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  • von Thomas Heckmann

Dr. Ruth Sittl / PD Dr. Angelika Lampert

Förderpreis für Schmerzforschung nach München und Erlangen

© Gerd Altmann / pixelio.de

Wie die schmerzhaften Missempfindungen entstehen, unter den Patienten mit Oxaliplatin-haltiger Chemotherapie leiden, konnten Dr. Ruth Sittl und PD Dr. Angelika Lampert gemeinsam mit ihren Forschungsgruppen herausfinden.

Wie die schmerzhaften Missempfindungen entstehen, unter den Patienten mit Oxaliplatin-haltiger Chemotherapie leiden, konnten Dr. Ruth Sittl und PD Dr. Angelika Lampert gemeinsam mit ihren Forschungsgruppen herausfinden. Für ihre Arbeit wurden sie beim Deutschen Schmerzkongress in Mannheim mit dem Förderpreis für Schmerzforschung ausgezeichnet. Der erste Preis der Kategorie Grundlagen Forschung ist mit 4.000 Euro dotiert. Der Preis wird jährlich vergeben von der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. (Stifterin: Grünenthal GmbH, Aachen).

Oxaliplatin ist ein Medikament, das unter anderem zur Behandlung von Darmkrebs eingesetzt wird. Eine häufige Nebenwirkung ist eine akute sowie chronische Form von Nervenschädigung, die dazu führen kann, dass die Therapie abgebrochen werden muss. Die akute Form, welche sich durch zum Teil schmerzhafte Missempfindungen auszeichnet, kann durch Kälte, zum Beispiel Berühren kalten Metalls oder Trinken gekühlter Getränke verstärkt werden. In ihrer Studie konnten die Forscher zeigen, welcher Baustein an Nervenzellen verantwortlich für die akute durch Oxaliplatin verursachte Neuropathie ist: Maßgeblich beteiligt ist der spannungsabhängige Natriumkanal Subtyp 1.6 (NaV1.6). Natriumkanäle sind für die Informationsweiterleitung in Nervenzellen mitverantwortlich. Speziell NaV1.6 zeigt einen besonderen Strom, den resurgent Strom, der an anderen Natriumkanälen nur selten gemessen werden kann.

Untersuchungen an Nerven des Menschen und der Maus zeigen nach Oxaliplatin-Exposition Häufungen von Aktionspotentialen in bestimmten Nervenfasern, was einer gesteigerten Informationsweiterleitung entspricht und zu den oben beschriebenen Missempfindungen führt. Eine Abkühlung der Fasern während der Oxaliplatin-Behandlung von 32°C (normale Hauttemperatur) auf 22°C (Temperatur, welche bei Berühren kalter Gegenstände erreicht wird) erhöht die Aktionspotentialfrequenz. Dies erklärt die verstärkten Missempfindungen der Patienten bei Kälteexposition. Untersucht man Nerven von genveränderten Mäusen, die keinen funktionierenden NaV1.6-Kanal besitzen, so ruft Oxaliplatin weder in Wärme noch Kälte Erregbarkeitssteigerung hervor. Das liegt daran, dass der NaV1.6-vermittelte resurgent Strom fehlt. Mit einem NaV1.6-Blocker könnte somit eine effektive Symptomkontrolle und Verbesserung der Lebensqualität der Patienten möglich sein.

Titelaufnahme
Anticancer drug oxaliplatin induces acute cooling-aggravated neuropathy via NaV1.6-mediated resurgent and persistent current, PNAS, 2012

Kontakt:

PD Dr. Angelika Lampert
Institut für Physiologie und Pathophysiologie
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Universitätsstraße 17
91054 Erlangen
Tel.: 09131 85 22 888
Fax: +49 9131 85 22 497
E-Mail: Lampert@physiologie1.uni-erlangen.de

Dr. Ruth Sittl
Klinik für Anästhesiologie
Ludwig-Maximilians-Universität München
E-Mail: ruth.sittl@med.uni-muenchen.de

 

Quelle: Pressemeldung der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V., 18.10.2012 (tsc)

06.03.2024, 15:44 | vth
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