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Unimedizin Göttingen
Göttinger Nachwuchsforscher erhält Forschungspreis der Engelhorn-Stiftung
Prof. Dr. Hauke Hillen, Juniorprofessor am Institut für Zellbiochemie der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und Gruppenleiter am Max-Planck-Institut (MPI) für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, ist mit dem Forschungspreis 2022 der Peter und Traudl Engelhorn Stiftung ausgezeichnet worden. Die Stiftung ehrt mit diesem Preis seine Arbeiten zu den molekularen Mechanismen der Genaktivierung von Viren und Mitochondrien. Hillen habe mit herausragenden Arbeiten dazu beigetragen, die Mechanismen der RNA Polymerasen, den molekularen „Kopiermaschinen“, aus Viren und Mitochondrien und deren therapeutisches Potenzial aufzuklären, begründete die Stiftung ihre Entscheidung. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert. Die Verleihung fand am 3. April 2022 in München statt.
„Dieser Preis ist eine große Ehre und motiviert mich, weiter an der Entschlüsselung der viralen und mitochondrialen Genexpression zu arbeiten“, sagt Prof. Dr. Hauke Hillen. „Denn ein genaues molekulares Verständnis dieser Prozesse kann dabei helfen, neue Behandlungsansätze beispielsweise gegen Erbkrankheiten, Krebserkrankungen oder Virusinfektionen zu entwickeln.“
Zur ausgezeichneten Forschung
Die Eigenschaften und Funktionen aller Organismen werden durch ihre Gene bestimmt. Um die Gene zu aktivieren, muss die im Erbgut gespeicherte Information abgelesen und umgeschrieben werden. Diese sogenannte Transkription wird von speziellen Proteinen ausgeführt, den RNA-Polymerasen. Für das menschliche Erbgut im Zellkern ist dieser Vorgang mittlerweile verhältnismäßig gut erforscht.
Doch das Genom im Zellkern ist nicht das einzige genetische Material in menschlichen Zellen. Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen, besitzen ebenfalls ein Genom, das umgeschrieben werden muss. Viren hingegen schleusen bei einer Infektion ihr eigenes Erbgut in Zellen ein, das bei ihrer Vermehrung – ähnlich wie das mitochondriale Erbgut – außerhalb des Zellkerns kopiert und aktiviert wird. Obwohl diese Prozesse grundsätzlich der Transkription im Zell-kern ähneln, unterscheiden sich die viralen und mitochondrialen RNA-Polymerasen grundlegend von ihrem Pendant im Zellkern. Wie sie funktionieren, ist bis heute nicht genau erforscht.
Um diese molekularen Kopiermaschinen zu untersuchen, setzt der Molekularbiologe Hillen auf hochmoderne Methoden der Strukturbiologie wie beispielsweise die Kryo-Elektronenmikroskopie. Mit deren Hilfe kann die dreidimensionale Struktur von Proteinen mit atomarer Auflösung sichtbar gemacht werden. Auf diese Weise untersucht Hillen die grundlegende Funktion der RNA Polymerasen und wie diese durch neuartige Wirkstoffe mit therapeutischem Potenzial gehemmt werden können. So konnte er kürzlich gemeinsam mit internationalen Kolleg*innen zeigen, wie eine neuartige Wirkstoffklasse an die mitochondriale RNA-Polymerase bindet und ihre Transkription hemmt. Im Mausmodell ließ sich so das Wachstum von Krebszellen stoppen. Diese Einblicke könnten dabei helfen, die Effizienz dieser Wirkstoffe weiter zu steigen, sodass sie sich zukünftig in der Krebstherapie einsetzen lassen. Zudem gelang es Hillen gemeinsam mit Kolleg*innen, die Funktionsweise der RNA Polymerase des neuartigen SARS-CoV-2 Virus aufzuklären und zu zeigen, wie diese von Medikamenten, wie beispielsweise Remdesivir, gehemmt wird.
Über den Preisträger
Hauke Hillen studierte von 2007 bis 2013 Biochemie an der Universität Tübingen mit einem Forschungsaufenthalt an der University of California in Berkeley, USA. 2017 wurde er an der Ludwigs-Maximilians-Universität München promoviert. Im Anschluss war er von 2018 bis 2020 Projektleiter in der Abteilung Molekularbiologie am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. Seit Oktober 2020 ist Hillen Juniorprofessor und leitet eine eigenständige Forschungsgruppe am Institut für Zellbiochemie an der UMG sowie am MPI für Multidisziplinäre Naturwissenschaften, mit der er seine Forschung zu den Mechanismen der Genaktivierung in Mitochondrien und Viren fortsetzt.
Über die Peter und Traudl Engelhorn Stiftung
Die Stiftung vergibt seit 18 Jahren alle zwei Jahre einen Forschungspreis an herausragende Nachwuchswissenschaftler*innen auf dem Gebiet der Lebenswissenschaften (Biochemie, Molekularbiologie, Genetik, Proteomics, Zellbiologie, Mikrobiologie, Biophysik, Systembiologie und Biotechnologie). Sie wurde in Erinnerung an Peter Engelhorn, Gesellschafter des Pharma-Unternehmens Boehringer Mannheim (heute Roche Diagnostics), gegründet.
Wissenschaftlicher Ansprechpartner
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Institut für Zellbiochemie sowie
Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissenschaften
Prof. Dr. Hauke Hillen
Tel.: 0551 / 39-65984 (UMG) bzw. 0551 / 201-2884 (MPI)
E-Mail: hauke.hillen@med.uni-goettingen.de bzw. hauke.hillen@mpinat.mpg.de