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Prof. Iris Chaberny
In der Hygiene gibt es keine 100-prozentige Sicherheit
„Hygiene ist eine der wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen zur Gesunderhaltung, die nach wie vor wesentlich von Menschen abhängt“, sagt Prof. Iris Chaberny. „Wir können diese Verantwortung für Hygienemaßnahmen auch nicht übertragen – nicht an technische Hilfsmittel und nicht an Prozesse“, ist die Direktorin des neuen Instituts für Hygiene/ Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Leipzig überzeugt. Iris Chaberny, die nach Stationen in Kiel, Heidelberg, und Gießen zuletzt an der Medizinischen Hochschule Hannover tätig war, wurde jetzt auf die neu geschaffene Stiftungsprofessur des UKL für Hygiene/Krankenhaushygiene berufen und übernimmt gleichzeitig die Leitung der Krankenhaushygiene am UKL.
„Ich freue mich sehr auf meine neue und spannende Aufgabe, denn gerade an Universitätsklinika, die als Pioniere in der Medizin vorangehen, muss die Hygiene einen größeren akademischen Stellenwert bekommen“, so Chaberny. Aktuell zeigen zudem die Geschehnisse um Ebola, wie entscheidend es ist, Mitarbeiter im Gesundheitswesen langfristig und gründlich in Hygienemaßnahmen einzuweisen, damit diese im Ernstfall angewendet werden können. „Dennoch muss uns bewusst sein, dass es keine 100-prozentige Sicherheit gibt“, so Prof. Chaberny. „Hygiene wird von Menschen umgesetzt, und Menschen machen menschliche Fehler.“ Diese zu minimieren, hat sich die Fachärztin für Hygiene und Umweltmedizin, die zuvor sieben Jahre lang an der MHH die Klinikhygiene verantwortet hat, zum Ziel gemacht. Mit großem Erfolg - in den Kliniken in Hannover konnte in den letzten Jahren die Infektionsrate mit multiresistenten Erregern wirksam gesenkt werden. Für diese Ergebnisse wurde Iris Chaberny mit mehreren Preisen ausgezeichnet, zuletzt dem Hufeland-Preis für Präventive Medizin.
Ein besonderes Anliegen ist Chaberny, die ausgebildete medizinisch-technische Assistentin ist und in ihrer anschließenden ärztlichen Laufbahn aus der Chirurgie in die Klinikhygiene wechselte, die Vermeidung von Wundinfektionen. „Wie immer in der Klinikhygiene müssen dazu die Umsetzungen der Vorgaben so fest wie möglich im Klinikalltag jedes Einzelnen verankert werden“, so Chaberny. Wie das gelingen kann, dazu forscht die Hygieneexpertin, die schon die Aktion „Saubere Hände“ mit aus der Taufe gehoben hat, derzeit gemeinsam mit Psychologen in einem Projekt namens „PSYGIENE“. „Wir wollen herausfinden, welche Hemmschwellen verhindern, dass das vorhandene Wissen um die Hygiene in die notwendigen Handlungen im Alltag auch umgesetzt wird“, so Prof. Chaberny.
Eine der wichtigen Voraussetzungen dafür ist ihrer Meinung nach eine bessere Einbindung von Hygienethemen in die studentische Ausbildung in der Medizin. „Ich möchte den Blick künftiger Ärztinnen und Ärzte so früh wie möglich für die immense Wichtigkeit der Hygiene als Präventionsmedizin öffnen“, betont Chaberny, „damit die Verantwortung an dieser Stelle nicht nur als Last, sondern auch als wichtige Chance gesehen wird“.