Kommunikation als Herausforderung in Gesundheitsberufen
Jeder ist früher oder später in seinem Leben auf die Unterstützung von Pflegenden oder Ärzt:innen angewiesen. Gerade die richtige Kommunikation spielt hier eine wesentliche Rolle. Sätze wie „Ich verstehe Sie, Ihre Situation …“ wirken oft zu allgemein und fast schon selbstverständlich, doch dabei führen diese oft zu Missverständnissen zwischen Patient:innen; Bewohner:innen von Pflegeeinrichtungen und den Pflegenden oder Ärzt:innen. Auch die interne Berufskommunikation ist nicht immer problemlos möglich.
„Die Ursachen können zum einen auf fehlende Zeit, zum anderen auf fehlende sprachliche und/oder kommunikative Kompetenz zurückgeführt werden. Dabei sollen Verstehen und Verständnis die Grundlage einer vertrauensvollen Beziehung zwischen den Gesundheitsberufen und den Patient:innen bilden und damit Grundvoraussetzung für eine gute pflegerische, therapeutische und medizinische Versorgung in jedem Gesundheitsberuf sein“, erläutert Prof. Dr. Maria A. Marchwacka, Studiengangsleiterin im Bachelor-Studiengang Medizinpädagogik am Campus Stuttgart der SRH Hochschule für Gesundheit.
Die sprachliche Kompetenz gewinnt angesichts der Migrationsgesellschaft zusätzlich an Bedeutung, da nicht nur die Anzahl der Patient:innen steigt, bei denen Deutsch nicht die Muttersprache ist. Auch die Zahl der Beschäftigten in der Gesundheits- und Pflegeversorgung unterschiedlicher Nationen steigt seit Jahren kontinuierlich an. Neben (fachsprachlichen) Missverständnissen besteht das Risiko, in Diagnostik und Therapie Fehler zu begehen. Somit sind wiederholte Diagnosen, Irritationen (bei der Anamnese, Entscheidungsfindung) sowie Frustrations-situationen nicht selten die Konsequenz. „Zugleich ist der Fokus der sprachlich-kommunikativen Kompetenzen nicht nur auf die Migration zu richten, vielmehr stellt sich die Frage nach kompetenter Fach¬sprache sowie patientenorientierter, achtsamer Kommunikation auch im (interprofessionellen) Kreis der Kolleg:innen“, betont die Studiengangsleiterin am Campus Stuttgart.
Vor diesem Hintergrund wird Prof. Dr. Maria A. Marchwacka am 25. August 2022 um 17.30 Uhr im Rahmen ihrer Antrittsvorlesung zum Thema „‚Ich verstehe Sie…‘ – kommunikativ-sprachliche Herausforderungen und notwendige Kompetenzen in der Ausbildung der Gesundheitsberufe“ einige didaktische Potenziale aufzeigen. Primär wird sie darauf eingehen, wie ein methodischer Zugang zu kritischen Ereignissen gefunden werden kann. „Kritische Situationen offenbaren Lernpotenziale, die in der Ausbildung genutzt werden können. Die Analyse der Emotionen und Kommunikationsformen kann Anlass zum Bewusstwerden der eigenen Denk- und Kommunikationsstrategien sein, die auf das Gegenüber wirken. Der Wechsel der Perspektive(n) lässt die jeweilige Kommunikation (multiperspektivisch) reflektieren und erlaubt eine andere Form der Kommunikation zu entfalten“, so die Überzeugung von Prof. Dr. Maria A. Marchwacka, denn wie Henry Ford schon sagte: ‚Das Geheimnis des Erfolgs ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen.‘ Im Kontext der sprachlichen/kommunikativen Kompetenz wird sie abschließend Perspektiven und Stolpersteine der Digitalisierung (im Rahmen der Lehrkräftebildung) erörtern und diskutieren.