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DGHO Frühjahrstagung 2014
Krebsfrüherkennung: Ein teures Placebo?

Für eine ganze Reihe von Krebserkrankungen stehen inzwischen Verfahren für die Früherkennung zur Verfügung. Die Brustkrebsfrüherkennung ist in Deutschland gesetzlich geregelt, alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren werden zweijährlich eingeladen. Ein ähnliches Programm ist ab 2015 für Darmkrebs geplant. Bei anderen Früherkennungsprogrammen wie z. B. beim Gebärmutterhalskrebs übernehmen die Krankenkassen die Kosten, Teilnehmerinnen müssen sich aber selbst melden.
Die Evidenz für den Nutzen der jeweiligen Früherkennungsverfahren ist sehr unterschiedlich und beruht z. T. nicht auf aktuellen oder nicht auf hochwertigen Studien. Diskussionspunkte sind u. a.:
- Brustkrebs: Teilnahmerate niedriger als gefordert, Gefahr der Überdiagnostik/-therapie
- Darmkrebs: neue Stuhltests empfindlicher als die bisher eingesetzten Verfahren
- Gebärmutterhalskrebs: Testung auf den humanen Papillomvirus empfindlicher als die bisher eingesetzte Zytologie; Intervalle von 3-5 Jahren ausreichend?
- Hautkrebs: Einfluss auf die Sterblichkeit nicht gesichert
- Lungenkrebs: computertomographische Früherkennung kann die Sterblichkeit senken, ist aber mit Risiken belastet
- Prostatakrebs: hohe Rate an Überdiagnostik und Übertherapie
- Blutkrebs: Früherkennung durch Blutuntersuchung möglich, Nutzen nicht gezeigt.
Die DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V. setzt sich für eine bestmögliche Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen ein. Die rasche Erweiterung des Wissens in der Onkologie erfordert eine kritische und differenzierte Überprüfung der aktuellen Krebsfrüherkennungsprogramme. Ressourcen- und kostenintensive Verfahren benötigen obligat eine zeitnahe Qualitätskontrolle.
Dazu Prof. Mathias Freund, Geschäftsführender Vorsitzender der DGHO: „Früherkennung kann die Sterblichkeit von Krebs vermindern. Die notwenigen Untersuchungen vermitteln den Teilnehmern Sicherheit, können aber auch belasten und zu Überdiagnostik oder sogar Übertherapie führen. Der Umgang mit Krebs muss sich an dem aktuellen Stand des medizinischen Wissens orientieren. Und dazu gehört auch ein sachlicher Dialog über das Pro und Contra der Krebsfrüherkennung.“
Aus diesem Grund veröffentlicht die DGHO unter dem Titel „Krebsfrüherkennung in Deutschland 2014. Evidenz. Status. Perspektiven“ den 4. Band ihrer Gesundheitspolitischen Schriftenreihe. Dabei werden am Beispiel von Brust-, Darm-, Haut-, Lungen-, Prostata- und Gebärmutterhalskrebs die vorliegenden Daten, der Stand in Deutschland und mögliche Schritte für die Zukunft diskutiert.
Gerne möchten wir Sie vor diesem Hintergrund auf die Sitzung „Krebsfrüherkennung: Teures Placebo?“ am Freitag, den 14. März, von 14:30 bis 16:30 Uhr hinweisen.
Bereits am Donnerstag, den 13. März startet die DGHO-Frühjahrstagung 2014 mit folgenden Veranstaltungen:
- „Bedarf onkologischer Versorgung“ (11:05 bis 12:45 Uhr)
- „Andere Konzepte in Österreich“ (13:15 bis 14:45 Uhr)
- „Zukunftskonzepte für Deutschland“ (15:00 bis 16:15 Uhr)
Weitere Informationen zum Programm unter:
www.dgho-service.de/tagungen_seminare_weiterbildungen/dgho_fruhjahrstagung