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Ernst Jung-Preis für Medizin
Prozesse verstehen, um heilen zu können
Der mit 300.000 Euro dotierte Ernst Jung-Preis für Medizin geht an Professor Dr. med. Tobias Moser (48) sowie an Professor Nenad Ban, PhD (50) und damit an zwei Forscher unterschiedlicher Fachrichtungen: Tobias Moser ist Institutsleiter und Professor am Institut für Auditorische Neurowissenschaften der Universitätsmedizin Göttingen und Leiter weiterer Arbeitsgruppen auf dem Gebiet. Der Neurowissenschaftler leistet Pionierarbeit zu den Mechanismen der Signalverarbeitung bei Hören und Schwerhörigkeit und entwickelt neue Therapieansätze. Nenad Ban arbeitet als Professor für Molekulare Strukturbiologie am Institut für Molekularbiologie und Biophysik im Departement Biologie der ETH Zürich (Swiss Federal Institute of Technology). Der Strukturbiologe beschrieb als erster Wissenschaftler den atomaren Aufbau der Ribosomen in eukaryotischen Zellen. Damit schaffte er einen wichtigen Schritt zum Verständnis der Proteinbiosynthese in gesunden Zellen und wie dieser fundamentale Prozess bei assoziierten Erkrankungen wie Krebs oder Stoffwechselstörungen verändert ist.
Mit der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold zeichnet die Stiftung das wissenschaftliche Lebenswerk von Professor Pascale Cossart, PhD (68) aus. Die Französin leitet die Arbeitsgruppe „Bacteria-cell interactions“ (Inserm U604) am Pasteur-Institut in Paris und ist als „Secrétaire perpétuel“ an der französischen Wissenschaftsakademie Académie des Sciences de l’Institut de France tätig. Sie gilt als Mitbegründerin eines Fachs, dem sie die Bezeichnung „Zelluläre Mikrobiologie“ gab. Sie enthüllte zahlreiche grundlegende Mechanismen und Konzepte, die bei der Interaktion zwischen krankheitserregenden Bakterien und deren menschlichen Wirtszellen eine Rolle spielen. Ihre Ergebnisse haben den Weg zu neuen Therapiemöglichkeiten für Infektionskrankheiten geebnet.
Den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung in Höhe von insgesamt 210.000 Euro erhält Dr. med. Lena Seifert (33), Assistenzärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Klinik für Viszeral-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden. Die Nachwuchsmedizinerin arbeitet an vielversprechenden neuen immuntherapeutischen Ansätzen, die die Prognose bei Bauchspeicheldrüsenkrebs langfristig verbessern sollen.
Um des Stifters Ernst Jung zu gedenken, werden die neuen Preis- und Medaillenträger in jedem Jahr zu seinem Todestag am 8. Januar bekannt gegeben. Die feierliche Verleihung der Auszeichnungen findet am 19. Mai 2017 in Hamburg statt. Seit der ersten Preisverleihung vor 41 Jahren hat die Jung-Stiftung 123 Preis- und Medaillenträger ausgezeichnet und den medizinischen Fortschritt so mit rund 12 Millionen Euro unterstützt.
Über die Preise
Der Ernst Jung-Preis für Medizin zählt mit einem Preisgeld von 300.000 Euro zu den höchstdotierten Medizinpreisen Europas. Die 1967 gegründete Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung unterstützt mit dieser jährlich vergebenen Auszeichnung bereits seit 1976 Forschungsprojekte von Spitzenwissenschaftlern. 8,7 Millionen Euro sind allein durch sie bereits in die medizinische Forschung geflossen.
Die Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold wurde 1990 ins Leben gerufen. Sie versteht sich als Ehrung für das Lebenswerk von Forschern, deren Schaffen bedeutende Erkenntnisse für neue medizinische Therapiemöglichkeiten hervorgebracht hat. Eine Auszeichnung von besonderer Symbolkraft – aber nicht nur: Der Preisträger erhält zusammen mit der Medaille das Privileg, einen Nachwuchswissenschaftler auszuwählen, dem ein Stipendium in Höhe von derzeit 30.000 Euro zur Verfügung gestellt wird.
Der Ernst Jung-Karriere-Förderpreis für medizinische Forschung zählt in seiner Kategorie ebenfalls zu Europas führenden Medizinpreisen. Er wird seit 2006 vergeben und zielt darauf ab, den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. Der Förderbetrag von insgesamt 210.000 Euro ermöglicht es hochqualifizierten deutschen Nachwuchsmedizinern, die zuvor lange Zeit im Ausland tätig waren, ihre Forschungsprojekte hierzulande fortzusetzen und zu vertiefen. Im Gegensatz zu den beiden anderen Auszeichnungen der Jung-Stiftung, deren Preisträger durch das wissenschaftliche Kuratorium nominiert werden, können sich Nachwuchsforscher für den Ernst Jung-Karriere-Förderpreis eigenständig bewerben.
Forschung fördern, weil aus Forschung Heilung wird - Die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung
Es gehört zu den in den Statuten festgeschriebenen Zielen der Jung-Stiftung, Wissenschaftler und Projekte zu prämieren, die durch ihre Arbeit Fortschritte in der medizinischen Therapie vorbereiten oder – im Falle der Ernst Jung-Medaille für Medizin in Gold – bereits bewirkt haben. Denn für Ernst Jung, den Gründer der Stiftung, stand in der Humanmedizin stets das Ideal des Humanen im Mittelpunkt: Leiden zu verhindern, zu heilen oder zu lindern. Deshalb ist der Transfer von der Theorie zur Therapie ein zentrales Anliegen der Stiftung.
Der Reeder und Kaufmann Ernst Jung (1896 - 1976) gehört zu den Unternehmern, die Hamburgs Wirtschaftsgeschichte in den Nachkriegsjahren entscheidend mitgestaltet haben. Weltoffen und offen für Innovationen setzte sich Ernst Jung stets für technische Neuerungen und soziale Projekte ein. Auch Engagement für die Gesundheit und die Gemeinschaft prägten sein philanthropisches Wirken. Bereits 1967 investierte er einen bedeutenden Teil seines Vermögens, um die Jung-Stiftung für Wissenschaft und Forschung ins Leben zu rufen. Seit 1975 widmet sich diese ausschließlich der Humanmedizin.
Mehr Informationen unter www.jung-stiftung.de