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Dr. Ina Oehme / Dr. David Jones
DKFZ-Wissenschaftler erhalten Kind-Philip-Preis für Forschung an Leukämie und Kinderkrebs
Die Arbeiten der beiden Forscher beschäftigten sich mit besonders schwer behandelbaren Tumoren im Nervengewebe und Gehirn von Kindern und stellen erfolgversprechende Therapieansätze in Aussicht.
„Ich freue mich sehr über die Auszeichnung. Sie zeigt, dass unsere Arbeit gewürdigt wird und ich hoffe, dass unsere Ergebnisse in Zukunft zur Anwendung kommen“, sagt Dr. Ina Oehme. Am DKFZ erforscht sie Neuroblastome. Dies sind oft therapieresistente Tumoren im Nervengewebe von Kindern. Der Verlauf der Erkrankung kann sehr unterschiedlich sein. Während sich manche Tumoren spontan zurückbilden, enden andere Erkrankungen tödlich. Besonders gefährlich ist, dass manche Neuroblastome die übliche Chemotherapie überstehen. Dies gelingt ihnen, in dem sie zelleigene Resistenzmechanismen nutzen. Ina Oehme aus der Abteilung Pädiatrische Onkologie von Professor Olaf Witt ist es gelungen, einen zelleigenen Mechanismus zu identifizieren, der dazu führt, dass einzelne Tumorzellen die chemotherapeutische Behandlung überleben und neue Tumorzellkolonien ausbilden können. Enzyme des Typs HDAC fördern die Aggressivität des Tumors, indem sie einen Selbstverdauungsprozess unterstützen. Es stellte sich heraus, dass die Menge an HDAC10 den Erfolg der Therapie maßgeblich beeinflusst. Aus diesem Grund haben die Forscher das Enzym in seiner Bildung und Funktion blockiert. Anschließend war die herkömmliche Chemotherapie bei Zellkulturen wieder erfolgreich.
Auch Dr. David Jones freut sich über die Auszeichnung: „Für den Preis bin ich natürlich sehr dankbar und es ist schön zu sehen, dass unsere Ergebnisse so auch in die Öffentlichkeit getragen werden.“ David Jones arbeitet am DKFZ in der Abteilung Pädiatrische Neuroonkologie unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Pfister. Die Forscher fanden die Ursache für den häufigsten Hirntumor bei Kindern, das pilozytisches Astrozytom. Eine Genanalyse der Tumorzellen von 96 Patienten ergab, dass ein zellulärer Signalweg in diesen Zellen überaktiv ist. Bei allen Patienten lagen dabei ähnliche Gendefekte vor. Medikamente, die den Signalweg bzw. die defekten Gene in ihrer Funktion blockieren, bieten sich daher als geeignetes, therapeutisches Mittel an. Die speziellen Hirntumoren sind besonders gefährlich, weil sie chirurgisch schwer zu entfernen sind. Sie kehren deshalb nach der Operation häufig wieder zurück. Die betroffenen Kinder können stark geistig oder körperlich beeinträchtigt sein.
Die Preisverleihung fand während der 83. Halbjahrestagung der Gesellschaft für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (GPOH) im Mai in Berlin statt.
Walter Reiners gründete die Kind-Philipp-Stiftung im Jahr 1972, nachdem sein Sohn Philipp trotz Therapie an akuter Leukämie verstorben war. Seitdem fördert die Stiftung die Grundlagenforschung, um Leukämie und Krebs im Kindesalter zu verstehen. Der Kind-Philipp-Preis geht jährlich an die beste Forschungsarbeit deutscher Wissenschaftler im Bereich Leukämie und Krebs im Kindesalter. Ein Gutachtergremium der GPOH prüft die Anträge. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.