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Nuklearmediziner-Treffen
Neuer „Tumorfinder“ bei Prostatakrebs
Mit über 65.000 Neuerkrankungen im Jahr ist Prostatakrebs in Deutschland die häufigste bösartige Tumorerkrankung bei Männern. Da die Beschwerden vom Patienten oft erst spät bemerkt werden, haben sich zum Zeitpunkt der Diagnose häufig bereits Tochtergeschwülste (Metastasen) gebildet. Jetzt gibt es im Zusammenhang mit einem speziellen Eiweiß, dem Prostata-Spezifischen Membran-Antigen (PSMA) in der nuklearmedizinischen Diagnostik und Therapie von Prostatakrebs hoffnungsvolle neue Optionen.
„Dieses PSMA-Eiweiß befindet sich vermehrt auf der Oberfläche von Prostatakrebszellen. Sonst kommt es im menschlichen Körper eher selten vor. Dieses Erkennungsmerkmal nutzen wir, indem wir dem Stoffwechsel eine Spürsubstanz – einen sogenannten Radiotracer – zusetzen. Er bindet ausschließlich an dieses Eiweiß“ , so Prof. Alexander Drzezga, Direktor der Nuklearmedizin an der Uniklinik Köln. Die leicht radioaktive Substanz markiert so die Krebszellen des Tumors. In der Positronen-Emissions-Tomographie (PSMA-PET/CT) können sie dann sehr deutlich dargestellt werden.
Eine qualitativ hochwertige Bildgebung ist besonders wichtig in der Rezidiv-Diagnostik, denn hier wird überprüft, ob ein Tumor nach einer Behandlung wieder anfängt zu wachsen. Die PSMA-Spürsubstanz scheint nach derzeitigem Kenntnisstand auch gegenüber älteren PET-Tracern eine höhere Nachweisempfindlichkeit aufzuweisen.
Auch therapeutisch spielt das PSMA-Protein eine Rolle. „Als eine von nur wenigen Kliniken in Deutschland nutzen wir an der Uniklinik Köln die hochspezifische Bindung des Eiweißes an die Prostatakrebszellen auch, um diese mit einem Radiopharmakon – also einer Spürsubstanz mit therapeutisch wirksamer Strahlenaktivität – zu zerstören. Diese Substanz wird, wie auch bei der Diagnostik, über eine Armvene injiziert“, so Prof. Drzezga.
Er hat große Erwartungen an diese bisher nur als individuelle Heilmaßnahme eingesetzte Therapie: „Die wirklich spektakuläre Qualitätsverbesserung bei der Bildgebung macht uns zuversichtlich, dass wir mit dem PSMA-Verfahren auch therapeutisch eine wirksame und schonende neue Behandlungsalternative für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakarzinom zur Verfügung haben. Aufgrund unserer Erfahrungen mit bereits etablierten Formen der Radionuklidtherapie haben wir auch hinsichtlich der Nebenwirkungen die Erwartung, dass sich diese überwiegend im Rahmen halten.“
Bei Prostatakrebs treten Metastasen häufig zuerst im Knochen auf. Durch die PSMA-Radionuklidtherapie ist hier nun eine Option für die Behandlung von Patienten mit einer über den Knochen hinausgehenden Metastasierung (Organmetastasen) gegeben. Da Knochen sehr gut durchblutet sind, gelangen einzelne Tumorzellen sehr leicht dorthin.
Diese Innovationen bei der Diagnostik und Therapie des Prostatakarzinoms stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Nuklearmediziner-Treffens, das am 15. November an der Uniklinik Köln stattfindet. Erwartet werden über 50 Experten aus den Fachgebieten Nuklearmedizin, Radiologie, Strahlentherapie sowie der Urologie. Veranstalter Prof. Drzezga: „Um die neuen Diagnostik- und Therapieverfahren der Nuklearmedizin an richtiger Stelle in das Spektrum verfügbarer Maßnahmen einzuordnen, ist ein enger Austausch erforderlich. In diesem Jahr erwarte ich eine rege Diskussion über den Stellenwert der neuen Verfahren und die Möglichkeiten der Kombination mit etablierten Methoden.“