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ESMO-Kongress 2024
Krebsimpfstoff induziert vielversprechende Immunantworten in Phase-1-Studie beim Glioblastom
Vorläufige Immunogenitäts-Ergebnisse zeigen Aktivierung von Krebsantigen-spezifischen T-Zell-Antworten bei 77% der auswertbaren Patienten nach CVGBM-Monotherapie. 84% der Immunantworten waren de novo induziert, bei Patienten ohne vorherige T-Zell-Aktivität gegen die kodierten Krebsantigene. CVGBM wurde bis zur höchsten getesteten Dosis von 100 μg im Allgemeinen gut und ohne Auftreten von dosislimitierenden Nebenwirkungen vertragen.
Die häufigsten behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse waren leichte bis mittelschwere systemische Reaktionen wie Kopfschmerzen, Fieber und Schüttelfrost, die innerhalb von 1 bis 2 Tagen nach Injektion abklangen. 100 μg wurden als empfohlene Dosis für die Dosisexpansions-Studie ausgewählt, die kürzlich mit der Aufnahme von Patienten begonnen hat.
CureVac N.V., ein biopharmazeutisches Unternehmen, das eine neue Medikamentenklasse auf Basis von Messenger-Ribonukleinsäure (mRNA) entwickelt, präsentierte auf dem Kongress der European Society for Medical Oncology (ESMO) erste vielversprechende Daten aus dem Dosis-Eskalations-Teil A seiner laufenden Phase-1-Studie mit dem Krebsimpfstoff CVGBM bei Patienten mit Glioblastom. Die vorgestellten Daten umfassen Sicherheits- und Verträglichkeitsdaten sowie erste Immunogenitätsdaten für alle auswertbaren Patienten, die in Teil A der Studie mit CVGBM-Dosierungen von 12 bis 100 μg behandelt wurden. Die Präsentation kann hier eingesehen werden.
In dieser hochaggressiven und herausfordernden Krebsart zeigen die vorläufigen Immunogenitäts-Ergebnisse, dass die alleinige Behandlung mit CVGBM im Anschluss an eine Radiochemotherapie bei 77% der auswertbaren Patienten erfolgreich Krebsantigen-spezifische T-Zell-Antworten induziert. Besonders bemerkenswert ist, dass innerhalb dieser Patientengruppe 84% der Immunantworten durch die CVGBM-Impfung de novo induziert wurden. Diese Patienten zeigten vor der Behandlung noch keine messbare T-Zellaktivität gegen die betreffenden Antigene.
Während CD8+-T-Zellen in erster Linie Krebszellen angreifen und zerstören, spielen CD4+-T-Zellen eine entscheidende Rolle bei der Koordination der Immunantwort des Patienten und der Unterstützung der Aktivität von CD8+-T-Zellen. Die Mehrheit der Patienten, die eine Immunantwort entwickelt haben (69%), zeigte eine Krebsantigen-spezifische CD8+-Antwort, 31% hatten eine CD4+-Antwort und 23% hatten sowohl eine CD8+- als auch eine CD4+-Antwort.
„Diese ersten Daten sind ermutigend. Am wichtigsten ist, dass die starken de novo T-Zell-Antworten, die bei einer signifikanten Anzahl von Patienten beobachtet wurden, die Fähigkeit des Impfstoffs zeigen, die Immuntoleranz gegenüber dem Tumor zu brechen und eine neue Immunantwort zu erzeugen“, sagte Prof. Dr. Dr. Ghazaleh Tabatabai, Leiterin der Abteilung Neurologie und Interdisziplinäre Neuroonkologie am Universitätsklinikum Tübingen und des Hertie Instituts für klinische Hirnforschung. „Das CVGBM-Sicherheitsprofil ist akzeptabel und wir sind gespannt auf die potenzielle Validierung dieser Ergebnisse im nächsten Teil unserer Studie. Dies könnte einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen diese verheerende Krankheit leisten.“
Dr. Myriam Mendila, Chief Scientific Officer von CureVac, fügte hinzu: „Diese initialen Daten im Menschen unterstreichen zum ersten Mal das breite Potenzial unseres mRNA-Gerüsts der zweiten Generation in der Krebsimmuntherapie. Die Fähigkeit von CVGBM, sowohl CD8+ als auch CD4+ de novo T-Zell-Antworten zu generieren, deutet darauf hin, dass der Krebsimpfstoff die koordinierte Abwehr gegen den Krebs durch das Immunsystem verbessert. Mit dem nächsten Teil der Studie schaffen wir eine solide Grundlage für die Entwicklung zukünftiger shared-antigen oder auch personalisierter Krebsimpfstoffe bei verschiedenen Tumorarten, die den Patienten erhebliche Vorteile bieten könnten.“
Die Immunaktivierung wurde von einem allgemein guten Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil begleitet, das bis einschließlich der höchsten getesteten Dosis von 100 μg keine dosislimitierenden Toxizitäten zeigte, wie von einem unabhängigen Data and Safety Monitoring Board bestätigt. Behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse waren überwiegend systemische Reaktionen in den Kategorien Grad 1 (leicht) und Grad 2 (moderat), die für mRNA-basierte Therapeutika charakteristisch sind. Dazu gehörten Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Fieber und Müdigkeit, die innerhalb von 1 bis 2 Tagen nach der Injektion abklangen. Sieben Patienten berichteten über insgesamt neun behandlungsbedingte unerwünschte Ereignisse der Kategorie Grad 3 (schwer), von denen vier als schwerwiegende unerwünschte Ereignisse eingestuft wurden. Es traten keine behandlungsbedingten unerwünschten Ereignisse der Kategorien Grad 4 oder 5 auf. Entsprechend wurde eine Dosis von 100 μg als empfohlene Dosis für den bereits angelaufenen Dosis-Expansions-Teil B der Studie gewählt.
Die offene Studie untersucht die Sicherheit und Verträglichkeit von CVGBM bei HLA-*02:01-positiven Patienten mit neu diagnostiziertem und chirurgisch reseziertem MGMT-unmethyliertem Glioblastom oder Astrozytom mit einer molekularen Signatur eines Glioblastoms. CVGBM ersetzt die Temozolomid-Erhaltungstherapie. Es wird als Monotherapie nach chirurgischer Resektion und Abschluss einer Strahlentherapie mit oder ohne Chemotherapie verabreicht. Die Studie besteht aus zwei Teilen, einem Dosis-Eskalations-Teil (Teil A) und einem Dosis-Expansions-Teil (Teil B). Im vollständig rekrutierten Teil A erhielten die Patienten sieben intramuskuläre Impfungen in aufsteigenden Dosierungen im Bereich von 12 bis 100 μg an den Tagen 1, 8, 15, 29, 43, 57 und 71. Patienten, deren Erkrankung nach Abschluss dieser Behandlung noch nicht fortgeschritten war, konnten weitere Erhaltungsimpfungen erhalten. In Teil A wurden insgesamt 16 Patienten behandelt, von denen 13 Patienten auswertbare Immunantworten zeigten. Bei allen Patienten ist der Studienbehandlung eine operative Entfernung des Tumors (bei 44% eine vollständige und bei 56% eine teilweise Entfernung) mit anschließender Radiochemotherapie mit Temozolomid-Behandlung vorausgegangen. Antigen-spezifische CD4+- und CD8+-T-Zell-Antworten wurden zu relevanten, festgelegten Zeitpunkten bis zum Tag 99 untersucht. Teil B der Studie läuft derzeit mit der empfohlenen Dosis von 100 μg.
Weitere Informationen finden Sie unter clinicaltrials.gov (NCT05938387).
Über CVGBM
Basierend auf CureVacs firmeneigenen mRNA-Gerüst der zweiten Generation, das für eine verbesserte mRNA-Translation, verstärkte Proteinexpression und eine optimierte Induktion von T-Zell-Antworten ausgelegt ist, kodiert CVGBM für ein einzelnes Fusionsprotein, das acht Epitope umfasst, die von vier tumorassoziierten Antigenen (TAA) abgeleitet sind, die für das Glioblastom relevant sind. Darunter sind fünf HLA-Klasse-I-Epitope (HLA-*02:01) und drei Klasse-II-Epitope. CVGBM verwendet unmodifizierte mRNA und ist in Lipid-Nanopartikeln (LNPs) formuliert. Die Phase-1-Proof-of-Principle-Studie zu CVGBM wird derzeit in Deutschland, Belgien und den Niederlanden durchgeführt.