- Kongresse [+]
Goethe-Universität FFM
Personalisierte Medizin im Spannungsfeld von Arzt und Patient, Pharmaindustrie und Kostenträger
Eingeladen zu dieser Vortragsreihe der Wissenschaftlichen Gesellschaft an der Goethe-Universität, die im Rahmen der von der Deutsche Bank AG initiierten und geförderten Stiftungsgastprofessur „Wissenschaft und Gesellschaft“ im Wintersemester stattfindet, sind interessierte Bürgerinnen und Bürger aus der Rhein-Main-Region. Die Podiumsdiskussion beginnt um 18 Uhr auf dem Campus Niederrad, Universitätsklinikum, Haus 23, Hörsaal 4, Theodor-Stern-Kai 7.
Mit der personalisierten Medizin werden neue ethische und ökonomische Fragen aufgeworfen. Die Analyse des gesamten Genoms eines Patienten ist nicht unumstritten. Denn damit lassen sich nicht nur bestehende Krankheiten feststellen, sondern auch Veranlagungen für Erkrankungen, die eventuell später ausbrechen können – ein Beispiel sind die sogenannten Brustkrebs-Gene BRCA1 und BRCA2. Ist es vertretbar, Menschen damit zu konfrontieren, dass sie eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, ernsthaft zu erkranken? Welche Auswirkungen haben die Bioanalysen auf das Verständnis der Krankheit und wie beeinflussen sie das Verhältnis zwischen Arzt und Patient? Wie stehen Krankenkassen und Pharmaindustrie zu den Chancen und Risiken der personalisierten Medizin – eine ökonomische Herausforderung oder ein Gewinn versprechendes neues Geschäftsfeld? Diese und ähnliche Fragen werden bei der Podiumsdiskussion zur Sprache kommen.
Wo noch vor wenigen Jahren kaum eine Behandlungsoption zur Verfügung stand, können Krebspatienten heute im Einzelfall mehrere sinnvolle Therapiesequenzen angeboten werden. Voraussetzung ist, das Gewebe möglichst genau zu diagnostizieren sowie phänotypische und genotypische Merkmalsmuster zu bestimmen. Prof. Jäger, Chefärztin am Frankfurter Nordwest-Krankenhaus, wird u.a. erläutern, warum solche Therapien an etablierte onkologische Zentren gebunden sein sollten, wo Diagnostik, interdisziplinär zu treffende Therapieentscheidungen sowie Management der Behandlung und ihrer Folgen fachkundig erfolgen können. Die Medizinerin fordert seit einiger Zeit strenge Richtlinien für die sachgerechte Diagnostik und Tumortherapie.
Die personalisierte Medizin steht auch auf der Agenda des Pharmaunternehmens Roche. Dr. Thomas Schinecker, Geschäftsführer der Roche Diagnostics Deutschland GmbH in Mannheim, wird bei der Diskussion näher erläutern, welche Anstrengungen Roche in der Forschung unternimmt, um Patienten wirksame Medikamente und die dafür passenden Tests zur Verfügung stellen zu können. Diese Tests helfen, die Merkmale und Zusammensetzung des individuellen Tumors genau zu erkennen, und sind die Basis für die Therapieentscheidung, die Arzt und Patienten gemeinsam treffen. Neue Arzneimittel, Behandlungs- und Diagnostikmethoden führen bei den Krankenkassen zu steigenden Ausgaben. Wie die Barmer GEK mit diesem Problem umgeht, wird Dr. Ursula Marschall ausführen. Im Fokus soll vor allem die Verbesserung der medizinischen Behandlungs- und Versorgungsqualität stehen, ohne ökonomische Aspekte aus dem Blick zu verlieren.
Die Diskussionsteilnehmer:
Prof. Dr. Elke Jäger ist seit 2003 Chefärztin der zweiten Medizinischen Klinik am Frankfurter Krankenhaus Nordwest und Direktorin des Clinical Trial Centers des Ludwig Institute for Cancer Research. 2000 erhielt sie den Investigator Award des Cancer Research Institute, New York, und 2001 den Förderpreis der Hubert Burda Stiftung für die Identifizierung neuer Tumorantigene beim Kolonkarzinom.
Dr. Ursula Marschall studierte zunächst Humanmedizin, absolvierte ihre Facharzt-Ausbildung in Anästhesie und Intensivmedizin und komplettierte ihre Ausbildung mit dem Studium der Gesundheitsökonomie. Seit 2007 leitet sie die Abteilung Medizin und Versorgungsforschung bei der Barmer GEK-Hauptverwaltung in Wuppertal.
Dr. Thomas Schinecker ist seit Juli 2013 Geschäftsführer der Roche Diagnostics Deutschland GmbH in Mannheim. Er hatte bereits zuvor verschiedene leitende Funktion innerhalb des Unternehmens in Europa und den USA inne. Von 1999 bis 2003 forschte der Biochemiker bereits an der New York University zum Thema Krebs.
Weitere Vorträge und Diskussionsveranstaltungen auf einen Blick:
Die Vorträge beginnen jeweils donnerstags um 18 Uhr, Campus Niederrad, Universitätsklinikum, Haus 23, Hörsaal 4.
Alle Veranstaltungen werden aufgezeichnet, sind spätestens am übernächsten Tag abrufbar über www.buerger.uni-frankfurt.de unter „Weitere Veranstaltungen“
14. Januar 2016
Prof. Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann, Universität Siegen Ethische Probleme der individualisierten Medizin Prof. Dr. Fritz von Weizsäcker, Schlosspark Klinik, Berlin Selbstverständnis von Patienten und die Arzt-Patient-Beziehung Einführung Prof. Dr. Peter Janich, Philipps-Universität, Marburg Moderation Dr. Regina Oehler, Hessischer Rundfunk
28. Januar 2016
Prof. Dr. Drs h.c. Leroy Hood, Washington University, Seattle Systems Medicine and Proactive P4 Medicine. Transforming Healthcare through Wellness – A Personal View (P4 = predictive, personalized, preventive and participatory) Moderation Prof. Dr. Josef Pfeilschifter, Goethe-Universität
Informationen: Prof. Dr. Joachim Engels, Campus Riedberg, Fachbereich Biochemie, Chemie und Pharmazie, Tel. (069)798-29150, Joachim.Engels@chemie.uni-frankfurt.de; Prof. Dr. Simone Fulda, Campus Niederrad, Fachbereich Medizin, Institut für Experimentelle Tumorforschung in der Pädiatrie, Tel. (069) 678 66557, Simone.Fulda@kgu.de
Programmbroschüre sowie der Link zu Aufzeichnungen der Vorträge und Diskussionen auf www.buerger.uni-frankfurt.de unter „Weitere Veranstaltungen“
Programm online auch unter: www.wissenschaftliche-gesellschaft.uni-frankfurt.de