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Karls Universität Tübingen
Starting Grants des Europäischen Forschungsrats für Tübinger Uni
„Dies ist ein herausragender Erfolg für die Universität und den gesamten Forschungsstandort Tübingen“, sagte die Rektorin der Universität, Professorin Karla Pollmann, am Dienstag in Tübingen. Nie zuvor habe Tübingen in einer Auswahlrunde derart viele ERC-Grants gewinnen können, die mit ihrer hochdotierten Projektförderung zu den prestige-trächtigsten Förderformaten weltweit zählen.
Die neuen ERC Starting Grants im Bereich der Onkologie sind:
Dr. Lukas Mager, Medizinische Klinik, Innere Medizin I
Projekt: „SOAR” zur Erforschung von entzündlichen Darmerkrankungen und Darmkrebs
Professor Christian Schürch, Institut für Pathologie und Neuropathologie
Projekt: „CAR-TIME“ zur Erforschung der Immuntherapie mit CAR-T-Zellen bei Lymphdrü-senkrebs
Ihre Projekte werden jeweils über einen Zeitraum von fünf Jahren mit insgesamt bis zu 1,5 Millionen Euro, in der Medizin bis zu zwei Millionen Euro gefördert. Mit den Starting Grants stattet der ERC herausragende junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit zusätzlichen Mitteln in ihrer Forschungskarriere aus. „Besonders erfreut bin ich, dass die geförderten Forscherinnen und Forscher aus vier verschiedenen Fakultäten kommen“, sagte Pollmann: „Dies unterstreicht wieder einmal, dass Spitzenforschung und Exzellenz an der Universität Tübingen in einer großen Bandbreite von Themen stattfinden.“
„Die ERC Starting Grants beweisen eindrucksvoll, dass sich die Medizinische Fakultät bei der Nachwuchsarbeit auf einem richtigen Weg befindet. Umso erfreulicher ist es, dass die drei Grants aktuelle Themen aus der Medizin fördern, die zukünftig eine noch größere Rolle in Forschung und Gesellschaft spielen werden“, stellte Professor Bernd Pichler, Dekan der Medizinischen Fakultät, heraus.
Lukas Mager – An der Schnittstelle von Mikrobiom- und Krebsforschung
Lukas Magers Projekt „Systematic Triangulation of Pathobiont-Host-Interactions“ (SOAR) – Systematische Dreiecksvermessung von Pathobiont-Wirt-Wechselwirkungen – beschäftigt sich mit der Erforschung von entzündlichen Darmerkrankungen und Darmkrebs. Dafür erhält er über einen Zeitraum von fünf Jahren eine Förderung des ERC in Höhe von rund zwei Millionen Euro. Das Forschungsprojekt startet im März 2024.
Chronische Darmerkrankungen sowie Krebs sind häufig mit genetischen Faktoren, aber auch dem Mangel an mikrobieller Vielfalt im Darm eng verbunden. Das Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen in unserem Körper, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Gewisse Bakterien, sogenannte Pathobionten, können die Entstehung von Krankheiten begünstigen oder die Wirksamkeit von Therapien schmälern. Bislang ist noch wenig über solch krankheitsrelevante Bakterien sowie deren Wechselwirkung mit genetischen Risikofaktoren von Betroffenen bekannt.
Lukas Magers Ziel ist es, Pathobionten, zu identifizieren und deren Interaktion mit genetischen Risikofaktoren zu analysieren. Mithilfe von maschinellem Lernen will er gemeinsam mit seiner Arbeitsgruppe Übereinstimmungen zwischen genetischem Risiko und Pathobionten finden, welche die Krankheitsentwicklung fördern. Schlussendlich können die gewonnenen Erkenntnisse zu einem späteren Zeitpunkt dabei helfen, Bakterien im Rahmen einer Therapie von entzündlichen Darmerkrankungen und Darmkrebs zu verwenden.
Die Forschung von Lukas Mager und seiner Max-Eder-Nachwuchsgruppe setzt an der Schnitt-stelle zwischen den Bereichen Mikrobiom und Krebs an. Er gehört zwei Tübinger Exzellenzclustern an, die sich einerseits mit der Mikrobiomforschung (Controlling Microbes to Fight Infection – CMFI) und andererseits mit der Krebsforschung (Image-Guided and Functionally Instructed Tumor Therapies – iFIT) auseinandersetzen. Darüber hinaus ist er mit seinem Labor im neuen M3 Forschungs-zentrum der Medizinischen Fakultät beheimatet, das drei bislang getrennte Themenfelder synergistisch vereint: die Malignom-, Metabolom- und Mikrobiomforschung.
Dr. Lukas Mager
Medizinische Fakultät – Medizinische Klinik, Innere Medizin I
Exzellenzcluster CMFI und iFIT
E-Mail: lukas.mager@med.uni-tuebingen.de
Christian Schürch – Effizienz der CAR-T-Zelltherapie bei Lymphdrüsenkrebs
Christian Schürchs Projekt „Drivers and Brakes of CAR T Cell Efficacy Determined by the Tumor Immune Microenvironment“ (CAR-TIME) – Wie das Immunmikromilieu des Tumors die Effizienz von CAR-T-Zellen beeinflusst – wird vom ERC mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren gefördert. Von Januar 2024 an wird er damit die Immuntherapie mit CAR-T-Zellen bei Lymphdrüsenkrebs erforschen.
Immuntherapien mit genetisch modifizierten T-Zellen, sogenannten CAR-T-Zellen, werden künftig eine immer größere Rolle in der Behandlung von Krebs spielen. So zeigt die Therapie bei der häufigsten Art des Lymphdrüsenkrebses, dem diffus großzelligen B-Zell-Lymphom, vielversprechende Ansätze. Leider profitieren jedoch nicht alle Patientinnen und Patienten von der Behandlung. Zudem handelt es sich um eine äußerst kostspielige Therapie, und es kann unter Umständen zu schwerwiegenden Nebenwirkungen kommen. Deshalb ist es umso wichtiger, vorab herauszufinden, welche Patientinnen und Patienten für die Therapie in Frage kommen, um so den Behandlungserfolg zu maximieren, wertvolle Zeit zu sparen und Komplikationen zu vermeiden.
Christian Schürch und sein Team wollen das Rätsel lösen, warum die Therapie mit CAR-T-Zellen nicht gleichermaßen erfolgreich bei allen Patientinnen und Patienten anschlägt. Sie gehen der Vermutung nach, dass das Tumormikromilieu, also das unmittelbare Umfeld eines bösartigen Tumors, von Betroffenen, die auf eine CAR-T-Zelltherapie ansprechen, grundverschieden ist zu denjenigen, bei denen die Therapie keinen Erfolg zeitigt. Durch die umfassende Analyse der Interaktion von Mik-romilieu und CAR-T-Zellen will Schürch neue Ansatzpunkte für den Therapieerfolg identifizieren und mögliche Kombinationsimmuntherapien entwickeln.
Prof. Dr. Christian Schürch
Medizinische Fakultät – Institut für Pathologie und Neuropathologie
E-Mail: christian.schuerch@med.uni-tuebingen.de