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Prof. Dr. André Scherag
Valide Daten für Diagnose, Therapie und Prognose
Als Professor für Klinische Epidemiologie plant, erhebt und analysiert der 39-Jährige krankheitsbezogene Studien zu patientenrelevanten Fragen. Die Daten solcher Studien ermöglichen wichtige Aussagen zur Notwendigkeit und Effektivität medizinischer Maßnahmen im Sinne einer evidenzbasierten Medizin. Seit dem Wintersemester arbeiten Professor Scherag und seine dreiköpfige Gruppe am Universitätsklinikum Jena im Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrum für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
„Wir wissen, dass viele Patienten nach dem Überstehen einer Sepsis beispielsweise häufig an neurologischen Spätfolgen leiden - über Faktoren, die solchen Langzeitfolgen vorbeugen oder aber sie begünstigen, wissen wir fast nichts“, so André Scherag. Deshalb wird eines seiner Forschungsvorhaben im CSCC die Auswertung bisheriger Registerdaten und die möglichst vollständige Erfassung klinischer Daten von ehemaligen Sepsispatienten mit dieser Fragestellung sein. André Scherag ist erfahren in der Konzipierung, Umsetzung und Auswertung multizentrischer Studien in verschiedensten medizinischen Fachgebieten und wird am Jenaer Uniklinikum eng mit dem Zentrum für Klinische Studien zusammenarbeiten.
Nach seinem Psychologiediplom in Marburg wechselte André Scherag in die Epidemiologie/ Biometrie und absolvierte während seiner Promotion berufsbegleitend in Heidelberg ein Masterstudium in Medizinischer Biometrie/Biostatistik. Mit einer eigenen Arbeitsgruppe am Uniklinikum Essen leitete er die Biostatistik am dortigen Zentrum für Klinische Studien und forschte auf dem Gebiet der molekularen Epidemiologie – u.a. zu genomweiten Assoziationsstudien, wo er sich auch habilitierte. Solche Studien suchen nach auffälligen Gemeinsamkeiten im Genom von Patienten mit einem bestimmten Krankheitsbild, die bei Probanden ohne Krankheit so nicht zu beobachten sind. Wie der Zusammenhang zwischen der Genveränderung und der Erkrankung zu erklären ist, muss dann weiter aufgeklärt werden, was wiederum eine gute interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Grundlagenwissenschaftlern voraussetzt. „Unsere Erfahrungen in großen genomweiten Studien zu so vielschichtigen Merkmalen wie der Gewichtsregulation oder zu psychiatrischen Störungen bieten gute Ansatzpunkte zu ähnlich komplexen Erkrankungen wie der Sepsis“, ist sich Scherag sicher. Wichtige Partner dabei werden neben den Wissenschaftlern des CSCC die Medizinstatistiker des Uniklinikums, die Forscher des ZIK Septomics und die Spezialisten der Integrierten Biobank Jena sein.
Dass Studenten sein Fach meist als notwendiges Übel betrachten, versteht Professor Scherag als besondere Motivation für praxisorientierte Lehre: „Die Vorbehalte verschwinden, wenn die Studierenden verstehen, welche unmittelbaren Auswirkungen valide klinische Forschungsergebnisse auf die klinische Praxis haben können.“