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Dr. Edward Lemke / PD Dr. Carsten Schultz
Power-Proteine gegen Krebs: MRN-Innovationspreis für neues Biotechnologie-Verfahren aus Heidelberg

So könnte die Innovation beispielsweise die Wirksamkeit von Krebsmedikamenten verbessern: Das Verfahren ermöglicht es, Wirkstoffe gezielt an Krebszellen anzudocken. Damit müssen Zytostatika nicht mehr systemisch, d.h. auf den ganzen Körper, angewendet werden. "'ProTag' ist ein wichtiger Meilenstein für den effizienten Einsatz kleiner Wirkstoffmengen", sagte Laudator Manfred Lautenschläger, Vorsitzender des Stiftungsrates Stiftung Metropolregion Rhein-Neckar. Die Nachfrage sei bereits jetzt, am Beginn der Produkteinführung so groß, dass das Verfahren wissenschaftlich und wirtschaftlich ein Erfolg werden könne. Mit dem Preisgeld möchten die beiden Wissenschaftler ein Unternehmen zur Vermarktung von "ProTag" gründen.
Sonderpreise für "contagt" und "NeptuTherm"
Mit zwei Sonderpreisen zu je 5.000 Euro wurden bei der festlichen Preisverleihung in der Aula der Alten Universität Heidelberg die Innovationen "contagt" und "NeptuTherm" bedacht. Bei "contagt" handelt es sich um ein Navigationssystem für Gebäude, das von einem Team um Johannes Britsch (Universität Mannheim) entwickelt wurde. Die Besonderheit: "contagt" kommt ohne Satellitensignale aus, indem es die Smartphone-Sensorik (z.B. Kompass) mit der kostengünstigen QR- und NFC-Technologie kombiniert.
"NeptuTherm" ist ein neuartiger Dämmstoff, der aus abgestorbenen Fasern des Seegrases Posidonia oceanica hergestellt wird. Das Produkt wurde von Prof. Michael Meier aus Karlsruhe erfunden. "NeptuTherm" erreicht hervorragende Dämmwerte und erfüllt dabei die gesetzlichen Anforderungen an Brand- und Schimmelschutz ohne zusätzliche Stoffe wie Borsalz.
Marktreife und gelungene Kooperation Wirtschaft/Wissenschaft
"Alle drei Preisträger haben die Jury und den Stiftungsrat tief beeindruckt", so Lautenschläger. "Ihre Projekte heben sich klar vom gegenwärtigen Stand der Technik ab. Zudem haben Sie gezielt die Zusammenarbeit mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft gesucht. Beides sind wesentliche Voraussetzungen für den Erfolg am Markt".
Der MRN-Innovationspreis wurde im Jahr 2001 von der Stiftung Metropolregion Rhein-Neckar ins Leben gerufen, um Forscher und Entwickler mit erfolgversprechenden Ideen in der schwierigen Phase der Markteinführung zu unterstützen. Frühere Gewinner wie Dr. Markus Schill und Dr. Clemens Wagner (2001: Simulator für Augenoperationen "EyeSi") oder Dr. Richard Leiner und Rüdiger Wolff (2006: Hochwasserinformationssystem "Fliwas") sind mit ihren damals ausgezeichneten Innovationen inzwischen Marktführer.
Region wird ihrem Ruf als kreative Technologieschmiede gerecht
Wie wichtig Innovationen für Wohlstand und Wachstum in der Rhein-Neckar-Region sind, verdeutlichten Prof. Dr. Bernhard Eitel (Rektor Universität Heidelberg) und Albrecht Hornbach (Vorstandsvorsitzender Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar) in ihren Grußworten. Deshalb sei es zentrales Anliegen der Regionalentwicklung, Unternehmen und Wissenschaftseinrichtungen stärker miteinander zu vernetzen. "Kreative Menschen brauchen ein Umfeld, in dem sie sich wohl fühlen und ihren Ideen nachgehen können. Hierfür bietet die Rhein-Neckar-Region beste Voraussetzungen", so Hornbach.
Durch die Preisverleihung führte SWR-Wissenschaftsjournalistin Birgit Klaus. Den musikalischen Rahmen gestaltete Jazz-Pianistin Anke Helfrich.
Zum MRN-Innovationspreis
Der MRN-Innovationspreis wird seit 2001 von der Stiftung Metropolregion Rhein- Neckar vergeben. Er ist mit insgesamt 35.000 Euro dotiert und setzt sich aus einem Hauptpreis (25.000 Euro) und zwei Sonderpreisen (je 5.000 Euro) zusammen. Prämiert werden innovative Projekte und Vorhaben, die sich klar vom gegenwärtigen Stand der Technik abheben und eine bedeutsame Weiterentwicklung in einem der fünf Bereiche darstellen: "Biotechnologie und Medizintechnik", "Informations- und Kommunikationstechnik", "Umwelt- und Energietechnik", "Materialien und Werkstoffe" sowie "Life Sciences und Gesundheit". Besondere Beachtung bei der Bewertung durch die Juroren und den Stiftungsrat finden der Grad der Marktreife und die Intensität der Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft. Der Hauptjury gehörten diesmal an: Prof. Dr. Anke Kaysser-Pyzalla (Wissenschaftliche Geschäftsführerin, Helmholtz-Zentrum für Materialien und Energie, Berlin) und Dr. Andreas Kreimeyer (Mitglied des Vorstands, BASF SE, Ludwigshafen).
Zur Stiftung Metropolregion Rhein-Neckar
Die Stiftung Metropolregion Rhein-Neckar wurde 1999 gegründet. Dem Stiftungsrat gehören an: Dr. h.c. Manfred Lautenschläger (Vorsitzender), Prof. Dr. Peter Frankenberg, Dr. Manfred Fuchs und Dr. Josef Zimmermann. Den Stiftungsvorstand bilden Kirsten Korte und Wolf-Rainer Lowack.
Steckbrief "ProTag": Molekulare Präzisions-Werkzeuge für die Medizin
Proteine sind Schlüsselmoleküle des Lebens. Sie arbeiten in allen Zellen des menschlichen Körpers als Botenstoffe und chemische Katalysatoren oder gehen als Antikörper gegen Keime vor. Das macht sie für die biomedizinische Forschung interessant. Schon heute gibt es Medikamente (z.B. Antikörper gegen Krebs), die auf Eiweißen basieren und dadurch besser wirken als herkömmliche Präparate. Hierzu müssen die Proteine allerdings künstlich verändert, getrennt und neu zusammengesteckt werden. Die beiden Biochemiker Dr. Edward Lemke und PD Dr. Carsten Schultz vom European Molecular Biology Laboratory in Heidelberg haben das innovative Verfahren "ProTag" entwickelt, das mit einem sog. Klick-Verfahren Protein-Veränderungen einfach und gezielt ermöglicht. Die Einsatzmöglichkeiten von "ProTag" sind vielfältig. So könnten künftig zum Beispiel Wirkstoffe gegen Krebs direkt an der Tumorzelle angedockt werden.