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David Bartel
Gastprofessur an der Goethe-Universität: Kleine Moleküle mit großer Wirkung
Prof. David Bartel, Forscher am amerikanischen Whitehead Institute und Professor am Massachusetts Intitute of Technology, untersucht, wie Genexpression in Zellen gesteuert wird. Das ist der Vorgang vom Ablesen eines Gens bis zu seiner Übersetzung in ein Protein. Bartel entdeckte, dass dabei kurze RNA-Schnipsel, mikro-RNAs genannt, eine wichtige Rolle spielen. Vom 16. bis 20. Mai hält er als Rolf-Sammet-Stiftungsgastprofessor Vorlesungen an der Goethe-Universität.
RNA-Moleküle mit Regulator-Funktion
Die RNA war lange Zeit nur als Blaupause der DNA bekannt. In dieser Funktion überbringt sie Bauanleitungen für Proteine vom Zellkern zu den Ribosomen (messenger RNA, kurz mRNA), und wird deshalb als „kodierend“ bezeichnet. Vor etwa 20 Jahren fiel aber eine neue Klasse von vergleichsweise kurzen RNA-Molekülen auf, die keine kodierende, sondern eine regulatorische Funktion haben. Da ihre Struktur komplementär zur mRNA ist, können sie dort an bestimmten Zielgenen andocken. So verhindern sie entweder, dass Proteine entstehen, oder dass sie abgebaut werden.
David Bartel hat eine Methode entwickelt, um genau vorhersagen zu können, wo die mikroRNA in pflanzlichen und tierischen Organismen andocken wird. Er hat die molekularen Konsequenzen und die biologische Rolle der mikro-RNA Regulation umfassend erforscht. Unter anderem verhindert sie die Entstehung von Krebs. Auf der Basis dieses Wissens kann man neue Medikamente entwickeln. Dies ist das Ziel der von Bartel mitbegründeten Firma Alnylam Pharmaceuticals. Seine Arbeiten stützen außerdem die Theorie, dass das Leben auf der Erde ursprünglich aus RNA entstanden ist (RNA-Welt-Hypothese).
Die Erforschung der regulatorischen Rolle von RNAs stehen auch im Fokus des Sonderforschungsbereichs 902 „Molekulare Prinzipien der RNA-basierten Regulation“, in dem Forscher aus Frankfurt und Darmstadt seit 2014 zusammenarbeiten. Deshalb freut sich der Sprecher des SFB, Prof. Harald Schwalbe, über die Möglichkeit zur Diskussion und Austausch mit Prof. David Bartel. „Ich kenne die bahnbrechenden Arbeiten von David Bartel seit 2000, jede seiner Veröffentlichungen ist ein Diamant, der den Maßstab für RNA-Forscher setzt“, kommentiert Schwalbe.
Verleihung und erste Vorlesung: Montag, 16. Mai, 17 Uhr
Prof. Bernhard Brüne, Vizepräsident der Goethe-Universität, und Prof. Thomas Prisner, geschäftsführender Vorsitzender des Kuratoriums der Gastprofessur, werden die Rolf-Sammet-Gastprofessur verleihen am 16. Mai 2022 (Montag) um 17:00 Uhr im Biozentrum, Hörsaal B1 auf dem Campus Riedberg der Goethe-Universtität. Danach spricht Prof. David Bartel über „Small RNAs that Regulate Genes and Treat Diseases“. Es folgen im Laufe der Woche je eine Vorlesung für Mediziner in der Universitätsklinik, für Wissenschaftler auf dem Campus Riedberg und im Industriepark Höchst. Auch für Studierende gibt es eine eigene Vorlesung am Mittwoch, dem 18. Mai um 12 Uhr auf dem Campus Riedberg.
Die Rolf Sammet-Gastprofessur, gestiftet von der Aventis Foundation, ist eine der ältesten Stiftungsgastprofessuren an der Goethe-Universität. Sie wurde 1985 von der Hoechst AG gegründet zu Ehren ihres langjährigen Vorstandsvorsitzenden, Prof. Rolf Sammet, der seit 1975 auch Honorarprofessor an der Goethe-Universität war. Seit Januar 2015 wird sie von der Universität in Eigenregie weitergeführt. Die Aventis Foundation hat dafür den Rolf Sammet-Stiftungsfonds an der Goethe-Universität mit einer Million Euro ausgestattet. Jedes Jahr wird ein international renommierter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Naturwissenschaften nach Frankfurt eingeladen, um sein Forschungsgebiet und seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte in kompakter Form vorzustellen.