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Prof. Dr. Boris Zernikow
Communicator-Preis 2015 der DFG geht nach Witten/Herdecke
“Ich freue mich über diese Würdigung, weil Leid und Schmerzen bei Kindern lange Zeit nicht die angemessene Aufmerksamkeit der Forschung und der Öffentlichkeit gefunden haben. Das ändert sich nun. Und ich bin etwas beschämt, wenn ich die Liste der bisherigen Preisträger betrachte, die alle nobelpreiswürdige Arbeiten in den Grundlagenwissenschaften ausweisen, freue mich aber sehr über diese Anerkennung der klinischen Forschung und deren Kommunikation durch die DFG“, beschreibt Prof. Zernikow seine Reaktionen auf die Mitteilung. Mit dem Communicator-Preis werden Wissenschaftler ausgezeichnet, die eigene Forschungsergebnisse und die ihres Faches verständlich in der Öffentlichkeit kommunizieren. Wissenschaftstransfer als Motor gesellschaftlicher Weiterentwicklung - diese Haltung will der Communicator Preis innerhalb der Wissenschaft fördern.
Diesjähriger Preisträger ist der Lehrstuhlinhaber des Lehrstuhls für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin, Prof. Dr. Boris Zernikow. Nach dem Studium in Münster und Boston hat Prof. Zernikow an der UWH im Fach Pädiatrie habilitiert. Schon seit seiner Zeit als Assistenzarzt vor 15 Jahren bringt er sich aktiv in die studentische Lehre an der Universität ein. Im Jahre 2008 wurde Prof. Zernikow auf den Lehrstuhl für Kinderschmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin der Universität Witten/Herdecke berufen. Seine Forschungsleistungen wurden mehrfach ausgezeichnet, so schon dreimal mit dem Förderpreis der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin. Insbesondere in der Forschung für und mit schwerkranken Kindern ist besondere Sensibilität gefragt. Unter Einbezug der Stimme von Eltern und Kindern ist es Zernikow gelungen, wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zu erzielen: Schmerzen und deren Therapie bei krebskranken oder nicht kommunizierenden schwerkranken Kindern oder quälende Schlafstörungen waren zwei seiner Forschungsfelder, in denen er auch international viel beachtete Arbeit leistete. Aber auch Kinder und Jugendliche mit funktionellen Kopf- oder Bauchschmerzen, bei denen kein Organschaden vorliegt, die aber trotzdem an Schmerzen leiden, waren Focus seiner Forschungsarbeiten. Zusammen mit Prof. Dr. Frank Krummenauer, Institut für Medizinische Biometrie und Epidemiologie der UW/H, hat er die erste randomisierte kontrollierte Studie zur multimodalen stationären Schmerztherapie bei schwer beeinträchtigten chronisch schmerzkranken Jugendlichen durchgeführt. Er konnte zeigen, dass die Therapie nicht nur äußerst erfolgreich ist, sondern auch ökonomisch sinnvoll. An der Vestischen Kinder- und Jugendklinik, der Kinderklinik der Universität Witten/Herdecke, hat er das Deutsche Kinderschmerzzentrum sowie das Kinderpalliativzentrum Datteln aufgebaut.
„Die Vermittlungsleistung, die der tatkräftige Lehrstuhlinhaber in den vergangenen Jahren in seinem Aufgabenfeld bewiesen hat, ist außerordentlich: Es gelingt ihm nicht nur immer wieder neu, ein prominentes Umfeld aus Politikern, Verantwortungsträgern in den Verbänden, in der Wirtschaft und in der Kirche für dieses wichtige Themenfeld zu gewinnen, es gelingt ihm auch, die allgemeine Öffentlichkeit in einen sinnvollen Diskurs um die Weiterentwicklung von Schmerztherapie und Palliativmedizin für Kinder einzubeziehen“ sagt Prof. Dr. Martin Butzlaff, Präsident der Universität Witten/Herdecke. Begeistert über die Auszeichnung mit dem Communicator-Preis 2015 zeigte sich auch der Forschungsdekan der Universität, Prof. Max Geraedts: „Die Arbeit von Prof. Zernikow zeichnet sich nicht nur durch ein außergewöhnliches Talent im gewinnenden persönlichen Dialog wie im öffentlich-medialen Auftritt aus. Prof. Zernikow überzeugt vor allem durch seinen beharrlichen und nimmermüden Eintritt für jeden seiner "kleinen" Patienten. Die Bilder, Beispiele und Metaphern, die er dabei verwendet, sind originell, sie regen zum Nachdenken und "Nachhaken" an und - genauso wichtig - sie gehen nicht zu Lasten einer wissenschaftlich fundierten Aussage, wie sie für eine akademisch-universitäre Position unabdingbar ist.“
Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.100 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung. Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.