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Dr. Christine Klapp
Wir erklären, dass man sich vor Krebs auch schützen kann
Frau Dr. Klapp, Sie gehören der Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung an und besuchen regelmäßig Schulen. Was erzählen Sie und Ihre Kolleginnen den Schülern?
Wir sprechen mit den Schülern über die Pubertät und was sie über den gesunden und verantwortungsvollen Umgang mit ihrem Körper wissen sollten. Dabei geht es naturgemäß um Sexualität und Fruchtbarkeit, aber vor allem verfolgen wir einen Präventionsansatz.
Prävention von sexuell übertragbaren Krankheiten?
Uns ist es wichtig, den Schülern nicht nur aufzuzeigen, wie sie sich vor einer Ansteckung beispielsweise mit HIV, Chlamydien oder HPV schützen können, sondern auch warum. Wenn ein Mädchen begreift, dass eine Chlamydieninfektion zu Unfruchtbarkeit und eine HPV-Infektion zu Gebärmutterhalskrebs führen kann, bekommt es ein ganz anderes Risikobewusstsein. Wir thematisieren aber auch die Gefahren des Rauchens und des Alkohols. Am Ende sollen die Kinder verstehen, dass sie selbst viel tun können, um sich vor Krankheiten zu schützen.
Kommt Ihre Botschaft an?
Es ist erstaunlich, wie aufgeschlossen die Schüler gegenüber diesen Themen sind. Die je eineinhalb Stunden sind dafür zwar ziemlich kurz. Nichtsdestotrotz nehmen die Kinder eine Menge mit und, ja: Ich glaube, unsere Botschaft kommt an.
Sie besuchen die Klassenstufen fünf bis dreizehn. Was wissen Jugendliche in diesem Alter über Krebs?
Viele wurden indirekt schon mal mit Krebs konfrontiert, zum Beispiel durch eine Erkrankung in der eigenen Familie. In unseren Gesprächsrunden kommt auch zum Ausdruck, dass Krebs zu den am meisten gefürchteten Krankheiten gehört. Wenn wir dann die vorbeugende Wirkung einer HPV-Impfung erklären, sind die Schüler ziemlich begeistert und sagen „Wow. Gegen Krebs kann man sich impfen lassen.“
Bislang ist nur knapp die Hälfte aller Mädchen gegen HPV bzw. Gebärmutterhalskrebs geimpft. Können Sie mit Ihrer Arbeit daran etwas ändern?
Ich bin mir sicher: Wenn wir direkt nach unserer Informationsstunde die Impfung in der Schule anbieten würden, dann hätten wir in den Klassen eine Impfrate von 90 Prozent. In der Realität ist es aber so, dass die Eltern oft skeptisch gegenüber der Impfung sind, übrigens auch Kinderärzte und Gynäkologen. Deshalb leistet die ÄGGF Informationsarbeit für Schüler, Eltern, Lehrer und Ärzte.
Seit Mai kooperieren Sie ja mit der Berliner Krebsgesellschaft und erhalten auch finanzielle Unterstützung. Wie viel Raum nimmt seitdem die HPV-Impfung in Ihrer Doppelstunde ein?
Seit Bestehen der Kooperation haben wir eine ganze Schulstunde dem Thema Krebs gewidmet. Das ist mehr als früher. Da geht es aber nicht nur um HPV. Wir sprechen auch darüber, was Krebs überhaupt ist und welche Früherkennungs-Möglichkeiten es gibt. Es sind immer sehr lebendige Diskussionsrunden und die Fragen der Schüler sind quasi Teil des Programms.
Wie viele Aufklärungsrunden drehen Sie in diesem Jahr?
Ungefähr 900 in Berlin. Natürlich mach ich das nicht allein, sondern zusammen mit acht Kolleginnen. Ich glaube unsere Arbeit kommt auch deshalb so gut an, weil wir über etwas reden, womit sich Eltern und Lehrer oft schwertun. Oder wo ihnen schlicht das Fachwissen fehlt. Bei uns trauen sich die Kinder jedenfalls Fragen zu stellen, ohne dabei verlegen zu werden.
Das Interview führte Beatrice Hamberger.