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FDA-Zulassung
Beschleunigte vorläufige Zulassung für Perjeta von Roche
Wie Roche (SIX: RO, ROG; OTCQX: RHHBY) bekannt gab, hat die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) eine beschleunigte vorläufige Zulassung für Perjeta (Pertuzumab) zur neoadjuvanten Behandlung (Anwendung vor einer Operation) bei Patientinnen mit HER2-positivem frühem Hochrisiko-Brustkrebs erteilt. Diese Zulassung stützt sich hauptsächlich auf Daten einer Phase-II-Studie, die zeigt, dass bei fast 40 Prozent der Patientinnen, die mit der Kombination von Perjeta, Herceptin (Trastuzumab) und Docetaxel-Chemotherapie behandelt wurden, zum Zeitpunkt der Operation kein Tumorgewebe nachweisbar war (pathologisch komplette Remission, pCR). Das Perjeta-Therapieschema ist die erste von der FDA zugelassene neoadjuvante Brustkrebstherapie und auch die erste derartige Zulassung auf der Basis von pCR-Daten.
Die neoadjuvante Behandlung kann es dem Arzt ermöglichen, schnell zu beurteilen, ob ein Medikament wirksam ist, und kann ausserdem die Tumorgrösse reduzieren, sodass dieser chirurgisch leichter zu entfernen ist. Die pathologisch komplette Remission (pCR) ist eine gängige Messgrösse für die Wirkung der neoadjuvanten Behandlung bei Brustkrebs und kann schneller als herkömmliche Endpunkte bei frühem Brustkrebs beurteilt werden. Eine frühzeitige Behandlung von Frauen mit Brustkrebs, bevor sich der Tumor ausbreitet, bietet die besten Aussichten, einen Rückfall der Erkrankung zu verhindern.
„Durch einen neuen Zulassungsweg steht Perjeta für Frauen mit frühem HER2-positivem Brustkrebs einige Jahre früher zur Verfügung als dies bisher möglich war,“ so Hal Barron, Chief Medical Officer und Leiter der globalen Produktentwicklung. „Gemeinsam mit der FDA haben wir Neuland betreten. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit Gesundheitsbehörden weltweit, um weitere Möglichkeiten zu erkunden, wie vielversprechende Medikamente schneller zu den Patienten gebracht werden können.“
In dieser neuen neoadjuvanten Indikation wird Perjeta vor einer Operation angewendet in Kombination mit Herceptin und Docetaxel-Chemotherapie bei Patientinnen mit HER2-positivem, lokal fortgeschrittenem, entzündlichem oder frühem Brustkrebs (Tumor mit Durchmesser von mehr als zwei Zentimetern oder Ausbreitung in Lymphknoten). Perjeta sollte als Teil eines vollständigen Therapieschemas für Brustkrebs im Frühstadium angewendet werden. Diese Anwendung von Perjeta basiert auf einer Erhöhung des prozentualen Anteils der Patientinnen, bei denen zum Zeitpunkt der Operation kein Krebs in der Brust oder in den Lymphknoten nachweisbar war. Es gibt noch keine Daten, die zeigen, ob die Behandlung mit Perjeta vor der Operation das Überleben verbessert. Die Sicherheit von Perjeta als Teil eines Therapieschemas, das Doxorubicin (Chemotherapie) enthält, wurde noch nicht nachgewiesen. Die Sicherheit der Behandlung mit Perjeta über mehr als sechs Zyklen bei Brustkrebs im Frühstadium wurde ebenfalls noch nicht nachgewiesen.
Die neoadjuvante Indikation für Perjeta wurde im Rahmen des beschleunigten Zulassungsprogramms der FDA erteilt, das eine bedingte Zulassung eines Medikaments für eine lebensbedrohliche Erkrankung erlaubt, wenn erste Belege auf einen klinischen Nutzen hindeuten. Die Zulassung stützt sich hauptsächlich auf die Resultate der NEOSPHERE-Studie, einer Phase-II-Studie mit Perjeta bei HER2-positivem Hochrisiko-Brustkrebs im Frühstadium. Ausserdem wurden für das Zulassungsgesuch zusätzliche Daten aus der TRYPHAENA-Studie sowie längerfristigere Sicherheitsdaten der Phase-III-Studie CLEOPATRA mit Perjeta bei HER2-positivem metastasierendem Brustkrebs eingereicht. Bei TRYPHAENA handelt es sich um eine Phase-II-Studie mit Perjeta bei HER2-positivem frühem Brustkrebs, in der vor allem die kardiale Sicherheit beurteilt wird.
Eine vollständige Auswertung der Daten der laufenden Phase-III-Studie APHINITY ist die Voraussetzung für die Umwandlung der beschleunigten vorläufigen Zulassung in eine reguläre Zulassung. Die APHINITY-Studie vergleicht Perjeta, Herceptin und Chemotherapie mit Herceptin und Chemotherapie zur adjuvanten (postoperativen) Behandlung von Patientinnen mit frühem HER2-positivem Brustkrebs. Die ersten Daten aus APHINITY werden für 2016 erwartet.
Roche erörtet zurzeit die Möglichkeit, bei Zulassungsbehörden in anderen Ländern weltweit ein Zulassungsgesuch für Perjeta als neoadjuvante Therapie einzureichen. Perjeta ist bereits in einer Reihe von Ländern, darunter auch die USA, zugelassen für Frauen mit HER2-positivem metastasierendem Brustkrebs (einer fortgeschrittenen Form der Erkrankung, die dadurch gekennzeichnet ist, dass sich der Krebs in andere Organe des Körpers ausbreitet) oder lokal wiederkehrendem inoperablem Brustkrebs, deren metastasierende Erkrankung zuvor noch nicht mit einer Anti-HER2-Therapie oder Chemotherapie behandelt wurde.
Daten für Perjeta bei frühem HER2-positivem Brustkrebs
NEOSPHERE-Studie
Bei der Studie NEOSPHERE (1) (Neoadjuvant Study of Pertuzumab and Herceptin in an Early Regimen Evaluation) handelt es sich um eine internationale randomisierte, multizentrische Phase-II-Studie bei 417 Frauen mit neu diagnostiziertem HER2-positivem lokal fortgeschrittenem, entzündlichem oder frühem Brustkrebs. Die Patientinnen wurden nach Zufallskriterien (randomisiert) in vier Studiengruppen eingeteilt und erhielten eine neoadjuvante Behandlung über vier Zyklen (12 Wochen). Primärer Endpunkt war die pathologisch komplette Remission (pCR). Sekundäre Endpunkte waren: Klinisches Ansprechen, Zeit bis zum klinischen Ansprechen, Sicherheitsprofil, krankheitsfreies Überleben (DFS), Anteil der brusterhaltenden Operationen und der Nachweis von Biomarkern. Die Studiendaten zeigten:
Die Behandlung mit Perjeta, Herceptin und Docetaxel-Chemotherapie verbesserte die totale pCR-Rate signifikant um 17,8 Prozent, verglichen mit Herceptin und Docetaxel allein (39,3 Prozent vs. 21,5 Prozent, p = 0,0063).
pCR 21,5 Prozent für Herceptin und Docetaxel
pCR 39,3 Prozent für Perjeta, Herceptin und Docetaxel
pCR 11,2 Prozent für Perjeta und Herceptin
pCR 17,7 Prozent für Perjeta und Docetaxel
Die häufigsten schweren Nebenwirkungen (Grad 3 oder höher) unter dem Therapieschema mit Perjeta waren Neutropenie (Abnahme einer bestimmten Art von weissen Blutkörperchen, 44,9 Prozent), febrile Neutropenie (Fieber einhergehend mit Abnahme einer bestimmten Art von weissen Blutkörperchen, 8,4 Prozent), Leukopenie (Abnahme der Gesamtzahl der weissen Blutkörperchen, 4,7 Prozent) und Durchfall (5,6 Prozent).
TRYPHAENA-Studie
Bei der Studie TRYPHAENA (2) (ToleRabilitY of Pertuzumab, Herceptin and AnthracyclinEs in NeoAdjuvant breast cancer) handelt es sich um eine randomisierte, multizentrische Phase-II-Studie bei 225 Frauen mit HER2-positivem lokal fortgeschrittenem, entzündlichem oder frühem Brustkrebs mit einer Tumorgrösse von über zwei Zentimetern. Die Patientinnen wurden randomisiert einem von drei neoadjuvanten Therapieschemata mit Perjeta zugeteilt. Primärer Endpunkt war die kardiale Sicherheit. Sekundäre Endpunkte waren: Pathologisch komplette Remission (pCR), klinisches Ansprechen, Anteil der brusterhaltenden Operationen, krankheitsfreies Überleben (DFS), progressionsfreies Überleben (PFS), Gesamtüberleben (OS) und Nachweis von Biomarkern. Die Studiendaten zeigten:
Die Teststärke der Studie war nicht ausreichend, um die drei Studiengruppen miteinander zu vergleichen. Die totalen pCR-Raten in den drei Gruppen waren:
pCR 56,2 Prozent für Perjeta, Herceptin und anthrazyklinbasierte Chemotherapie, gefolgt von Perjeta, Herceptin und Docetaxel
pCR 54,7 Prozent für anthrazyklinbasierte Chemotherapie, gefolgt von Perjeta, Herceptin und Docetaxel
pCR 63,6 Prozent für die anthrazyklinfreie Gruppe (Perjeta, Herceptin, Docetaxel und Carboplatin-Chemotherapie)
In keiner der Studiengruppen wurden neue oder unerwartete kardiale oder sonstige Nebenwirkungen beobachtet. Alle beobachteten Nebenwirkungen entsprachen denen in früheren Studien mit Perjeta, Herceptin und Chemotherapie, kombiniert oder jeweils allein.
Die häufigsten schweren Nebenwirkungen (Grad 3 oder höher) in einer der drei Studiengruppen waren:
In der Gruppe mit gleichzeitiger Verabreichung: Neutropenie (47,2 Prozent), Leukopenie (Abnahme der Gesamtzahl weisser Blutkörperchen, 19,4 Prozent) und febrile Neutropenie (18,1 Prozent)
In der Gruppe mit sequenzieller Verabreichung: Neutropenie (42,7 Prozent), Leukopenie (12,0 Prozent), febrile Neutropenie (9,3 Prozent), Durchfall (5,3 Prozent) und linksventrikuläre Dysfunktion (4,0 Prozent)
In der anthrazyklinfreien Gruppe: Neutropenie (46,1 Prozent), febrile Neutropenie (17,1 Prozent), Anämie (Abnahme der roten Blutkörperchen, 17,1 Prozent). Die Häufigkeit der Nebenwirkungen Durchfall, Leukopenie, Anämie und Thrombozytopenie (Abnahme der Blutplättchen) betrug jeweils 11,8 Prozent.
Über Perjeta
Perjeta ist ein Medikament, das zielgerichtet am HER2-Rezeptor angreift. Dieses Protein ist auf der Oberfläche vieler normaler Zellen und bei HER2-positiven Krebserkrankungen in grossen Mengen auf der Oberfläche der Krebszellen vorhanden. Perjeta wurde speziell entwickelt, um zu verhindern, dass sich der HER2-Rezeptor mit anderen HER-Rezeptoren (EGFR/HER1, HER3 und HER4) auf der Oberfläche von Zellen verbindet („dimerisiert“). Dieser Vorgang spielt vermutlich beim Krebswachstum eine wichtige Rolle. Die Bindung von Perjeta an HER2 könnte darüber hinaus dem Immunsystem des Körpers signalisieren, dass es die Krebszellen zerstören soll. Man geht davon aus, dass die Wirkungsmechanismen von Perjeta und Herceptin einander ergänzen, da beide an den HER2-Rezeptor binden, jedoch an verschiedenen Stellen. Die Kombination von Perjeta und Herceptin führt vermutlich zu einer umfassenderen Blockade der HER-Signalwege.
Über Brustkrebs
Brustkrebs ist weltweit die häufigste Krebsart bei Frauen.(3) Jedes Jahr werden auf der ganzen Welt rund 1,4 Millionen neue Fälle von Brustkrebs diagnostiziert, und über 450’000 Frauen sterben jährlich an dieser Krankheit.(3) Bei HER2-positivem Brustkrebs sind auf der Oberfläche der Tumorzellen erhöhte Mengen des humanen epidermalen Wachstumsfaktorrezeptors 2 (HER2) vorhanden.(4) Dieses Phänomen wird als „HER2-Positivität“ bezeichnet und betrifft rund 15-20 Prozent der an Brustkrebs erkrankten Frauen. HER2-positiver Brustkrebs ist eine besonders aggressive Form von Brustkrebs.(5)
Über Roche
Roche mit Hauptsitz in Basel, Schweiz, ein führendes, forschungsorientiertes Unternehmen, ist spezialisiert auf die beiden Geschäftsbereiche Pharma und Diagnostics. Als weltweit grösstes Biotech-Unternehmen entwickelt Roche klinisch differenzierte Medikamente für die Onkologie, Infektionskrankheiten, Entzündungs- und Stoffwechselkrankheiten sowie neurologische Erkrankungen. Roche ist führend im Diabetesmanagement und auch der weltweit bedeutendste Anbieter von In-vitro-Diagnostik und gewebebasierten Krebstests. Medikamente und Diagnostika, welche die Gesundheit, die Lebensqualität und die Überlebenschancen von Patienten entscheidend verbessern, sind das strategische Ziel der personalisierten Medizin von Roche. 2012 beschäftigte Roche weltweit über 82’000 Mitarbeitende und investierte mehr als 8 Milliarden Franken in die Forschung und Entwicklung. Der Konzern erzielte einen Umsatz von 45,5 Milliarden Franken. Genentech in den USA gehört vollständig zur Roche-Gruppe. Roche ist Mehrheitsaktionär von Chugai Pharmaceutical, Japan. Weitere Informationen finden Sie unter www.roche.com
Alle erwähnten Markennamen sind gesetzlich geschützt.
Literatur
1. Gianni L, et al. Lancet Oncology 2012; 13: 25-32.
2. Schneeweiss, A et al. Cancer Res 2011; 71 (suppl 24): S5-6.
3. Ferlay J, Shin HR, Bray F, Forman D, Mathers C and Parkin DM GLOBOCAN 2008, Cancer Incidence and Mortality Worldwide: IARC Cancer Base No. 10 [Internet]. Lyon, France: International Agency for Research on Cancer; 2010. Available from: http://globocan.iarc.fr.
4. Wolff AC, et al. Arch Pathol Lab Med—Vol 131, January 2007.
5. Slamon D, et al. N Engl J Med 2011; 365:1273-83.