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Dr. Henner Farin
Mini-Därme für die Krebsforschung
Aus dem Labor von Prof. Dr. Hans Clevers am Hubrecht Institut in Utrecht bringt Dr. Farin hierzu ein neuartiges dreidimensionales Gewebekultur-System mit ans Georg-Speyer-Haus, mit dem sich in vitro Organ-ähnliche Strukturen erzeugen lassen.
Aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit natürlichen Organstrukturen werden diese Gebilde als Organoide bezeichnet. Intestinale Organoide oder "Mini-Därme" entstehen aus intestinalen Stammzellen, die unter geeigneten Kulturbedingungen Darmepithel-spezifische Strukturen wie Krypten (Furchen) oder Villi (Zotten) ausbilden. Das Organoid-Modell ist derzeit das einzige Kultursystem, in dem ein stabiles Stammzell-Kompartiment (Stammzellnische) aufrechterhalten werden kann. Dies ermöglicht die Untersuchung von molekularen Signalen in einer definierbaren Mikroumgebung, die z. B. durch Zugabe von nicht-epithelialen Zellen wie Fibroblasten, Gefäß- oder Immunzellen dem natürlichen Organkontext nachempfunden werden kann und so gezielt Analysen zur spezifischen Zell-Zell-Interaktion erlaubt.
Dr. Farin wird das Organoid-Modellsystem am Georg-Speyer-Haus nutzen, um zu untersuchen, wie Epithelien sich selbst organisieren und welche Mechanismen in Karzinomen, die aus Epithelien entstehen, dereguliert sind. Weiterhin plant er, Tumor-Organoid-Linien zu etablieren, die verschiedene Stadien der humanen Tumorprogression abbilden, und Patienten-spezifische Organoid-Modelle für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen aufzubauen. Die Stelle von Dr. Henner Farin wird vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) im Rahmen des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung (DKTK) am Georg-Speyer-Haus für fünf Jahre finanziert.
Das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), der beteiligten Bundesländer, der Deutschen Krebshilfe und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). Im Verbund des DKFZ als zentraler Einheit mit dem Nationalen Zentrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg und den Partnerstandorten an den Universitätskliniken in Berlin, Dresden, Essen/Düsseldorf, Frankfurt/Mainz, Freiburg, Heidelberg, München und Tübingen werden gemeinsame translatorische Forschungseinheiten etabliert. Der Schwerpunkt liegt auf interdisziplinären Forschungsprojekten und innovativen klinischen Studien mit dem Ziel, die Prävention und Diagnose von Krebserkrankungen zu verbessern und den Einsatz personalisierter Therapien bei Krebspatienten zu beschleunigen.
Dr. Henner Farin studierte von 1999 – 2005 Biologie in Hannover und Toulouse. Er promovierte 2009 im Labor von Prof. Dr. Andreas Kispert in Hannover mit einer Arbeit über die Funktion und Regulation der murinen T-box Gene Tbx15 und Tbx18. 2010 wechselte er an das Hubrecht Institut in Utrecht/Niederlande zu Prof. Dr. Hans Clevers, in dessen Gruppe er bis zu seinem Wechsel ans Georg-Speyer-Haus als Postdoktorand tätig war.
Das Georg-Speyer-Haus wurde im Jahr 1906 von der Frankfurter Bürgerin und Mäzenin Franziska Speyer zum Andenken an ihren verstorbenen Mann als gemeinnützige Stiftung gegründet. Sein erster Direktor, der Nobelpreisträger Paul Ehrlich, erarbeitete hier die Grundlagen der modernen Wirkstoff-Forschung. Die Grundfinanzierung des Georg-Speyer-Hauses wird zu gleichen Teilen durch das Land Hessen (HMWK) und den Bund (BMG) getragen.