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Markus Feuerer / Haikun Liu
Europäischer Wissenschaftsrat fördert erneut zwei DKFZ-Forscher
Die Karriere vieler junger Wissenschaftler erreicht oft dann einen kritischen Punkt, wenn sie sich aus dem Schatten ihrer wissenschaftlichen Mentoren lösen und ihre Laufbahn unabhängig weiterverfolgen wollen. Für diesen Karriereschritt fehlen oftmals die geeigneten Strukturen und auch Fördermittel. „Gerade in dieser Phase der Karriere müssen wir dafür sorgen, dass unsere Nachwuchstalente nicht abwandern und andernorts nach Aufstiegschancen suchen“, sagt Otmar D. Wiestler, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Krebsforschungszentrums.
Der Europäische Forschungsrat ERC hat auf diese Erfordernisse reagiert und zwei Instrumente zur Förderung von Nachwuchsforschern aufgelegt, darunter 2013 die „ERC Consolidator Grants“ für bereits etablierte Nachwuchswissenschaftler (bis zu zwölf Jahre nach der Promotion). Mit diesen Fördermitteln will der Rat herausragende junge Wissenschaftler mit exzellenten Projektideen unterstützen. Dass mit Markus Feuerer und Hai-Kun Liu nun gleich drei DKFZ-Nachwuchsgruppenleiter eine prestigeträchtige ERC-Fördermaßnahmeerhalten, wertet der DKFZ-Vorstand als großen Erfolg: Vor kurzem erst hatte der ERC Lena Maier-Hein aus dem DKFZ für einen „Starting Grant“ ausgewählt – eine Förderung, die Nachwuchsforscher bei ihren ersten Schritten in die wissenschaftliche Selbständigkeit unterstützen soll.
Der Immunologe Markus Feuerer erforscht seit Jahren die Kontrolle des Immunsystems. Eine zentrale Rolle dabei spielen die regulatorischen T-Zellen („Tregs“), die Immunreaktionen gegen körpereigene Strukturen drosseln. Leider verhindern sie damit nicht nur Autoimmunreaktionen, sondern auch die erwünschten Immunreaktionen gegen Tumorzellen. Markus Feuerer sucht zum einen nach neuen Wegen und Wirkstoffen, um die Tregs und deren Funktion in Schach zu halten, damit das Immunsystem effektiv gegen Krebszellen vorgehen kann. Zum anderen will er erforschen, wie sich Gruppen von Tregs in Organen spezialisieren und deren Funktionen unterstützen, ohne dass dort klassische Immunantworten stattfinden.
Markus Feuerer studierte in Mainz und Heidelberg Medizin und wurde 2003 promoviert. Bereits während seiner medizinischen Doktorarbeit im Bereich der T-Zell-Immunologie am Deutschen Krebsforschungszentrum war er an zwölf Publikationen beteiligt. Nach einer ersten Postdoc-Phase von 2003 bis 2004 am Deutschen Rheumaforschungszentrum und der Charité Universitätsmedizin in Berlin schloss er einen fünfjährigen Forschungsaufenthalt an der Harvard Medical School in Boston, USA an. Seit 2009 leitet er die Helmholtz Young Investigator-Nachwuchsgruppe „Immuntoleranz“ am Deutschen Krebsforschungszentrum. Markus Feuerer hat bereits zahlreiche Forschungspreise erhalten, etwa den Sir Hans Krebs-Preis 2001, den Richtzenhain-Preis 2004, Helmholtz Young Investigator 2009 und den Georges-Köhler-Preis 2014.
Tumoren setzen sich aus einer Vielzahl verschiedener Zellen zusammen, die alle unterschiedlich auf die Behandlungen reagieren. Der Neurowissenschaftler Hai-Kun Liu untersucht an Hirntumoren, wie es zu dieser Heterogenität der Tumorzellen kommt. Mit einer von ihm entwickelten Methode kann er in Hirntumoren von Mäusen das Schicksal einzelner Zellen und deren Nachkommen nachverfolgen. Damit will er herausfinden, inwieweit Hirntumorstammzellen, Krebs-Vorläuferzellen oder auch bereits weiter ausgereifte Zellen zum Tumorwachstum beitragen. So lässt sich auch prüfen, welchen Einfluss Chemo- oder Strahlentherapie auf die Zusammensetzung des Tumors haben. Letztendlich will Hai-Kun-Liu an einzelnen Krebszellen erkunden, welche molekularen Faktoren für die Heterogenität des Tumors verantwortlich sind und wie dies bei der Behandlung berücksichtigt werden sollte.
Haikun Liu studierte Biologie an der Shandong Universität in der Volksrepublik China. 2005 erhielt er seinen Doktortitel am Shanghai Institute for Biological Sciences der chinesischen Akademie der Wissenschaften. Von 2005 bis 2010 forschte er in der Abteilung von Günther Schütz am Deutschen Krebsforschungszentrum, wo er seit 2011 die Helmholtz Young Investigator-Nachwuchsgruppe „Normale und neoplastische Stammzellen des ZNS“ leitet. Hai-Kun Liu wurde bereits mehrfach wissenschaftlich ausgezeichnet, darunter mit dem EMBO Young Investigator Award 2014 und dem Helmholtz Young Investigator Award 2010.
Der ERC fördert jedes der beiden Vorhaben mit rund zwei Millionen Euro.
Die ERC Consolidator Grants werden in einem hochkompetitiven Verfahren vergeben, nur etwa 15 Prozent der Anträge wurden in dieser Runde positiv beschieden. Mit einer Laufzeit von fünf Jahren bieten sie den jungen Wissenschaftlern die Gelegenheit, sich auf ihrem Feld zu konsolidieren und für die nächste Karrierestufe zu rüsten.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik übertragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben universitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.