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Prof. Dr. Cornelia Ulrich
Darmkrebsprävention individuell: Mit Aspirin und Bewegung
In der Abteilung Präventive Onkologie am Deutschen Krebsforschungszentrum und am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) befassen wir uns mit dem Einfluss von genetischen Faktoren auf die Krebsprävention, die Krebsentstehung und die Prognose einer Krebserkrankung. Dazu untersuchen wir vor allem Interaktionen mit Ernährung, Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten. In Studien zu Sport und Krebs beschäftigen wir uns mit der primären und tertiären Prävention von Krebs. Ein weiteres wichtiges Ziel unserer Abteilung ist es, Lebensstilfaktoren zu identifizieren, mit denen Krebspatienten ihre Prognose und ihr Wohlbefinden eigenständig verbessern können.
Die ColoCare-Studie ist eine prospektive Kohorten-Studie innerhalb eines internationalen Konsortiums mit dem Ziel, die Prognose von Darmkrebspatienten zu verbessern. Die Studie untersucht den Einfluss von verschiedenen Lebensstilfaktoren auf die Prognose, das Überleben und die Lebensqualität der Patienten. Erste Daten zeigen, dass Rauchen mit einer erhöhten Methylierung von Tumor-Suppressorgenen im Gewebe korreliert, dass Lymphozyten bei ColoCare Patienten, die in den Tumor einwandern, spezielle Rezeptoren aufweisen, dass Stuhlproben von Darmkrebspatienten andere Bakterienstämme beinhalten als die von gesunden Menschen und dass Patienten nach einer Diagnose mehr Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen.
Ein weiterer Schwerpunkt der Studie erforscht den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität, Krebsprävention und der Prognose einer Krebserkrankung. Im Fokus steht hierbei das abdominale Fettgewebe, das innerhalb des Bauchraumes liegt. Im Vergleich zu den Speckringen um die Hüfte steht dieses abdominale Fett im Verdacht, ein Risikofaktor für die Entstehung von Darmkrebs zu sein. Durch körperliches Training lässt sich dieses Fett reduzieren. Die ColoCare Studie soll Antworten darauf geben, welchen Stellenwert Körpergewicht und körperliche Fitness in der Krebsprognose haben.
Bezüglich der Primärprävention von Krebs untersuchen wir, wie sich nichtsteroidale Entzündungshemmer wie Acetylsalicylsäure (Aspirin) in der Krebsprävention einsetzen lassen. In den letzten Jahren hat sich die Evidenz verdichtet, dass Aspirin das Risiko an Darmkrebs zu sterben, um 30 Prozent reduzieren kann und zwar bereits bei einer Einnahme von sehr geringen Dosen (etwa 100mg/Tag). ASS ist jedoch ein Medikament, dessen Einnahme oft mit Nebenwirkungen verbunden ist. Hierzu gehören Übelkeit, Sodbrennen und in schlimmeren Fällen können auch Blutungen im Magen-Darm-Trakt auftreten. Jeder Mensch verarbeitet Entzündungshemmer anders und reagiert unterschiedlich. Unsere Untersuchungen zeigen, dass sowohl bei den positiven Wirkungen, als auch bei den negativen Wirkungen von ASS, die genetische Veranlagung (=Prädisposition) eine wichtige Rolle spielt und somit die Gen-ASS-Interaktion bestimmt, ob jemand Nutzen oder eher Schaden aus der Einnahme zieht. Unser Ziel ist es, einen genetischen Test zur Risikostratifizierung zu entwickeln, der ein persönliches Risiko- Nutzen-Profil von präventiv eingenommenem ASS erstellt, basierend auf dem Erbgut der Menschen.