C tiefgefroren. Durch die Behandlung mit diesen „Eisbällen“ stirbt das Tumorgewebe ab. „Die toten Tumorzellen bleiben zwar im Körper, aber mit dieser einmaligen, invasiven, präzisen und kurzen Behandlung kann die Belastung für diese Patienten gegenüber einem offenen chirurgischen Eingriff minimiert werden“, bringt Fuchsjäger die Vorteile auf den Punkt.
Mammadiagnostik: Vorsorgeuntersuchung nach Pandemie umso wichtiger
Voraussetzung für eine Behandlung von Brustkrebs ist aber nach wie vor seine Früherkennung. Denn je früher Brustkrebs erkannt wird, desto höher sind die Heilungschancen. Weil Frauen zwischen 45 und 69 Jahren zur größten Risikogruppe zählen, gibt es in Österreich seit 2014 das spezielle nationale Brustkrebs-Früherkennungsprogramm, bei dem diese Zielgruppe automatisch alle 2 Jahre zur Mammographie eingeladen wird. „Alljährlich sollten so mindestens 700.000 Mammografien zur Früherkennung von Brustkrebs stattfinden. Eine Vielzahl, der Früherkennungsuntersuchungen, die aufgrund der Pandemiebekämpfung in den ersten beiden Lockdowns verschoben werden mussten, konnten im Herbst und dieses Frühjahr aufgeholt werden“, betont der renommierte Radiologe. Da jedoch dennoch die Anzahl der Früherkennungsuntersuchungen zurückgegangen ist, wäre es nun umso wichtiger, die Frauen wieder zur Mammadiagnostik zu motivieren, um einen Anstieg an Brustkrebserkrankungen in den nächsten Jahren zu vermeiden“, so Fuchsjäger.
3D-Mammographie im Vormarsch
Neben der klassischen 2D-Mammographie, einer speziellen Röntgenuntersuchung, bei der die Brust in zwei Ebenen aufgenommen wird, gibt es nun an speziellen Zentren und Instituten auch die 3D-Mammographie bzw. Tomosynthese. „Bei dieser Methode wird die Brust mit niedriger Strahlendosis aus unterschiedlichen Winkeln aufgenommen. Das Resultat sind bis zu 30 Einzel-Schnittbilder, auf denen auch sehr subtile Veränderungen genau erkannt werden können“, so Fuchsjäger über die Vorteile des neuen Diagnoseverfahrens. Weitere Befundabklärung oder auch Steuerung der Gewebeentnahme (Biopsie) kann dann bei Bedarf mittels Ultraschall, Stereotaxie (Mammographie) oder Magnetresonanztomografie (MRT) erfolgen.
Physische und psychische Vorbereitung der Patienten auf die Erstdiagnose
Um die Kommunikation zwischen Radiologen und Patienten auf eine neue Ebene zu heben und für die jeweiligen Bedürfnisse zu sensibilisieren, gibt es am europäischen Radiologiekongress einen eigenen Patientenfokus. Dabei wird u.a. die Sensibiliserungskampagne Be accepted vorgestellt. Sie soll für Patienten ein Leitfaden sein, was ab der Erstdiagnose auf sie zukommt, was die nächsten Schritte für sie sind und wie sie sich physisch und psychisch für die Therapien fit halten können. Diese Vorträge finden von 14.-16. Juli im Tech Gate statt und sind der Öffentlichkeit frei zugänglich. Alle Details zur Veranstaltung finden Sie hier: https://connect.myesr.org/patients-in-focus/
Multidisziplinarität als Schlüssel zum Erfolg
Als grundlegenden Schlüssel zum Patientenwohl hat sich der Radiologiekongress dieses Jahr aber vor allem das Motto „Building Bridges“ auf die Fahnen geschrieben. Durch die Inklusion von verwandten medizinischen Disziplinen, den gegenseitigen Austausch und das von einander Lernen entstehen Synergieeffekte zum Wohle der Patienten.
„Der Schlüssel dazu liegt in der Förderung eines multidisziplinären Ansatzes in der Gesundheitsversorgung und in der verstärkten Zusammenarbeit zwischen Radiologen und klinischen Partnern. Ich hoffe, dass dieser Kongress eine neue Ära in der Radiologie einleiten wird. Eine Zukunft, in der wir eng mit unseren klinischen und diagnostischen Partnern, mit Radiologen, mit Wissenschaftlern und Industriepartnern, mit politischen Entscheidungsträgern, aber auch mit unseren Patienten zusammenarbeiten werden“, beschreibt Professor Regina Beets-Tan, Kongresspräsidentin und Vorsitzende der Abteilung für Radiologie am Niederländische Krebsinstitut in Amsterdam, ihre Zukunftsvision.