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Prof. Stephan Urban
Der erste DZIF-Preis geht an einen Hepatitis-Forscher
Professor Stephan Urban, Virologe an der Universität Heidelberg und Hepatitis-Forscher im DZIF, hat den Virusblocker entdeckt und weiterentwickelt. Unter dem Namen Myrcludex B ist der Wirkstoff bereits auf Verträglichkeit getestet worden und wird nun in klinischen Studien auch auf Sicherheit und Wirksamkeit geprüft. Urban wird für seine Entwicklung mit dem DZIF-Preis ausgezeichnet, der für hochkarätige translationale Infektionsforschung vergeben wird.
Das DZIF hat sich die Translation als oberstes Ziel auf ihre Fahnen geschrieben: Medikamente und Therapien sollen möglichst schnell und systematisch von der Grundlagenforschung an den Patienten gebracht werden. Bei der aktuellen Jahrestagung vom 26. bis 28. November kommen über 300 Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen zusammen, um die Forschungsarbeiten im DZIF zu diskutieren. Die Entwicklung von Myrcludex B ist ein gutes Beispiel dafür, dass der translationale Prozess gelingen kann, wenn Grundlagenforscher und Kliniker enger zusammenarbeiten.
Preiswürdige Entwicklung: Myrcludex B
Etwa 350 Millionen Menschen leiden an chronischen Infektionen mit Hepatitis-B-Viren, 25 Millionen Menschen an Hepatitis D, der schwersten viralen Lebererkrankung. Zugelassene Therapien für Hepatitis B führen in den wenigsten Fällen zur Ausheilung und für Hepatitis D gibt es derzeit überhaupt keine spezifische Therapie. Neuartige therapeutische Strategien sind daher von großem Wert.
Die Heidelberger Forschungsgruppe um Professor Stephan Urban hat in den letzten Jahren einen neuartigen Wirkstoff entwickelt, der sehr effizient sowohl in der Zellkultur als auch in Mausmodellen den Zelleintritt beider Viren blockiert. Der Wirkmechanismus, den die Forscher entschlüsseln konnten, ist schnell erklärt. Das Peptid ist ein Proteinbruchstück aus der Virushülle, das passgenau an die Leberzelle andockt und damit das Andocken der gefürchteten Viren verhindert. Wie der abgebrochene Bart eines Schlüssels bleibt das Peptid im Schlüsselloch stecken und blockiert es für die aktiven Viren. Der Rezeptor, an den das Virus bindet, ist ein Gallensalz-Transporter. Diesen missbraucht das Virus als Eintrittskanal. Aufgrund dieser Eigenschaften kann Myrcludex B mit sehr hoher Effizienz die Zielzellen des Virus, die Hepatozyten, vor einer Infektion schützen. Dies kann sowohl zur Prävention als auch zur Reduktion infizierter Zellen während einer andauernden Infektion therapeutisch genutzt werden. Nach mehrjähriger Entwicklung hat Myrcludex B die erste klinische Phase-I-Studie (24 Probanden) ohne Substanz-assoziierte Nebenwirkungen bestanden. Dieser wichtige translationale erste Schritt in die mögliche spätere Anwendung am Menschen wurde u. a. vom DZIF gefördert und in Heidelberg durchgeführt.
Nachdem die Phase-I-Verträglichkeitsstudien positive Ergebnisse gebracht haben, laufen nun Phase-IIa-Studien. Die Zwischenergebnisse zeigten bereits, dass die Substanz sicher ist und bei Hepatitis B- und D-Infektionen antiviral wirkt. Eine entscheidende Hürde für eine zügige Weiterentwicklung ist damit genommen.
Der Preisträger
Ein Bundessieg beim Wettbewerb „Jugend forscht“ bestärkte Stephan Urban, ein Studium der Chemie und der Biochemie zu beginnen, das er 1991 an der Universität Tübingen mit dem Diplom abschloss. Nach der Promotion am Max-Planck-Institut in Martinsried bei München 1995 wechselte er an das Zentrum für Molekulare Biologie der Universität Heidelberg, wo er im Jahr 2000 promovierte. Bis heute leitet er dort eine unabhängige Arbeitsgruppe in der Abteilung für Infektionskrankheiten, Molekulare Virologie. Seit 1. April 2014 hat er in Heidelberg die erste DZIF-Professur für „Translationale Virologie“ inne.