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Professor Tony Kouzarides
Heinrich-Wieland-Preis 2013 für Professor Tony Kouzarides
Für seine grundlegenden und Dogma-verändernden Entdeckungen sowie deren Bedeutung für die Krebsforschung verleiht die Boehringer Ingelheim Stiftung dem Epigenetik-Pionier Tony Kouzarides den mit 50.000 Euro dotierten Heinrich-Wieland-Preis 2013.
Dieser international angesehene Preis wird jährlich vergeben und unter den bisherigen Preisträgern befindet sich auch der frischernannte Nobelpreisträger James E. Rothman sowie drei weitere Nobelpreisträger. Die Preisverleihung, inklusive einem Vortrag von Tony Kourarides, findet am 10. Oktober 2013 in München statt.
Unsere genetische Information besteht aus etwa drei Milliarden Zeichen, die aneinandergereiht einen etwa zwei Meter langen DNA-Strang ergeben. In den Körperzellen sind seine Teile eng auf Proteine aufgerollt. Die Einheit aus Verpackungsproteinen und DNA wird Chromatin genannt. Welche Abschnitte der Erbinformation Körperzellen wann nutzen, ist ausschlaggebend für die embryonale Entwicklung und entscheidet häufig zwischen Krankheit und Gesundheit. Vor rund zwanzig Jahren wies Tony Kouzarides als einer der ersten nach, dass sogenannte epigenetische Modifizierungen am Verpackungsmaterial der DNA regulieren können, welche Gene aktiv sind und welche nicht. “Tony Kouzarides hat zahlreiche Chromatin-modifizierende Proteine identifiziert und hat über die Jahre unser Verständnis dieses wichtigen Prozesses grundlegend und wiederholt entscheidend vorangebracht“, so Professor Wolfgang Baumeister, Vorsitzender des Auswahlkomitees des Heinrich-Wieland-Preises. „Er ist einer der international anerkannten Vorreiter der Epigenetik und prägte das Feld von Beginn an: von seiner Entdeckung eines der ersten Chromatin-modifizierenden Proteine 1996 bis zur Erkenntnis im Jahr 2011, dass die Substanz I-BET großes Potential für die Behandlung von Leukämie hat.“
Dabei hat Tony Kouzarides nicht nur Chromatin-modifizierende Proteine identifiziert, sondern auch herausgefunden, wie sie funktionieren und in welchen Wirkketten sie aktiv sind. Außerdem hat er gezeigt, dass mehrere Chromatin-Modifizierungen bei Krebs außer Kontrolle geraten. Er sucht im Rahmen dieser Prozesse gezielt nach Wirkstoffen gegen Krebs. Ein vielversprechender Kandidat ist die Substanz I-BET. In Mäusen und Zelllinien von Menschen hat I-BET großes Potential für die Behandlung bestimmter Leukämie-Formen bewiesen und wird derzeit in klinischen Studien getestet. Dies unterstreicht die Bedeutung der Grundlagenforschung von Tony Kouzarides für die Entwicklung neuer Therapien und lässt auf epigenetische Therapieansätze gegen Krebs hoffen.
Tony Kouzarides ist Professor der Royal Society an der Universität Cambridge und stellvertretender Direktor des Gurdon Instituts in Cambridge, Großbritannien. Er erlangte seinen PhD ebenfalls an der Universität Cambridge und arbeitete als Post-Doktorand am MRC, Labor für Molekulare Biologie, wo er bereits an Krebs forschte. Von dort wechselte er an das Medical Center der Universität New York wo er an Genen forschte, die an Krebs beteiligt sind. Er kehrte 1989 nach Cambridge zurück, um eine Forschungsgruppe am Gurdon Institut zu übernehmen. Neben seiner akademischen Karriere gründete Tony Kouzarides die Firmen „Chroma Therapeutics“ und „Abcam plc“ sowie die spanische Stiftung „Vencer al Cancer“, zu Deutsch „Besiege den Krebs“.
Der internationale Heinrich-Wieland-Preis (HWP) honoriert mit 50.000 Euro herausragende Forschung zu biologisch aktiven Molekülen und Systemen sowie deren klinischer Bedeutung in der Chemie, Biochemie und Physiologie. Der HWP ist nach dem deutschen Chemiker und Nobelpreisträger Heinrich Otto Wieland (1877–1957) benannt, der viele Jahre Chemieprofessor an der Universität München war. Seit 1964 wird der Preis jährlich von einem eigenständigen Kuratorium vergeben; seit 2011 dotiert die Boehringer Ingelheim Stiftung (BIS) den Preis. Zu den bisherigen Preisträger gehören u.a. die Nobelpreisträger Michael S. Brown, Joseph L. Goldstein und Bengt Samuelsson sowie der diese Woche bekanntgegebene Nobelpreisträger für Medizin James E. Rothman. Die BIS ist eine eigenständige und gemeinnützige Stiftung zur Förderung der medizinischen, biologischen, chemischen und pharmazeutischen Wissenschaft mit Sitz in Mainz (www.boehringer-ingelheim-stiftung.de).
Die Preisverleihung findet am 10. Oktober 2013 von 14:00 bis 16:00 Uhr im Buchner-Hörsaal der LMU München statt: Fakultät für Chemie und Pharmazie, LMU München,
Butenandtstr. 5-13, Haus F, Raum FU 1.013, 81377 München.
Prof. Kouzarides spricht zum Thema „Epigenetic regulation of genes and cancer“.