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Dr. Behzad Kharabi Masouleh
Blutkrebs erfolgreich behandeln
In Deutschland sterben jährlich mehr als 7.000 Menschen an den Folgen einer nicht optimal behandelbaren Leukämie (Robert Koch Institut, 2010). Warum schlägt eine Blutkrebstherapie in manchen Fällen nicht an? Wie ist es zu erklären, dass die Leukämie nach einer anfangs erfolgreichen Therapie erneut wieder auftritt – und wie ist dies zu lösen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich Dr. Behzad Kharabi Masouleh vom Universitätsklinikum RWTH Aachen in seiner aktuellen Projektarbeit „Die Charakterisierung von Vermittlern der Proteostase in der Hierachie von Ph+ Leukämiestammzellen“. Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung unterstützt die Forschung von Dr. Kharabi nun mit dem Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung in Höhe von 210.000 Euro.
Der 34-jährige Mediziner ist auf einem guten Weg: Erste Ergebnisse aus Dr. Kharabis Forschung zeigen, dass leukämische Stammzellen, jene Zellen, die für das Versagen von Therapien verantwortlich sind und das Wiederauftreten von Blutkrebs hervorrufen, von bestimmten zellulären, höchst komplexen Stressmechanismen abhängig sind. Im nächsten Schritt heißt es für Dr. Kharabi diese Strukturen im Detail zu identifizieren, zu verstehen und gleichzeitig einen therapeutischen Nutzen für die behandelnden Ärzte abzuleiten. „Dieser Brückenschlag von der Grundlagenforschung zur Praxis ist bei der Entscheidungsfindung des Kuratoriums eines der wichtigsten Kriterien und war somit auch mit ausschlaggebend für die Ernennung Dr. Kharabis, zum diesjährigen Preisträger des Ernst Jung-Karriere-Förderpreises“, erklärt Rolf Kirchfeld, Vorstandsvorsitzender der Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung.
Der Betrag in Höhe von 210.000 Euro wird über einen Zeitraum von drei Jahren in zwei Raten an Dr. Kharabi gezahlt und ermöglicht es ihm, seine Tätigkeit als Assistenzarzt für eine gewisse Zeit zugunsten seiner Forschung auszusetzen. Gleichzeitig unterstützt die Jung-Stiftung mit ihrer Auszeichnung die Forschungsaktivitäten des auslandserfahrenen Jungmediziners am Standort Deutschland.
Als promovierter Immunologe trat Dr. Kharabi Masouleh 2008 seine Facharztweiterbildung im Bereich der Hämatologie/Onkologie am Universitätsklinikum Bochum an. Nach einem Jahr zog es ihn an führende Forschungsinstitute nach Belgien und die USA. Unter der Leitung von Prof. Markus Müschen an der University of California San Francisco (UCSF) betrieb er bereits sehr erfolgreich Forschungen zu zellulären Stressreaktionen („Unfolded Protein Response“), für die er von der American Society of Hematology (ASH) gleich zweimal mit dem Abstract Achievement Award (2012, 2013) auszeichnet wurde und diese Arbeiten im April diesen Jahres im hochrangigen Proc Natl Acad Sci Journal publizierte. Seit Februar 2014 wieder zurück in Deutschland, führt Dr. Kharabi heute als Assistenzarzt am Klinikum für Hämatologie, Onkologie, Hämostaselogie und Stammzelltransplantation des Universitätsklinikums RWTH Aachen seine Facharztweiterbildung fort.
Weitere Informationen
Ziele im Leben zu haben ist das eine. Diese aber konsequent zu verfolgen, auch unter widrigen Bedingungen, hat der gebürtige Iraner bereits früh gelernt. Mit seiner Familie ist Kharabi aufgrund von Verfolgungen und des Iran-Irak-Krieges über Umwege (Neuseeland, China) nach Deutschland geflohen – und lernte sich eine Existenz auf dem nichts aufzubauen. Sein Lebensmotto: Es gibt kein Ziel, welches man nicht erreichen kann.
Die Liebe zur Onkologie basierte auf dem Wunsch „mehr als nur mit dem Ist-Zustand in der Medizin zufrieden zu sein, sondern auch die Therapie der Patienten zu verbessern“, so Dr. Kharabi. So sollte es nach ihm für jeden Mediziner auch immer der Patient sein, der einen antreibt – trotz aller Fortschritte in der Medizin und den strukturellen Veränderungen in den Krankenhäusern. Sich in den Patienten hineinversetzen, seine Sorgen und Ängste nachvollziehen und dem mit einer gewissen Demut begegnen, dürfe nie vergessen werden.
Die wenigen freien Momente verbringt Dr. Kharabi so oft wie möglich mit seiner Familie, seinen Freunden und seiner in Italien lebenden Freundin. Mit ihr verreist er wann immer sich die Zeit oder der Anlass bietet.
Hintergrundinformationen zur Preisverleihung
Die Hamburger Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung gibt heute die Empfänger ihrer diesjährigen Auszeichnungen für Spitzenmedizin bekannt. Die drei Preise in Höhe von insgesamt 540.000 Euro zeichnen richtungweisende medizinische Entdeckungen aus und honorieren Projekte, die dem medizinischen Fortschritt und der Entwicklung neuer Therapiemöglichkeiten dienen.
Der mit 300.000 Euro dotierte Ernst Jung-Preis für Medizin geht an Prof. Dr. Emmanuelle Charpentier (46), Mikrobiologin am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig und Humboldt-Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover. Die Französin ist Mit-Entdeckerin der Gen-Editierungs-Technologie “CRISPR-Cas9”, welche es ermöglicht Gene menschlicher Zellen gezielt zu modifizieren. Ein Ansatz, der langfristig die Möglichkeit zur individualisierten Therapie von Erbkrankheiten oder Infektionskrankheiten wie Aids in Aussicht stellt.
Mit der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold zeichnet die Stiftung das wissenschaftliche Lebenswerk von Prof. Dr. med. Dr. rer. nat. Walter Neupert (75) aus. Der renommierte Zellbiologe ist emeritierter Professor für Physiologische Chemie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und seit 2008 am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried tätig. Im Zentrum seiner Arbeiten standen und stehen die Mitochondrien menschlicher Zellen, deren Fehlfunktionen sich in Stoffwechselstörungen wie Diabetes oder Nervenerkrankungen äußern können.
Den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung in Höhe von insgesamt 210.000 Euro erhält Dr. Behzad Kharabi Masouleh (34), Assistenzarzt an der Klinik für Onkologie, Hämatologie, Hämostaseologie und Stammzelltransplantation des Universitätsklinikums Aachen. Der gebürtige Iraner arbeitet an der Aufklärung von Signalstrukturen leukämischer Stammzellen, die ein Wiederauftreten von Leukämie (Blutkrebs) und damit therapeutische Misserfolge bedingen.
Am 8. Januar 2015 jährt sich der Todestag Ernst Jungs zum 39. Mal. Um des Stifters zu gedenken, werden alljährlich an diesem Tag die neuen Preisträger bekannt gegeben. Die feierliche Verleihung der Preise findet am 8. Mai 2015 in Hamburg statt.
Über die Preise
Der Ernst Jung-Preis für Medizin zählt mit einem Förderbetrag von 300.000 Euro zu einem der höchstdotieren Medizinpreise Europas. Die 1967 gegründete Stiftung unterstützt bereits seit 1976 Forschungsprojekte von Spitzenwissenschaftlern durch diese Auszeichnungen.
Die Vergabe der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold wurde 1990 von der Stiftung beschlossen. Sie versteht sich als Ehrung für die weitgehend abgeschlossene Lebensleistung von Forschern, deren Schaffen bedeutende Erkenntnisse für neue medizinische Therapiemöglichkeiten hervorgebracht hat. Ein Preis von besonderer Symbolkraft – aber nicht nur: Der Preisträger erhält zusammen mit der Medaille das Privileg, einen Nachwuchswissenschaftler auszuwählen, dem ein Stipendium in Höhe von derzeit 30.000 Euro zur Verfügung gestellt wird.
Der Ernst Jung-Karriere-Förderpreis zählt in seiner Kategorie ebenfalls zu Europas führenden Medizinpreisen. Er wird 2015 zum zehnten Mal vergeben und zielt darauf ab, den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. Das Preisgeld in Höhe von 210.000 Euro ermöglicht es hochqualifizierten deutschen Nachwuchsmedizinern, die zuvor lange Zeit im Ausland tätig waren, ihre Forschungsprojekte hierzulande fortzusetzen und zu vertiefen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Auszeichnungen der Jung-Stiftung, deren Preisträger durch das wissenschaftliche Kuratorium nominiert werden, können sich Nachwuchsforscher für den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis eigenständig bewerben.
Forschung fördern, weil aus Forschung Heilung wird
Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung
Es gehört zu den in den Statuten festgeschriebenen Zielen der Jung-Stiftung, Wissenschaftler und Projekte zu prämieren, die durch ihre Arbeit Fortschritte in der medizinischen Therapie vorbereiten oder – im Falle der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold – bereits bewirkt haben. Denn für Ernst Jung, den Gründer der Stiftung, stand in der Humanmedizin stets das Ideal des Humanen im Mittelpunkt: Leiden zu verhindern, zu heilen oder zu lindern. Deshalb ist der Transfer von der Theorie zur Therapie ein zentrales Anliegen der Stiftung.
Der Reeder und Kaufmann Ernst Jung (1896 – 1976) gehört zu den Unternehmern, die Hamburgs Wirtschaftsgeschichte in den Nachkriegsjahren entscheidend mitgestaltet haben. Weltoffen und offen für Innovationen setzte sich Ernst Jung stets für technische Neuerungen und soziale Projekte ein. Auch Engagement für die Gesundheit und die Gemeinschaft prägten sein philanthropisches Wirken. Bereits 1967 investierte er einen bedeutenden Teil seines Vermögens, um die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung ins Leben zu rufen. Seit 1975 widmet sie sich ausschließlich der Humanmedizin. die durch ihre Arbeit Fortschritte in der medizinischen Therapie vorbereiten oder – im Falle der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold – bereits bewirkt haben. Denn für Ernst Jung, den Gründer der Stiftung, stand in der Humanmedizin stets das Ideal des Humanen im Mittelpunkt: Leiden zu verhindern, zu heilen oder zu lindern. Deshalb ist der Transfer von der Theorie zur Therapie ein zentrales Anliegen der Stiftung. Der Reeder und Kaufmann Ernst Jung (1896 – 1976) gehört zu den Unternehmern, die Hamburgs Wirtschaftsgeschichte in den Nachkriegsjahren entscheidend mitgestaltet haben. Weltoffen und offen für Innovationen setzte sich Ernst Jung stets für technische Neuerungen und soziale Projekte ein. Auch Engagement für die Gesundheit und die Gemeinschaft prägten sein philanthropisches Wirken. Bereits 1967 investierte er einen bedeutenden Teil seines Vermögens, um die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung ins Leben zu rufen. Seit 1975 widmet sie sich ausschließlich der Humanmedizin.