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Prof. Hans-Georg Rammensee
ERC Advanced Grant für Tübinger Immunologen
Professor Hans-Georg Rammensee vom Interfakultären Institut für Zellbiologie der Universität Tübingen erhält einen Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats: Sein Projekt „Mutation-driven immunoediting of human cancer?“ (Mutaediting) wird für die Dauer von fünf Jahren mit 2,5 Millionen Euro gefördert. Die sehr hoch angesehenen „ERC Advanced Grants“ der EU werden an etablierte Wissenschaftler vergeben, die in den letzten zehn Jahren einen signifikanten Beitrag für die Forschung in ihrem Fach geleistet haben. Gefördert werden innovative und ambitionierte Projektideen mit dem Potenzial, einen wissenschaftlichen Durchbruch im jeweiligen Forschungsgebiet zu erreichen.
In seinem Forschungsprojekt „Mutaediting“ wird Hans-Georg Rammensee die Wechselwirkungen zwischen genetischen Veränderungen (Mutationen von Krebszellen im Laufe einer Krebserkrankung) mit den Reaktionen des menschlichen Immunsystems detailliert untersuchen. Dieses Projekt steht im Zusammenhang mit seinen bisherigen Forschungen, die zur Entwicklung erster auch in der Praxis erfolgreicher Immuntherapien gegen verschiedene Krebserkrankungen geführt haben.
Jede menschliche Tumorzelle erwirbt in ihrer Entwicklung etwa 50 bis 500 Mutationen. Einige von ihnen tragen dazu bei, dass sich der Krebs weiter ausbreiten kann, andere scheinen weder nützlich noch schädlich zu sein. Dennoch geht der Tübinger Wissenschaftler davon aus, dass grundsätzlich alle Mutationen Anpassungen und Veränderungen im Immunsystem des Patienten bewirken können. Normalerweise sollte das Immunsystem mutierte Zellen im Körper erkennen und unschädlich machen. Wenn sich ein Tumor entwickeln kann, hat diese Abwehr nicht gegriffen.
Der Immunologe hat mit der neuen Behandlungsmethode gegen Krebs, der sogenannten Krebsimpfung, nachgewiesen, dass das Immunsystem gezielt auf bestimmte veränderte Zellen angesetzt werden kann. Die Vorstellung geht dahin, das Immunsystem weniger als eine bloße Überwachungsinstitution gegen Krankheiten im Körper zu betrachten, sondern mehr als ein dynamisches System, das sich im Wechselspiel mit einer Erkrankung wie Krebs ständig wandelt. Während erstere Funktion auch als „Immunoediting“ bezeichnet wird, hat Hans-Georg Rammensee sein Projekt in Weiterentwicklung dazu „Mutaediting“ benannt.
Er will nun in Kooperation mit vielen weiteren Tübinger Wissenschaftlern aus den Universitätskliniken wie auch der Biochemie, Pharmazie und Bioinformatik untersuchen, inwieweit diese Vorstellung vom Immunsystem richtig ist. Die Ergebnisse bergen wichtige Möglichkeiten und Chancen, die neuen Krebstherapien noch effizienter zu machen und die Methode auf weitere Krankheitstherapien auszuweiten.